Problem von Anonym - 22 Jahre

die Zukunft nach der Hochzeit

Hallo.
Ich bin seit etwa drei Jahren mit meinem Freund zusammen. Er wird bald 24 Jahre und ist Student. Als wir zusammen gekommen sind, hieß es von ihm, er wolle für immer bei seinen Eltern bleiben. Ich nahm es halt auf, aber weiter dachte ich darüber gar nicht nach. Ich wusste ja zu der Zeit gar nicht, was aus uns überhaupt wird, warum sollte ich mir dann deswegen irgendwelche Sorgen machen?
Wir verstehen uns sehr gut, ich liebe ihn und ich weiß dass er auch mich liebt. Er ist eigentlich rücksichtsvoll, großzügig, vernünftig, zielstrebig usw. Am Heiligabend 2005 hat er mir einen Heiratsantrag gemacht. Ich hab natürlich zugesagt, schließlich liebe ich ihn ja. Mittlerweile steht unser Termin für die Hochzeit fest, allerdings nicht unsere Zukunftspläne. Damit meine ich, dass wir uns nicht einigen können, wie wir nach der Hochzeit leben werden.
Er möchte, dass ich zu ihm ziehe. Seine Eltern besitzen ein Haus. Wir beide würden ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer für uns haben. Sonst NICHTS mehr!!!! Kein eigenes WC, keine eigene Dusche, Küche, Waschmaschine usw. Ich habe ihm schon oft genung versucht zu erklären, dass es nie gut geht, wenn zwei Frauen in einem Haushalt sind. (Vor allem Schwiegermutter und Schwiegertochter!!!) Aber er ist absolut der Meinung dass seine liebe Mama ganz anders ist. Das mag ja auch sein, dass sie nicht so viel rumnörgeln wird, aber dann wird sie es halt still für sich denken wenn ich was "Falsch" mache. Man kann es den Schwiegermamas nie Recht machen. Mir wird ganz übel, wenn ich daran denke, dass ich mich immer anpassen muss, in allen Hinsichten. (schon wieder muss ich heulen, das ist so schlimm dass ich meine Problem nicht verständlich schildern kann, weil das so viele kleine Probleme sind). Die brave Hausfrau zeigen... , wenn wir raus wollen, müssen wir erstmal erklären wohin warum und mit wem, weil die eltern ja generell so neugierig sind. Die Eltern sind einfach die Herrscher des Hauses und wir nur Mitbewohner. Aber wenn wir doch heiraten, dann sind wir eine kleine Familie. Ich möchte mit meinem Mann zusammenleben, eigenen Haushalt führen, eigene Hausregel haben, eingene Kontrolle über die Wäsche und Bügelwäsche, Einkäufe und vor allem Dingen Über die Finanzen. Ich möchte, auch wenn es schwierig am Anfang ist, meine Familie mit eigenen Mitteln durchbringen. Ich möchte nicht bei seinen Eltern leben, keine Miete zahlen, nicht einkaufen. Er argumentiert das auch so, dass es eine sehr gute Möglichkeit ist Geld zu sparen. Aber meine Meinung ist, dass wenn wir da leben, überhaupt keine Lebensaufgaben (Familienaufgabe, Herausforderung) zu meistern haben. In allen Fällen ist ja die Mama und der Papa da. "Hat die Frau keine Zeit, dann kann ja meine Mama mein Hemd bügeln. So mit dem Motto". Sind wir pleite, dann frage ich halt Mama. Ist es nicht so, dass ich dann nur eine halbe "Frau" bin??? Wir haben dann nichts eigenes.... ich habe immer davon geträumt irgendwann zu heiraten, eigene Küche zu haben, dann zu kochen wann ich es will, das zu kochen, was ich will, die Einrichtung so hinstellen wie es mir gefäält nach meinem Geschmack, meine und von meinem Mann die Wäsche waschen und nicht auch noch von den Eltern!!!! Übrigens meinte er dazu, dass ich meine Wäsche getrennt waschen kann, aber was werden die Eltern bitte schön sagen, wenn ich für zwei paar Hosen (z.B) die Waschmaschine starte?? Die Mutter zeigt mir nen Vogel, das ist doch Wasserverschwendung!!! Was ist mit der Wäsche aufhängen??? Meine Unterhosen und BHs sichtbar mit deren Sachen??? Nee danke. Ich könne die auch auf der Heizung in unserem Zimmer aufhängen, meinte mein Freund. Ist das nicht witzig??? Er als Mann, sieht doch gar nicht was auf mich alles zukommt, was ich alles aushalten muss. Er hingegen könnte es nicht besser haben: Mama, Papa und dazu noch die Frau in einem Haus, was will man mehr???
Dann sagt er, dass er mir ja gleich am Anfang unserer Beziehung gesagt hatte, dass er bei seinen Eltern bleiben will. Deswegen musste ich damit rechnen und davon ausgehen, dass es auch so sein wird. Er hat seinen Eltern irgendwann ein Versprechen gegeben, dass er immer bei ihnen bleibt, jetzt sagt er, dass er sich daran halten wird. Mein Gott, wen heiratet er, etwa seine Eltern???
In der weiteren Zukunft hat er vor, mit seinen Eltern ein Doppelhaus zu bauen. Eine Hälfte für ihn, andere für seine Eltern. Man hat zwar trotzdem nicht seine eigene 4 Wände und so scharf bin ich da auch nicht drauf, aber ich habe mich bereit erklärt, dass ich es akzeptieren werde. Ein Doppelhaus, für mich ist es trotzdem anders als ganz alleine. Bei der Mama werden draußen die Blümchen blühen und alles mögliche wachsen, aber an der anderen Hälfte wird es etwas verlassener aussehen. Ich bin kein Gartentyp, und dann wird es heißen was ich für eine "tolle" Hausfrau bin. Das Beste wäre dann,wenn die Mutter mit ihren Gartengeräten in unserem Gartenhälfte landet!!!! (eine Freundin meinte, so wird's auch kommen!) So, und mit diesem Doppelhaus mache ich ihm ein Kompromiss. Ich habe ihm vorgeschlagen, dass wir 2, 3 Jahre in einer Wohnung leben und wenn es mit dem Doppelhaus so weit ist, wieder umziehen. Dadurch könnte ich meinen Traum, "alleine" zu leben, das heist eigenständig... wenigstens für einige Jahre verwirklichen. Von ihm kommt aber nur: "Ich will meine Eltern nicht verlassen, außerdem schafffen wir das finanziell nicht und du nimmst auf mich überhaupt keine Rücksicht, wenn du mich lieben würdest wärst du längst damit einverstanden" Bitte???? Ist es falsch wenn ich denke, dass wenn wir heirateten, dass ich es schwerer haben werde als er, wenn wir bei seinen Eltern leben??? Es ist schon eine neue Herausforderung, dass man verheiratet ist, dass man neue Verpflichtungen hat, dass man neue Anforderungen meistern muss und dazu käme noch hinzu dass ich lernen müsste mit der Schwiegermutter zu leben. Ein Konzentrationsfeld auf unsere Ehe und dann auch noch auf das gemeinsame Leben mit den Eltern. Ich drehe doch durch. Er macht zu Hause ja nichts was Haushalt angeht. "Ich möchte zum Beispiel immer für meine Eltern da sein, Abends mit Papa ein Bierchen trinken, eine rauchen..." Und ich mit der Mama die Spülmaschine starten und bügeln??? Eine Frau muss dadurch, meint er.
Im Moment sind wir mal bei mir, mal bei ihm. wenn ich mal 4, 5 Tage bei ihm bin, dann sammeln sich so viele einzelheiten zusammen, dass ich am liebsten heulen würde. Beim Kochen heist es: ""das mach mal lieber so, dann ist es besser..../ und dies lieber so.../ warum willst du oben bügeln, mach das doch hier..../ hast du das gemacht???.../ wieso.....???/ weshalb..... / willst du die Bettwäsche wechseln???? / "" Beim Putzen: " ach nimm doch diesen Lappen, der ist besser, auch und das lieber so, dann..../ usw""
Sehe ich das richtig, das mein Freund nichts opfern will???
Er behauptet ich will nichts opfern, diese paar jahre aushalten und dann im Doppelhaus leben. Aber er versteht nicht, dass auch auf diese Weise mein Traum nie mehr im Leben wahr wird. Dass wenn ich jetzt da einziehe, dass es das Ende des Traums ist. Ab da werden die Eltern immer in unserer Nähe sein, nie mehr wird es so sein, dass wir unabhängig sind.
Beim Doppelhaus haben wir 3 Wände für uns, in einer wohnung zwar auch, aber es ist trotzdem anders.
Ist es zu viel verlangt, dass wir diesen Übergang von heute bis zum Doppelhaus alleine leben und gleichzeitig mein Bedürfnis gedeckt wird??? Bin ich tatsächlich so rücksichtslos und verlange von ihm sein Versprechen zu brechen??? Kann man mein Vorschlag etwa nicht auch als ein Kompromiss sehen??? Werden wir es tatsächlich finanziell nicht schaffen??? wie schaffen es alle anderen?? Wenn unser Geld nicht reichen würde, dann hilft doch der Staat ein bischen, nicht? Und schlimmstenfalls sind die Eltern noch da. Seine und meine. Werden seine Eltern es ihm so überl nehmen können und verfluchen, dass er ausziehen will (mal angenommen er will es). Haben die überhaupt das Recht ihm übel zu nehmen, dass er mit seiner "Neuen" Familie leben möchte???? Meine Mutter ist auch der Meinung, wir sollten lieber eine Wohnung nehmen. Ich habe mit meinen Freundinnen darüber geredet, mit meine Kusinen, alle bestätigen meine Meinung. ER, mein Freund, sagt dass die Anderen mich nur beeinflussen und ich nicht auf mich höre sondern auf die Meinung anderer. Aber sie sprechen doch AUS MEINER SEELE!!!! Manche Freundinnen finden das sogar witzig seine Einstellung.
Was soll ich machen?? Nachgeben und dort einziehen ihm zu liebe??? Oder habe ich vielleicht doch das Recht zu kämpfen??? Verletze ich damit seine Gefühle wenn ich auf "meins" bestehe? Der Klügere gibt nach, heist es doch. Trifft es hier zu??? Wenn wir anfangen über das Thema zu reden, geht das nicht lange gut. Wir fangen an zu streiten. Mittlerweile will ich darüber gar nicht mehr mit ihm reden, weil ich weiß, wir werden uns wieder streiten.
Ich meine, ich komme ihm schon entgegen und sage: "Ja ok, Doppelhaus, könnt ich mit leben" Warum kann er nicht sagen: "Ja ok, für die Zeit bis wir ein Doppelhaus haben, können wir alleine leben" Ist es richtig, dass man lieber bei den Eltern bleiben sollte, um für das Doppelhaus zu sparen??? Ich bin doch nur eine halbe Frau in diesem Haus bei den Eltern.
Beim streiten einmal hat er gesagt, er wird auf keine Fall ausziehen, und ich habe daraufhin garantiert, dass ich nie dort einziehen werde. So ein Dilemma, ohne Lichtlein, ohne Sinn. Wie soll es denn weitergehen?? Ich wünschte mir, er wäre ein Tag lang eine Frau. Dass er mal die Sache aus der Sicht einer Frau sehen würde, so fühlen wie eine Frau, so besorgt sein Wie eine Frau, bzw. ich. Dass er einmal das Gefühl sprüren würde, wenn ich daran denke da zu leben. Dass aus SEINEN Augen MEINE aussichtslosen Tränen fließen. Denn meine aus meinen Augen bemerkt er nicht. Geschweige denn von verstehen und sehen was in mir vor geht.
Man, ich hoffe sie verstehen annähernd mein Problem. Meine Sorgen sind in meinem Kopf, aber sie in Sätze umzuwandeln ist schwer.

Anwort von Susi

Grüß Dich!

Ich habe mich ehrlich durch Deine Mail gekämpft und komme auch nur zu dem einen Schluss:
Nehmt Euch eine eigene kleine Wohnung!

Soll ich es begründen?
Scheinbar nimmt er Dich ja überhaupt nicht für voll. Er sieht das natürlich aus der praktischen Sicht. Allerdings ist es jetzt -gerade da ihr Heiratspläne habt!!- an der Zeit selbständig zu werden und die Dinge mit eigener Kraft und ohne große Hilfe anzupacken. Eltern haben lediglich die Aufgabe, ihre Kinder auf ein selbständiges Leben vorzubereiten. Sie müssen irgendwann loslassen. Mir scheint es allerdings so, als hätten seine Eltern da was wichtiges verpasst und haben diese Einstellung auch auf ihn übertragen! Traurig!
Ich sehe es genau wie Du: Es wird nicht gut gehen. Denn im Zweifelsfall wird er sich immer auf die Seite seiner Eltern stellen und Du wirst Dich total allein fühlen.
Ich möchte jetzt nicht den Teufel an die Wand malen und auch Du solltest nicht alles so schwarz sehen. Setze ihm in einem ruhigen Gespräch ganz sachlich das Für und Wider einer eigenen Wohnung aber auch des Einzugs in sein Elternhaus vor. (Schreib Dir das vorher alles mal auf ein Blatt Papier!) Du könntest (und das würde ich an Deiner Stelle tun...) erstmal OHNE ihn mit seinen Eltern sprechen. Sag ganz offen was Dich bedrückt und was für Befürchtungen Du hast und vor allem was Du Dir wünschst - riskiere ruhig eine Diskussion. Du weißt was Du willst, vor allem weißt Du was Du nicht willst und niemand kann Dich zwingen! ES wird DEINE Ehe sein, die Du führst und wenn Dein Verlobter Dich liebt, dann wird er auch bereit sein, einen Kompromiss einzugehen. Lass Dich nicht unter Druck setzen und tu ihm zuliebe nichts, was Dich von vornherein mit einem unguten Gefühl Dich zu verbiegen zurücklässt. Bitter, aber setz Du ihn jetzt auch unter Druck! Was ist ihm denn seine Ehe mit Dir wert? Will er echt auf ewig im Schoße seiner Familie bleiben? Ein waschechtes Muttersöhnchen!
Das Kritteln darf auch aufhören, sonst muss er leider den Haushalt allein machen. Entweder Du machst sauber wie DU es gelernt hast oder Dir vorstellst und er hält den Mund oder er machts selbst! Sei ruhig mal etwas direkter und rigoroser. Denn eine Beziehung führen heißt auch: den anderen anzunehmen lernen, sich gemeinsam in eine Richtung bewegen und nicht gegeneinander kämpfen!

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft! Bleib stark und schreib ruhig wieder, wenn Du möchtest!

Liebe Grüße
Susi