Problem von Marion - 44 Jahre

Hausfrau und Mutter

Es klingt fast lächerlich, aber mich zerstört es dennoch.
Ich habe vier Kinder großgezogen, habe meine letzte feste Anstellung 1989 aufgegeben, bin seit 1997 geschieden und wieder verheiratet. Ich bekomme von dem Vater keinen Unterhalt für die Kinder und das Geld ist immer knapp, da mein Mann nur eine Teilzeitstelle hat.
Ich bin wirklich gern Mutter und Hausfrau. Ich empfinde diese Stellung als sehr wichtig zumal ich zwei Kinder habe, die jede Unterstützung brauchen, die sie bekommen können. Ich bin über die Jahre, in denen ich zu Hause blieb natürlich auch nicht jünger geworden, und nun, habe ich nicht einmal mehr den Mut, mich zu bewerben, weil ich nicht weiß, was ich überhaupt kann. Ich habe 1978 meine Ausbildung abgebrochen, und dann knapp 10Jahre bei der Bahn als Auskunft im Reiseverkehr gearbeitet. Ich habe vier Sprachen gelernt doch kam ich leider selten dazu sie anzuwenden, und deshalb sind meine noch verbliebenen Kenntnisse fast weg.Ich bin nun wirklich nicht in einem Alter, in dem ich resignieren sollte, aber ich weiß nicht weiter. Es gibt keine Möglichkeit, das , was ich mir so schwer erarbeitet habe beruflich anzuwenden. Ich möchte doch nichts weiter, als irgendetwas tun, um unsere finanzielle Situation zu verbessern. ich bin doch nicht dumm, aber dennoch habe ich das Gefühl, langsam zu verdummen. Ich möchte so gern eine sinnvolle Tätigkeit haben, damit ich nicht die Achtung vor mir selbst verliere, auch wenn es mir sehr wichtig ist, für meine Kinder dasein zu können. Das bringt uns finanziellleioder nicht weiter. Ich hätte sogar schon eine Stelle als probant angenommen, wenn ich hier in Berlin eine gefunden hätte. Warum fühlt man sich als Mutter nicht besser? Es ist doch eine sehr wichtige Tätigkeit.

Anwort von Michaela

Hallo Marion,

ja, man sollte sich als Mutter besser fühlen, aber es liegt wohl an der ausbleibenden Anerkennung für diesen 24-Stunden-Job, für den du ja schon vor Jahren dein eigenes Leben aufgegeben hast, sprich: Du hast deine Ausbildung abgebrochen, deine Kinder großgezogen, auf vieles verzichtet. Und der Lohn? - Genau. Der bleibt aus.
Deine Verzweiflung über deine anscheinende "Unfähigkeit" und darüber, dass du glaubst zu verdummen, kann ich sehr gut nachvollziehen. Sehr viele Mütter fühlen sich isoliert und können sich - trotz Kindern - nichts schöneres vorstellen, als so schnell wie möglich wieder in die ARbeitswelt zurück zu kehren. Was kannst du also tun?
Jeder kann etwas, auch wenn er keinen Schein dafür hat. IN Deutschland wird ja leider viel auf Zertifikate u. ä. gepocht, die jedoch nichts über die wirklichen Fähigkeiten aussagen (siehe PISA!). Ich weiß nicht, ob du dich schon an eine Zeitarbeitsfirma gewandt hast, um dich zunächst als Hilfskraft einstellen zu lassen. Diese Zeitarbeitsfirmen zahlen zwar nicht soviel wie die Firmen auf dem freien Markt, aber man kann zur Not davon leben. Zudem werden deinen Einsätze, die du absolviert hast, als Arbeitserfahrung innerhalb der Firma gewertet, so dass du nach einiger Zeit auch anspruchsvollere Tätigkeiten annehmen kannst. Manche ZA-Firmen bieten ihren Mitarbeitern auch Weiterbildungsmöglichkeiten an (Schreibmaschinenkurse, PC, Buchführung etc.). Erkundige dich, ob es da etwas für dich gibt, denn das könnte dir helfen, dein SElbstbewusstsein aufzupolieren. Wenn du Schwierigkeiten mit der Bewerbung hast, frag Bekannte oder im BIZ des Árbeitsamtes nach, ob man dir da nicht weiterhelfen kann. Wichtig ist, dass du erst einmal aktiv wirst, um deine Verzweiflung einzudämmen. Den Willen zur veränderung hast du, jetzt fehlt nur noch die zündende Idee (und ich bin mir sicher, dass sie kommen wird).
Sollte sich die Verzweiflung nicht eindämmen lassen, sprich mit deinem Hausarzt darüber, denn es könnte auch andere Ursachen haben, die behandlungsbedürftig sind.

Auf jeden Fall möchte ich dir versichern, dass du mit der Erziehung deiner vier Kinder sehr wertvolle Arbeit geleistet hast, und da soll dir auch niemand etwas anderes einreden!

Ich wünsche dir viel ERfolg! Lass mich wissen, wie es dir gegangen ist!

Liebe Grüße,

Michaela