Problem von anonym - 30 Jahre

Er ist ausgerastet

Hallo zusammen,
ich (30)bin mit meinem mann (33) nun fast 12 Jahre zusammen. Wir hatten ein langes hin und her, weil er sich nochnicht bereit gefühlt hat für eine Beziehung. er ist schon immer ein impulsiver Typ gewesen, wurde schnell laut. Im Herzen ist er ein absolut lieber Mensch.
Im April haben wir nun geheiratet. Dies war auch keine einfache Sache, da meine Familie sich gegen diese Heirat gewehrt hat, das hat kulturelle Gründe. Aber unsere Liebe hat das alles überstanden.
Mein Mann hat in den 8 Monaten nur knapp 2 Monate gearbeitet, es ist nicht einfach einen anständigen Job bei uns hier zu bekommen. Aber ansonsten lässt er sich total gehen. Ich habe einen Job und verdiene gottseidank gut. Er hängt nur noch vorm Internet oder guckt DVD's, geht erst morgens ins Bett und steht mittags auf. Er ist sehr aggressiv. Meine Familie wohnt im selben Haus. Er fühlt sich vor allem durch meinen Vater unter Druck gesetzt, weil er nichts verdient. Für mich ist das kein Thema, ich weiss, er will arbeiten und wird es auch.
Ich glaube er hat starke Depressionen. Ich habe schon oft versucht mit ihm zu reden. Habe ihm immer Halt gegeben, bin immer verständnisvoll gewesen... gut, manchmal kann ich nicht mehr, weil er mich mit aller Last alleine lässt. er tut zu hause nichts. Ich gehe kaputt, bin aber geduldig gewesen.
Am Sonntag ist er dann aber ausgetickt. es war am anfang eine normale Unterhaltung.. dann plötzlich tickte er aus. Er hat mich gepackt und laut geschrien. Ich hab gesagt er soll das lassen, dann wurde er immer wütender.. hat das Bügeleisen genommen was da stand und wollte auf mich einschlagen, hat es aber nicht getan. und meinte nur, ich soll ruhig sein, er will mir nicht wehtun. dann hat er meine familie sehr heftig beschimpft, ich fands krass. meine familie unterstützt uns in jeglicher hinsicht, mein vater zeigt ihm zwar immernoch die kalte schulter, aber er sagt nichts schlimmes zu ihm oder sowas..
für mich ist eine welt zusammengebrochen. nun reden wir seit tagen nicht mehr miteinander.. er hat angefangen dinge zu tun, um die ich ihn seit monáten bitte.. aber er geht nicht oder sagt ncihts.. entschuldigen tut er sich auch nicht. wir sind wie zwei fremde..
ich habe angst ihn zu verlieren, bin aber auch sehr wütend auf ihn. bisher bin ich immer diejenige gewesen, die um die beziehung gekämpft hat, dieses mal muss er was tun.
gebt mir bitte einen rat, was ich tun soll, ich bin verzweifelt. ich habe nicht geheiratet damit alles so schnell in die brüche geht.
ich bin so unglücklich, er auch das sehe ich.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich glaube Dir gerne, dass das Leben mit ihm Dir erscheint wie zwei Fremde in einer Wohnung. In dem Moment, als er mit dem Bügeleisen in der Hand vor Dir stand, war er auf eine Art und Weise auch ein fremder Mann.

Du kannst 1000 Rechtfertigungen und Entschuldigungen suchen und wohl auch finden - die Tatsache bleibt bestehen. Der Mann, den Du liebst, den Du erst vor relativ kurzer zeit geheiratet hast, hat Dich bedroht und Du hattest in diesem Augenblick einfach nur noch Angst vor ihm.

Arbeitslosigkeit ist nicht leicht, besonderns, wenn man dadurch ein Stück als Versager hingestellt wird und sich bewusst oder unterbewusst selbst auch so sieht. Ich kann in dieser Hinsicht so ziemlich jedes aufwallende Gefühl verstehen - aber nicht die Gewalt.

Er schweigt es tot? Kein Wort mehr? Ich hoffe, dass er sich vor sich selbst erschrocken hat, dass er sieht, was da war und sich vielleicht auch Hilfe in Form einer Therapie sucht (Antiaggressionstraining). Oder einfach für sich durchleuchtet, was ihn an diesem Tag angetrieben hat. Ich hoffe für eure Ehe wirklich, dass das der Grund ist für seine Schweigsamkeit. Aber ein Weg sich wieder anzunähern ist Schweigen nie. Man muss reden um zu verstehen und verstanden zu werden.

Ich verstehe und finde das auch gut, dass Du sagst 'dieses Mal muss er was tun'. Er hat verbockt, er sollte auch eigentlich auf Dich zukommen. Ein Stück versucht er das, in dem er all die Dinge tut, um die Du ihn immer gebeten hast. Vielleicht gehen in seinem Kopf Gedanken umher wie "Ich werde sie jetzt glücklich machen, tue, worum sie mich immer gebeten hat, dann wird schon alles gut". Nur sollte er sowas auch ausssprechen.

Warte nicht, sondern fordere ihn quasi dazu auf. Gib ihm den Raum, den Moment, all das zu sagen, was in seinem Kopf vor sich geht. Kein Vorwurf, sondern erst mal nur ein 'was ist nur mit uns geschehen?' oder ähnliches. Ich weiß, Du möchtest dass er den ersten Schritt tut, aber wir Frauen haben oft einen größeren Redebedarf als Männer. Er kann sich über diesen Vorfall hinwegschweigen und irgendwann sagen 'das ist doch schon so lange her'. Ich denke, Du kannst das nicht. Schieb den Stolz beiseite, mach den ersten Schritt und die restliche Strecke zwischen euch legt dann er zurück.

Eine Anmerkung zu eurer Grundsituation habe ich noch: Hab ihr mal überlegt, euch eine Wohnung zu suchen, die nicht so nah an Deinen Eltern dran ist? Es scheint mir viel vorgefallen zu sein und den Vater setzt Deinen Mann unter Druck. Dein Mann ist arbeitslos, er fühlt sich minderwertig und genau das liest er jeden Tag im Gesicht seines Schwiegervaters - ob es nun da steht oder nicht, er liest das.

Alles Gute für das neue Jahr!