Problem von Karo - 16 Jahre

Ich fühl mich nirgends wohl

Hallo KuKa-Team,
erst mal ein großes Lob an euch. Ich habe schon zweimal geschrieben und beides Mal eine Antwort bekommen. Macht weiter so!
Jetzt zu meinem Problem:
ich fühle mich nirgenswo zu Hause oder auch nur wohl. Zu Hause ist es der reinste Horror. Meine Eltern haben sich vor einem dreiviertel Jahr getrennt - die Scheidung ist im Frühling. Meine Mutter ist im September nach Spanien gezogen, zu ihrem neuen Freund. Also leben meine Schwester (15) und ich (16) bei unserem Vater. Der war aber früher nie für uns da und jetzt interessiert es ihn auch nicht wie es uns, bzw. mir geht. Die einzigen Dinge, die ihm wichtig sind, sind: 1. ist die Hausarbeit auch ordentlich gemacht? (Wir haben einen Plan gemacht, der alles haargenau regelt), 2. wo könnte man Geld sparen? (er verdient eigentlich ganz gut, aber er ist sooo ein Geizhalz!) und 3. seine neue Freundin. Weder meine Schwester noch ich können diese Frau leiden und unseren Vater, dem wir das auch schon oft erklärt haben, den interessiert das kein bisschen.
In der Schule fühle ich mich auch nicht wohl. Ich bin generell etwas ruhig, schüchtern und zurückhaltend. Deswegen ist es auch teilweise so, dass ich irgendwo bei welchen aus meiner Klasse stehe und die erst nach einiger Zeit bemerken, dass ich auch da stehe. Teilweise habe ich auch versucht mitzureden, aber dann haben sie kurz geanwortet und mich dann ignoriert. Außerdem habe ich auch nicht wirklich eine beste freundin oder Freunde allgemein. Meine beste Freundin, mit der unterhalte ich mich in der Pause und wir sehen uns auch vielleicht einmal im Monat. Damit komme ich auch schon zum nächsten Teil meines problems. Ich wohne in einer kleinen Stadt, R. , und meine Schule liegt in D., ca 20km entfernt. Das ist auch die nächst größere Stadt. Eigentlich gehen alle, die ich kenne, abends weg. In die Disco oder was trinken. Das Problem ist, dass ich erstens abens um 12 Uhr zu Hause sein muss, aber weil ich mit dem Bus fahren muss, fährt der letzte Bus um 11 Uhr. Zweitens, ich gehe nicht gerne unter so vielen Menschen. Ich weiß nicht was ich machen oder sagen soll, denn ich habe schon sehr viele schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht. Außerdem kann ich nicht tanzen und ich weiß auch nicht wie ich unter Alkoholeinfluss reagiere. Deswegen habe ich angst irgendwo hinzugehn, weil wer weiß, wahrscheinlich bemerkt mich dort eh keiner, ich weiß nicht was ich machen soll, bin vielleicht betrunken, weiß nicht wie ich darauf reagiere und muss aber dann schon um 11 Uhr gehen. Da vergeht eine doch sofort die Lust irgendwas zu unternehmen.
Die nächste Sache ist, dass ich keine richtigen Hobbys habe. Wenn ich zu Hause bin, im Bus sitze oder Freistunden habe, lese ich am liebsten. Deswegen habe ich auch meistens ein Buch dabei. Ansonsten, das hört sich vielleicht komisch an, aber ich lerne gerne. In der Schule, also im unterricht bin ich gerne, denn da muss ich nicht direkt mit anderen Mitschülern was machen, sondern ich kann lernen. Es macht mir Spaß immer etwas neues zu lernen im Gegensatz zu anderen, denen es am A**** vorbei geht, was die Lehrer da vorne schwätzen, höre ich gerne zu.
Zu Ende vielleicht noch kurz was zu meiner Familie: Meine Schwester (15), ist so ganz anders als ich. Sie hat viele Freunde, ist in der Schule mittelmäßig bis gut und hat kein Problem offen auf andere zuzugehen und mit ihnen was zu machen. Mein Vater, wie schon gesagt, interessiert sich nicht für mich und meine Mutter schwert sich auch mehr um ihr neues Leben in Spanien, aber früher hat sie mir immer Vorwürfe gemacht, warum ich denn immer alleine sei, keine Freunde hätte und die ganze Zeit zu Hause säße. Sie hat nur gemotzt, aber nie wirklich eine Antwort erwartet oder meine Antwort respektiert. Da hieß es nur: Deine Schwester kriegt das doch auch hin. Stell dich nicht so an.

In letzter Zeit habe ich irgendwie die Lust am Leben verloren, es kommt mir manchmal so vor, als würde ich einfach nur vor mich hinvegetieren.

Ich hoffe ihr habt ein paar Ideen und könnt mir vielleicht helfen.
Viele Grüße,
Karo

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Karo!

Manchmal kann das Leben fast gemein sein, was? Ich kenne es auch - an allen Ecken und Enden scheint es zu haken und man weiß einfach nicht, was man dagegen tun soll. Dabei ist es fast einfach: nämlich einfach auch mal etwas nur für sich selbst tun, damit man sich zumindest in der eigenen Haut wieder wohl fühlt.

Lernen macht Dir Spaß? Sowas lese ich hier äußerst selten. Herzlichen Glückwünsch - leichter kann ein guter Abschluss dann ja nicht werden. Gibt es vielleicht ein Fach, das Dich besonders interessiert, woraus Du dann ein Hobby für Dich machen könntest? Biologie? Dann schau mal ins Heft der Kreisvolkshochschule oder ob Deine Krankenkasse vielleicht etwas anbietet. So lernst Du auch gleich Menschen kennen mit ähnlichen Interessen. Oder vielleicht was Kreatives? Schau hin, was Dir selbst Freude macht. 1. geht es Dir dann besser und 2. stärkt es das Selbstbewusstsein.

Die letzten Monate in Deinem Leben waren recht turbolent, das will erst mal verarbeitet sein. Alles ist neu - da darf man sich auch erst mal unwohl fühlen. Setz Dich mit den einzelnen Dingen auseinander, akzeptiere im Innern die Veränderung. Und suche nach dem, was Du selbst in Deinem Bereich ändern möchtest und dann pack es an.

Leicht gesagt, denkst Du? Stimmt. Aber wenn Du z.B. bei Deinen Klassenkameraden stehst, dann bring Dich ein. Nimm die knappen Antworten nicht als Ausschluss, sondern sieh es als ersten Schritt. Bring Dich ein, dann kann man Dich nicht mehr ignorieren.

Es ist schwierig mit dem Weggehen, wenn man 20 km von der nächst größeren Stadt wegwohnt. Kenne ich auch. Ich habe es immer so geregelt, dass ich dann eben auch außerhalb geschlafen habe. Hast Du darüber mal mit Deinem Vater gesprochen. Die Regel um 12:00 zu Hause zu sein, muss dabei ja nicht gebrochen werden. Nur ist 'zu Hause' dann eben dort wo Du übernachtest. Und Alkohol muss man nicht trinken, um abends unterwegs zu sein. Du musst nicht mit anderen mithalten, lass Dich nicht beirren.

Ich bin ganz sicher: Dein Vater interessiert sich sehr wohl für euch. Ich glaube gern, dass es bei Dir ganz anders ankommt, aber er ist Dein Vater. Auch in seinem Leben hat sich viel verändert, auch er hat jede Menge zu verarbeiten. Ihr mögt seine neue Freundin nicht? So sehr ich verstehe, dass es sehr unschön ist, jemanden so vor die Nase gesetzt zu bekommen, den man nicht sonderlich mag - aber sieh es mal von der anderen Seite: Soll er sich trennen, weil Du seine Freundin nicht magst? Wie wäre es umgekehrt? Wenn Du bis über beide Ohren verliebt bist und Dein Vater sagt: Den mag ich nicht, mach schluss! Es ist schwierig, gebe ich zu - abe gib ihr eine Chance.

Hol Dir Deine Lust am Leben wieder. Schau auf die positiven Seiten. Such Dir etwas, was Dir wirklich Spaß macht. Das kann wie gesagt ein Kurs sein, ein Sport, ein kreatives Hobby - die Auswahl ist groß. Greif zu.

Alles Gute!