Problem von Anonym - 24 Jahre 31.01.06

Kann ich ihm vergeben?

Hallo!
Ich konnte mich zu den glücklichen Menschen zählen, die einen besten Freund hatten. Wir haben super gut verstanden, sehr viel zusammen unternommen, waren auch immer für uns da, wir waren halt einfach wirklich gute Freunde.
Dann auf einmal und ohne jeden ersichtlichen Grund brach er den Kontakt zu mir ab. Es war etwa eine Woche nach seinem 21. Geburtstag. Er fuhr in dieser Woche in Urlaub. Ich bekam noch eine Karte von ihm, in der stand, dass er mir noch etwas wichtiges erzählen müsse, wenn er wieder da sei. Doch dazu kam es nie.
Ich erfuhr dann von einer gemeinsamen Freundin, dass er an besagtem Geburtstag ein Mädchen kennengelernt habe und mit ihr jetzt zusammen sei. Gut, damit wußte ich, was er mir erzählen wollte. Aber, wie gesagt, er tat es nie.
Drei Monate später, trafen wir uns auf einer Party. Ich wußte nicht so recht, was ich sagen sollte, und irgendwie wollte ich auch nicht, weil ich mich einfach ungerecht behandelt gefühlt habe. Aber es kam dann doch zu einem klärenden Gespräch. Wir redeten über die Sache, und sie schien auch überstanden. So schien es aber anscheinend nur. Denn nach diesem Abend hörte ich wieder nichts mehr von ihm. Emails, SMS, Anrufe blieben einfach unbeantwortet.
Es war der größte Vertrauensbruch, den ein Mensch mir jemals zugefügt hatte. Dass ich mich veränderte, erkannte ich gar nicht, es wurde mir erst von meinen anderen Freunden gesagt - ach ja, er brach nicht nur zu mir den Kontakt ab, auch zu unseren gemeinsamen Freunden. Und jetzt im Nachhinein kann ich sagen, dass es war wahr, ich hatte mich verändert. Ich wollte keinen Menschen mehr nahe an mich heranlassen, aus Angst dass auch dieser Mensch mein Vertrauen, so nachhaltig verletzten würde, wie er es getan hatte. Das hört sich jetzt hier vielleicht alles harmlos an, aber mir ging es wirklich saumißerabel in dieser Zeit. Ich mußte sogar mehrmals heulen. Und so richtig besser ging es mir erst nach etwa einem Jahr; daran sieht man wie intensiv unsere Freundschaft gewesen war.
Die Zeit verging, wir sahen uns das ein oder andere Mal wieder. Vor einem halben Jahr erfuhr ich dann, dass er mit seiner Freundin Schluß gemacht hatte. Aber um ganz ehrlich zu sein, es interessierte mich nicht sonderlich. Und da war mir dann wirklich bewußt, dass ich über diesen Vertrauensbruch - ich kann es nur so nennen - hinweg war. Ich hatte, wieder ein halbes Jahr vorher, einen Versuch gestartet, wieder mit ihm in Kontakt zu kommen. Doch er sagte mir damals, klip und klar, dass er dass nicht wollte. Und als ich damals seine Handynummer aus meinem Handy löschte - die hatte ich die ganze Zeit immer noch gespeichert- wußte ich, das war's jetzt.
Ich hatte auch neue Freundschaften geschlossen, Ich muss es aber zugeben, dass diese, so gerne ich es auch wieder gehabt hätte, nicht mehr so waren, wie diese eine.
Wieder ein paar Monate danach hatten wir ABItreffen und zwar bei mir zuhause. Da ich nicht dafür verantwortlich sein wollte, dass er nur nicht zum Treffen kommen würde, weil es bei mir daheim war, ließ ich ihn wissen, dass er ruhig kommen könnte, und kein schlechtes Gewissen mir gegenüber zu haben brauche. Und er kam auch.
Nach diesem Treffen meldete er sich auch wieder bei mir und auch bei einer sehr guten Freundin von mir, mit der er früher auch viel zu tun gehabt hatte und mit der er in der Schule auch gern zusammen gekommen wäre. Mit dieser Freundin redete er auch viel über mich. Er sagte ihr, dass er es jetzt sehr bereue, dass er sich so verhalten habe. Dass er blöd gewesen sei und dass er mich wieder als seinen besten Freund zurückhaben wollte. Er wolle wieder, dass alles so sei, wie es einmal war. Mir stelle sich die Frage, ob ich dass auch wollte?! Um ehrlch zu sein, ich wußte es nicht. Auf der einen Seite freute ich mich natürlich, dass er wieder da war, aber er hatte mich behandelt, wie den letzten Dreck, um es mal ein wenig überspitzt zu sagen.
Auf jeden Fall kam er und besagte Freundin etwa eine Woche später zusammen. Mir stellte sich die Frage, ob er sich vielleicht mit mir versöhnen wollte, um bei ihr besser dazustehen. Nun dies hat sich mittlerweile in der Tat als falsch herausgestellt. Er will unsere Freundschaft anscheinend wirklich wieder haben. Aber ich weiß nicht genau, was ich will.
Auf der einen Seite, wäre es super, wenn alles wieder so wäre, wie es mal war. Aber auf der anderen Seite, ist auch jetzt gut, so wie es ist. Und überhaupt, kann ich ihm wieder vertrauen.
Im Moment fühle ich mich ein weing schuldig. Er bemüht sich wirklich um Kontakt, doch ich nicht. Es ist wie als wäre der Spieß umgedreht. Klar ein bißchen genieße ich dies schon. Aber ich muss mir wohl klarwerden was ich will. Will ich diese Freundschaft wieder, oder nicht? Und gibt es sie überhaupt noch? Immerhin muss sowas von zwei Seiten kommen, aber ob es bei mir noch so ist, kann ich nicht sagen.