Problem von Anonym - 32 Jahre

Freundin hat angst vor Nähe

hallo liebes ku-ka team!
ich (33) bin mit meiner jetzigen freundin (22) seit gut zwei monaten zusammen. wir haben uns übers internet kennen gelernt und uns, bevor es zum ersten treffen kam rund ein dreiviertel jahr über e-mail geschrieben. wir kannten uns also auf dieser ebene schon sehr gut.
das erste treffen lief dann ungeheuer entspannt ab. im laufe des abends kamen wir uns sehr lieb näher, haben uns geküsst und uns in den armen gehalten und in dieser nacht _nicht_ miteinander geschlafen, weil sie zwar meinte, dass sie das gerne möchte, es ihr aber zu schnell ginge. für mich war das okay, weil ich sie nicht drängen wollte und überhaupt sehr froh war, dass sie diesen wunsch äusserte.
als ich sie am nächsten morgen zum bahnhof brachte (wir wohnen recht weit voneinander entfernt, knapp 600km, diese hürde meisterten wir bislang via zugreise)
nun ja, nach zwei wochen kam dann das nächste treffen. dazwischen hatten wir tagtäglichen telefonischen kontakt, der oftmals bis spät in die nacht hinein ging und selten kürzer als 4-5 stunden andauerte. wir schafften es da sogar, uns durch telefonsex gegenseitig zu stimulieren. es war jedenfalls sehr schön, persönlich und vollkommen toll und meine freundin teilte mir dabei des öfteren am telefon mit, dass sie jetzt gerne mit mir schlafen möchte. entsprechend groß haben wir uns dann auf das nächste treffen dann gefreut, auf das küssen, umarmen und miteinander schlafen. und es hat gleich am ersten abend geklappt und war genauso, wie wir uns das vorgestellt haben; wunderschön, aufregend und zärtlich.
ab dem zweiten tag merkte ich bei ihr aber eine veränderung. sie war teilweise scheu und zurückhaltend, machte manches mal einen plötzlichen rückzieher, wenn wir intim wurden und nicht selten wurde das ganze auf stundenlanges küssen reduziert, ohne dass sie dabei an mehr dachte. ich war frsutriert und sie spürte das. wir hatten ein gespräch, in dem sie mir einiges schilderte. so wäre es für sie demnach so, dass sie erstmal alle eindrücke verarbeiten muss. meine nähe, meine wohnung, die fremden gerüche und eindrücke. ich habe das verstanden und mich über diese lieben sätze sehr gefreut und ihr entsprechendes verständnis gegeben.
solche szenen wiederholten sich bei den folgenden treffen immer mal wieder. also intensives küssen und anschließend die ihre scheu und ihre zurückgezogenheit. aber wenn es zum sex kam, war es immer wundervoll und sie konnte sich dabei auch richtig fallen lassen. das ging manches mal sogar soweit, dass wir zeitweise voreinander onanierten. eine ganz intime sache also.
nun war ich mit meiner freundin letzte woche für 6 tage in urlaub an der nordsee. während dieser zeit kam es immer mal wieder zu kleineren reiberein, vornehmlich weil sie sich auf sexueller ebene wieder versperrte. im großen und ganzen war die gemeinsame urlaubszeit aber sehr schön. zwei tage nach dem urlaub trat ich meine heimreise von ihr an. wir verabschiedeten uns sehr zärtlich und scherzten noch, dass eventuell der zug ausfallen könnte und ich dann da bleiben müsste.
als ich abends nachhause kam, hatte sie mir noch eine liebe sms geschickt und auch nachts kam noch eine liebesbekundung von ihr, dass es sehr schade ist, dass ich weg bin, aber dass wir uns ja bald wieder sehen werden.
ab dem nächsten tag war die dann alles wie ausgewechselt. sie meldete sich erst am späten nachmittag und teilte mir mit, dass sie wahrscheinlich an einer depression leide und dass sie nun alles verdunkelt sehe, sinn und zweck gerade überhaupt nicht mehr erkenne. das war für mich ein schwerer schlag. ich schrieb ihr eine sehr drängelnde email, von der ich im nahhinein weiss, dass sie sie sehr verunsichert haben muss. es kam da auch keine reaktion von ihrer seite drauf.
am nächsten tag schrieb ich ihr eine karte mit lieben zeilen, da ich mich da dann schonmal über depression in der partnerschaft etwas informiert habe und glaubte, dass zuneigung und liebe worte ihr vielleicht helfen würden. mit mühe und not bekam ich dann bei einem telefongespräch mit ihr geraus, dass sie furchtbare angst vor dieser ganzen nähe hat, damit nicht umgehen kann und dadurch in eine depressive lage verfiel. sie habe das in der vergangenheit schon öfter gehabt, dass sie sich dann menschen, die ihr nahe stehen, vollkommen verschlossen hat und niemanden mehr an sich ran liess. sie ist wegen dieser "verhaltensstörung" auch seit sommer diesen jahres in psychiatrischer behandlung und der arzt meinte, dass sie sich diesem problem nur stellen kann, in dem sie zu mir fährt bzw ich zu ihr fahre und eine direkte "konfrontation" also stattfindet. sie schreibt mir, dass sie "ja nicht mit dir reden will oder kann - nur ist es eben so, dass ich die nähe, die ich in einer partnerschaft gerne haben möchte, nicht haben kann. ich habe dich unheimlich gern und will weiterhin mit dir kontakt haben und für dich da sein. so sieht es aus.
das problem sind ja diese 600km. ich kann nicht einfach in zwei wochen, wenn ich entspannter und stabiler bin, einfach zu besuch kommen und gucken, was passiert. das heisst: ich könnte schon. nur möchte ich dir das nicht zumuten.". jetzt will sie nur reine freundschaft, aber das kann ich nicht, weil ich sie zu sehr liebe. ich weiss, dass sie mich ja auch liebt, nur kann sie mir das irgendwie nicht zeigen, weil für sie mittlerweile eben diese barriere entstanden ist, aus der sie, wie sie sagt, eventuell nicht wieder drüber hinwegkommt. sie sagt, sie will mich nicht verlieren, da ich ihr innerhalb des jahres sehr wichtig geworden bin. aber meine ganzen bekundungen und seien sie auch noch so dezent, stoßen sie ab und überfordern sie und ihre gefühlswelt. ich bin am verzweifeln, wie ich mich ihr mitteilen soll. dieser balance akt ist sehr schwierig und manchmal würde ich gerne eine schlussstrich unter die sache ziehen, nur um nicht daran zu verzweifeln. aber ich will sie nicht verlieren. und sie schreibt auch, dass sie den kontakt zu mir nicht vollkommen abbrechen kann und will, "ohne recht zu wissen, weshalb das so ist.". sie schrieb mir sachen wie: "schön, dass es DICH gibt. danke für alles. ich weiss das sehr zu schätzen, auch wenn ich momentan so gefühlstaub bin, dass das alles sehr halbherzig und ätzend und unbefriedigend rüberkommen mag. so ist es nicht gemeint, aber zu mehr bin ich leider gerade tatsächlich nicht fähig.".
wie kann ich ihr denn die angst vor nähe nehmen, damit sie wieder vertrauen zu mir schöpft? momentan sieht es leider so aus, als würde das nie wieder klappen und ich selber bin mittlerweile auch verunsichert, ob das denn alles was werden kann. für sie war es bislang eine "wunderschöne zeit und es tut mir sehr weh, dass sie aufgrund blöder umstände zum scheitern verurteilt war."
ich weiss nicht, ob mein problem im großen und ganzen nun lächerlich erscheinen mag, weil es ja auf der hand liegt, dass ich ihr einfach zeit und geduld schenken muss. aber ich habe das dumpfe gefühl, dass sie rein von ihrem inneren wesen wieder in so eine phase zurückverfällt und dass uns dies dann endgültig trennt. und das macht mich und auch sie auf dauer sehr kaputt und unsicher, zumal sie überhaupt nicht weiss, woher denn der auslöser für diese gewaltige unsicherheit, scheu und angst herrührt.

bitte helfen sie mir! vielleicht haben sie eine ratschlag, wie wenigstens ich mich stark verhalten und ihr dadurch ein stütze geben kann, an der sie vertrauen schöpft. soll ich den kontakt erstmal abschwächen lassen, damit sie klare gedanken fassen kann? das würde ich einerseits sicher helfen, aber andererseits will sie einen fortdauernden kontakt (der momentan ausschliesslich über email verläuft) aufrecht erhalten.

über eine antwort würde ich mich sehr freuen.
vielen herzlichen dank schonmal!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ihr zwei scheint sehr intensive Gespräche geführt zu haben. Das finde ich wirklich toll und nicht unbedingt selbstverständlich. Zum einen, weil es ihr sicher schwer fällt, so tief über ihre Gefühle zu sprechen und zum anderen, weil Du nach wie vor zuhörst und nicht resignierst, um dann eine neue, leichtere Liebe zu finden.

Es ist schwer, hier den richtigen vom falschen Weg zu unterscheiden. Wir sind hier alle keine Psychologen und können auch nur aus dem Bauch heraus antworten oder ein wenig im eigenen Erfahrungsschatz wühlen.

Ihr Psychologe spricht von der Konfrontation mit der Nähe, die ihr so Angst macht. Verständlich, denn nur wenn sie Nähe auch Stück für Stück zulässt, kann sie sehen, dass nichts schlimmes von ihr ausgeht. Wenn Du eine Beziehung mit ihr möchtest, dann liegt ein langer Weg vor Dir. Die Nähe wird es nur stückweise geben, Dir zwischendurch wohl wieder entzogen, um dann neu anzufangen. Kannst Du das? Möchtest Du das? Darüber solltest Du Dir im Klaren sein. Es wird nicht einfach. Aber deine Gefühle scheinen sehr groß zu sein, und der Kampf kann sich auch lohnen.

Woher ihre Ängste rühren, kann ich natürlich gar nicht beurteilen. Das kann sich nur für sich selbst, wahrscheinlich mit der Hilfe eines Therapeuten herausfinden. Das wäre ihre Aufgabe. Deine dagegen, für sie da zu sein. Für Männer ist das oft recht schwierig. So möchten die Problme in die Hand nehmen und lösen. Sie braucht nur jemanden, der zuhört - lösen wird sie es selbst müssen. Es gilt wohl einfach mal still zu halten und Freund und Partner zu sein.

Wäre es denn möglich, dass Du einmal gemeinsam mit ihr zu ihren Psychologen gehen kannst? Ich denke, er wird Dir jede Menge fundierte Tipps und Ratschläge geben können, wie Du am besten mit der Situation umgehst, um mit ihr eine Beziehung führen zu können, die auch tiefer geht.

Voausgesetzt, Du möchtest diese Beziehung und mit ihr ihre Angst bekämpfen, halte ich das für einen guten Weg. Du wirst sie besser verstehen können, sie sieht Deine Unterstützung und nach so einem Termin habt ihr beide etwas mehr in der Hand.

Sag ihr, dass Du damit lernen möchtest umzugehen, dass Du das, was ihr habt und hattet, nicht einfach wieder hergeben kannst. Und auch, dass Du damit leben kannst, dass die Nähe nur dann und wann zustande kommt und Du es zulassen kannst, dass sie sich zurückzieht, wenn sie es braucht. Dass es Dich mehr verletzt, wenn sie ganz geht. Aber all das eben nur dann, wenn es auch der Wahrheit mehr als nahe kommt.

Alles Gute!