Problem von Anna - 35 Jahre

Er hatte nie Schmetterlinge im Bauch

Hallo Kummerkastenteam, ich schreibe euch, weil mich seit Wochen nur mehr ein Mensch beschäftigt, in den ich mich verliebt habe. Eigentlich bin ich eine reife Frau mit Erfahrung, aber in diesem Fall kann ich seine Reaktion einfach nicht verstehen.
Anfang November lernte ich innerhalb eines Freundeskreises, der sich eigentlich recht häufig trifft, einen Mann neu kennen. Anfangs ergriff hauptsächlich er die Initiative, uns kennen zu lernen (Telefonate, SMS usw.) Ich muss zu mir dazusagen, dass ich seit 19 Jahren so gut wie immer in einer Beziehung gelebt habe. Von ihm weiß ich nur, dass er eher immer ein Single-Leben geführt hat, außer eine recht intensive Beziehung von zwei Jahren, die vor 11 Monaten auseinander gegangen ist (sie hat ihn sitzen gelassen). Da meine letzten drei Jahren beziehungsmäßig eher mit sehr viel Kummer verbunden waren, habe ich mir gedacht, sich für den Beginn einer neuen Beziehung Zeit zu lassen, damit ich mich nicht in etwas neues "hineinstürze". Bei unserem vierten Treffen gab mir dieser Mann zum Abschied einen Kuss. Ich konnte diesen Kuss nicht erwidern, sagte aber, dass ich Interesse habe und einfach nur Zeit brauche. Wir unternahmen in der Folge relativ viel miteinander, sahen uns teilweise zwei bis dreimal die Woche, riefen uns gegenseitig an (stundenlang), es ging von beiden Seiten aus. Für mich baute sich eine innere Bindung auf - es passierte einfach - und nahm aufgrund seines Verhaltens und Äußerungen dasselbe von ihm an. Genau in dem Moment, als ich mir dachte, eigentlich führen wir eine platonische Beziehung (6 Wochen, nachdem wir uns kennen gelernt hatten) und hatte das Bedürfnis nach mehr (er meinte auch, dass er sich schon vorgestellt hat, was wäre, wenn ich bei ihm wäre) hörte ich auf einmal nichts mehr von ihm. Ich wollte natürlich wissen, was los ist: er meinte, dass er plötzlich nicht mehr weiß, ob er (38 Jahre alt) nicht doch lieber Single bleiben möchte, sagte mir aber auch, dass er mich total gern hat und mit mir sehr gerne zusammen ist. Nach nochmaligen Treffs und einem Brief meinerseits (legt ihm meine Gedanken offen - aber so formuliert, dass ich ihn nicht unter Druck setzen wollte) meinte er vor 14 Tagen letztendlich, dass er mich sehr sympathisch empfindet, aber es fehlen und fehlten schon immer die Schmetterlinge im Bauch (mit dem Kuss wollte er nur etwas ausprobieren). Unser Zukunft stellt er sich so vor, dass wir uns innerhalb unseres gemeinsamen Freundeskreises nachwievor treffen werden und wir können ja sonst auch etwas miteinander unternehmen (haben sehr viele gemeinsame Interessen) - vielleicht kommen die Schmetterlinge ja noch. Mein Problem jetzt ist, 1. dass ich mich schon immer sehr schwer von meinen Partnern gelöst habe (die Hoffnung für Schmetterlinge ist natürlich immer noch da), 2. ich ihm einfach nicht glauben kann, dass ich mich so in seinen Gefühlen für mich getäuscht habe (ich würde schon nach eine paar Treffen Klarheit verschaffen, um demjenigen nicht weh zu tun), 3. weiß, dass ich mich ab Besten distanzieren muss, kontär zu meine Gefühlen (beim letzten Treffen, vor fünf Tagen ging es mir nachher natürlich wieder schlecht - und wird es mir weiterhin phasenweise nicht gut gehen). Ich bin ein sehr aktiver Mensch mit netter Ausstrahlung (Verehrer gibt es wahrscheinlich einige) und suche sicherlich keine Beziehung aus Langeweile.
Ich kann seine Reaktion einfach nicht rational erfassen und schreibe jetzt euch, ob ihr mir dafür vielleicht eine Erklärung geben könnt, damit ich es einfach besser verstehen kann. Vielleicht muss ich mit ihm einfach nur nochmal reden, aber das braucht jetzt ein bisschen Zeit, einerseits, damit ich ihm vielleicht doch abgehe, andererseits muss ich mich noch ein bisschen besser stabilisieren bzw. fühle ich mich von ihm verschaukelt (beim letzten Treffen war es so wie immer, wir unterhalten uns immer sehr nett - zumindest empfinde ich es so auch für ihn). Danke euch jetzt schon für eure Antwort, Anna

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Anna!

Du möchtest ein Erklärung? Nun, ich kann auch nur Vermutungen anstellen. Kennst Du das nicht? Man ist Single und ein Stück weit auf der Suche nach einem Partner (liegt wohl in der Natur der Menschen), lernt jemanden kennen, findet ihn attraktiv, sympathisch, baut mehr Kontakt auf, verabredet sich, redet - und dann merkt man, man hat einen Freund gefunden, aber man ist nicht verliebt. Alles von außen stimmt, nur ist man nicht verliebt.

Das ist das, was mir einfällt, was ich als plausible ansehen. Und er hat es ja auch gesagt. Es gibt keinen Grund, warum er sich nicht verliebt hat - Gefühle passieren, ohne definiertem Grund.

Ich weiß nicht, ob die Schmetterlinge noch kommen können. Er hat Dich mit einer großen Hoffnung allein gelassen. Ehrlich gesagt, finde ich das nicht ganz fair. Auch wenn er es wahrscheinlich nur lieb gemeint hat, Dich nicht ganz tief verletzen wollte. Aber Du sitzt jetzt da und hoffst, hast keine klare Aussage von ihm. Die würde ich mir an Deiner Stelle noch holen. Wohl nicht sofort, ich würde sowohl ihm die Zeit geben als auch mir. Wenn ich selbst stark genug wäre, einen klare Absage zu verkraften, dann würde ich ihn festnageln. Der Gedanke 'ich will es jetzt definitiv wissen' wird kommen.

Freundschaften kann man nur führen, wenn auch die Gefühle freundschaftlich sind. Ich schreibe es hier immer wieder. Man kann nur schwer normal, freundschaftlich mit einander umgehen, wenn einer der beiden tiefere Gefühle hegt. Das ist wahnsinnig anstrengend, die Traurigkeit, Wut, Enttäuschung, Hoffnung nicht nach außen zu tragen. Ich weiß von mir, dass ich das nicht kann. Und daher immer eher auf Abstand gegangen bin. Auch wenn mir der Mann noch so viel bedeutete.

Alles Gute!