Problem von Anonym - 16 Jahre

Hirntumor, allein - Mühe neue Kontakte einzugehen

Hallo

Ich bin 16 Jahre alt und vor eineinhalb Jahren wurde bei mir ein Hirntumor diagnostiziert. Leider ist dieser Tumor inoperabel, da er sich genau beim Stammhirn befindet. Ich habe nun all zwei Wochen vier Tage Chemotherapie. Das ist eigentlich nur das eine Problem. Das andere und im Moment weitaus schlimmere ist, dass vor gut einem Jahr meine Eltern bei einem Autounfall ums Leben kamen (ich bin/war Einzelkind). Nun fühle ich mich sehr alleine. Es gibt zwar viele wirklich sehr liebe und nette Menschen, Lehrer, Bekannte, Freunde, etc. Aber ich schaffe es einfach nicht, mit einem dieser Personen eine tiefere Bindung einzugehen, obwohl ich das sogern würde und auch nötig hätte. Ich vermute, dass dies mit der unbewussten Angst, wieder jemanden geliebten zu verlieren zu tun hat. Es ist mir klar, dass dies eher ein Fall für einen Psychologen ist. Ich bin auch in psychologischer Behandlung. Einerseits aufgrund des Tumors und andererseits wegen dem Unglück mit meinen Eltern.Gerne wollte ich einfach noch die Meinung eines anderen dazu hören. Wie könnte ich vielleicht diese Angst überwinden?
Vielleicht muss man noch dazu sagen, dass der Verlauf von solchen Tumorerkrankungen auch viel mit dem psychischen Befinden und der Einstellung zu tun haben. Die Einstellung zum Tumor ist zwar mehr oder weniger positiv aber das psychische Befinden dafür umso weniger.

Liebe Grüsse

Anwort von Sabine

Hallo!
Es tut mir sehr leid, was Du schon alles erleben mußtest und hast. Es fällt mir schwer, die passenden Worte zu finden, denn es ist mir nicht möglich, mich in Deine Situation zu versetzen.
Dein Gefühl, sich an jemanden zu binden, dass er einem nahe ist und Du ihn wieder verlieren könntest, dass kann ich schon ein wenig nachvollziehen. Ich habe versucht, es ein wenig mit einer verlorenen großen Liebe zu vergleichen und die Angst, sich wieder neu zu verlieben, weil man ja wieder verlassen werden könnte. Ich habe allerdings auch im Laufe der Zeit herausgefunden, dass ich ständig unglücklich und einsam bleiben würde, wenn ich die Liebe und Zuneigung der anderen nicht wieder an mich heranlassen würde. Und irgendwann kam der Punkt wo ich es einfach riskiert habe.
Deine Behandlungen wegen des Tumors nehmen bestimmt viel Zeit in Anspruch und beschäftigen Dich bestimmt sehr. Für andere ist es bestimmt auch schwer, sich mit Deinen Schicksalen zu identifizieren und von daher steht immer irgendwie ein kleiner Wall zwischen Dir und den anderen, kann ich mir denken.
Wenn Du aber so sehr jemanden vermisst, dem Du Dich immer und voll anvertrauen magst, dann wirst Du gewiss auch bald jemanden finden, den Du gerne näher an Dich heranlassen möchtest, denn dass Du uns mitgeteilt hast, dass Dir so eine Person irgendwie fehlt, ist in meinen Augen schon ein erster Schritt.
Wichtig finde ich es, dass auch Du Kontakte zu den anderen hälst. Du brauchst Dich anfangst ja nicht völlig öffnen und den anderen anvertrauen. Vielleicht bringt es ja die Zeit. Die Zeit, die Du mit den lieben Menschen um Dich verbringst. Je mehr Zeit man miteinander verbringt, um so mehr lernst auch Du die anderen kennen und sie Dich kennen.

Lieben Gruß.