Problem von Anonym - 34 Jahre

ich bin nicht eifersüchtig - liebe ich sie trotzdem?

Hallo, liebes Kummerkasten-Team!

Zu meinem Problem zunächst meine persönliche Vorgeschichte: Seit einem Jahr bin ich mit meiner Freundin zusammen. Es ist meine ERSTE Freundin, und das mit 34 Jahren. Ich war vorher vielleicht vier mal verliebt, aber leider ist daraus nie etwas geworden. Vor zehn Jahren hätte es fast geklappt, aber letztlich doch nicht. Ansonsten ab und an mal eine Knutschrei im Suff, das war`s. Die Tatsache hat immer zu allgemeiner Verwunderung beigetragen und auch ich habe mich immer darüber gewundert, dass es einfach nicht klappen wollte, aber großartig Kopfzerbrechen hat mir das nicht bereitet. Ich dachte, es könne jeden Tag passieren, ansonsten bleibst du eben Junggeselle.

Vor einem Jahr ist es dann tatschlich passiert. Ich habe meine Freundin auf einem Familienfest kennengelernt und wir haben uns gleich am ersten Abend verliebt. Wir sind dann nach zwei Wochen zusammengekommen. Meine Freundin (33) war gerade dabei, sich von ihrem damaligen Lebensgefährten zu trennen (das wäre sowieso passiert).

Wir führen seitdem eine Fernbeziehung (450 km) und sehen uns ziemlich jedes Wochenende und telefonieren auch jeden Tag mehrmals, abends bis zu einer Stunde. Wir verstehen uns ausgezeichnet, es gibt selten bzw. so gut wie nie Grund zum streiten und wir pflegen einen ähnlichen Lebensstil. Wenn ich mit ihr zusammen bin merke ich heute noch, wie mir manchmal das Herz aufgeht. Beim Sex gibt es keine nenneswerten Probleme, es macht einfach Spaß, auch wenn es nicht mehr so häufig stattfindet, wie am Anfang, aber das ist ja normal.

Wir haben auch schon über das Heiraten und Kinder kriegen gesprochen. Meine Freundin macht diesbezüglich allerdings ziemlich Druck, d.h. sie redet ständig darüber. Seit wir im August konkrete Pläne gefasst haben, habe ich "Bauchschmerzen" bekommen. Ich habe ihr das auch erzählt. Sie war natürlich erstmal ziemlich down. Aber ich konnte sie beruhigen, dass unsere Beziehung nicht gefährdet ist und ich lediglich noch Zeit brauche.

Nun ist es so, dass ich ständig grübele und mich frage, ob ich sie wirklich liebe. Nur als wir im September eine Woche im Urlaub waren, war ich frei im Kopf. Und als ich im November das Buch "Der wunderbare Weg" von Scott M. Peck, welches mich sehr beeindruckt hat, gelesen habe ging es mir auch top. Aber letzlich kamen die Zweifel wieder. Und nach langem Nachdenken bin ich jetzt dahinter gekommen, woher die Zweifel kommen: Ich bilde mir ein, nicht eifersüchtig zu sein und dass es mir nichts ausmachen würde, wenn sie mich verlassen würde. Weder für das eine, noch für das andere gibt es allerdings den geringsten Anlass.

Das einfachste wäre nun natürlich, die Beziehung zu beenden. Aber das will ich nicht, weil es eigentlich keinen Gund dafür gibt und ich sie wirklich sehr lieb habe. Außerdem vermute ich, dass das Problem nicht in unserer Beziehung verborgen liegt, sondern in mir. Sie ist nach wie vor Bestandteil meiner Zukunftspläne, manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich es mir vorstelle, wir wären eine Familie mit Kindern. Der Gedanke gefällt mir dann.

Aber meine Zweifel lassen nicht nach. Bin ich das Alleinsein zu sehr gewöhnt? Oder empfinde ich Liebe eben nicht leidenschaftlich, sondern eher freundschaftlich? Ich will sie nicht verlieren, da ich dass Zusammensein mit ihr genieße. Ich will die Grübelei loswerden. Soll ich einen Psychologen aufsuchen? Ich hätte damit kein Problem. Außerdem: Sol ich mit meiner Freundin über mein Problem reden? Grundsätzlich rede ich offen über meine Probleme, etliche meiner Freunde, meine Eltern und Schwester sind auch eingeweiht. Aber ich befürchte, ich würde meine Freundin dadurch so sehr verängstigen, dass die Beziehung daran kaputt geht.

Im Endeffekt glaube ich, dass wenn die Beziehung zu Ende wäre, ich es bitter bereuen würde. Allerdings wüßte ich dann, ob es mir wirklich nichts ausmachen würde, wenn sie micht verlassen würde, was natürlich eine "tolle" Erkenntnis wäre! Ich galube, ich werde mal einen Psychologen aufsuchen, was meint Ihr?

Vielen Dank und schöne Grüße!

Anwort von Sabine

Hallo!

Du kannst natürlich einen Psychologen aufsuchen. Ich sehe keinen Grund, warum man es nicht tun sollte. Gerade, wenn man es verspürt und glaubt, dass es hilft. Du bist bereit Hilfe anzunehmen und das doch die wichtigste Voraussetzung dafür. Bereit dazu zu sein.
Als ich Deine Mail gelesen habe, habe ich die ganze Zeit über gedacht, dass Du Dich vielleicht einfach nur sicher und wohl fühlst mit ihr zusammen zu sein. Sie schenkt Dir Sicherheit und Vertrauen und vielleicht ist es nur ein ungewohntes Gefühl für Dich. So zumindest dachte ich als erstes über Deine Worte.

Lieben Gruß