Problem von Anonym - 21 Jahre

hassenswert und sonst nichts?

liebes kummerkasten-team,

ein wenig blöd kommt es mir schon vor meine probleme auf diese weise mal rauszulassen, aber ich habe das gefühl, dass es sein muss. ich kann nicht mal mit meinen freunden über diese sache reden. es geht irgendwie nicht.

noch nie bin ich besonders beliebt gewesen. ich hatte zwar immer freunde, auch wenn es nie viele waren, aber im grunde gab es nie viele leute, die mich gern hatten. als ich kleiner war, wurden meine geschwister und ich öfters mit schlägen von meinem vater und selten auch von meiner mutter bestraft. es hat eigentlich nie lange doll weh getan, aber mein vater wurde recht oft sehr schnell sehr laut und ich hab ziemlich lange große angst vor ihm gehabt. ich habe auch sehr oft versucht mit meiner mutter darüber zu reden, warum er bei kleinigkeiten gleich so ausrastet, aber erklären konnte sie es sich auch nicht. vielleicht muss man dazu sagen, dass er oft depressionen hat. die liegen wohl in seiner familie. sein kleiner bruder hat sich mit 24 umgebracht. sie haben sich aber nicht sehr nah gestanden. keine ahnung, ob es wichtig ist. naja, ich begann daran zu zweifeln, dass meine eltern mich wirklich lieben und irgendwann nahm ich meinen ganzen mut zusammen, vielleicht war ich 6 jahre alt, und fragte, ob sie mich lieb hätten. mein vater wurde wütend und brüllte mich an, was mir einfallen würde, eine solche frage zu stellen. ich hab ihn natürlich nie wieder gefragt, aber ich hab mir, wenn es mir ganz schlecht ging deswegen, manchmal gewünscht, dass ich sterben würde. ich habe geglaubt, ich könnte dann auf die erde herabsehen. würde er bei meiner beerdigung weinen, dann wäre es ein beweis gewesen in meinen augen. naja, wie gesagt, ich war noch kleiner. meine eltern waren noch nie von der besonders herzlichen sorte, wenn es um uns kinder ging. erst mein kleiner bruder bekam auch sehr viel liebevolle aufmerksamkeit. einmal fragte ich meine mutter, wieso sie mich und meinen großen bruder nie in den arm genommen hatte oder uns mal sagte, dass sie uns liebte. sie erklärte es damit, dass man sich früher so etwas nicht gesagt hatte und dass ich mich als kleines kind dagegen geweigert hätte. ich kann mich nicht mehr erinnern, aber ich erinnere mich an eine situation, als mein kleiner bruder auf ihrem schoß saß und als ich auch zu ihr auf den schoß wollte, da schob sie mich weg. ich erinnere mich nur an diesen moment. es war ja sicherlich nicht immer so, denke ich. mein vater hat übrigens nur zärtlichkeiten an uns verteilt, als wir sehr klein waren. später nicht mehr. meine mutter erzählte mir einmal, dass ich immer eine wahnsinnsszene gemacht habe, wenn er mich ins bett bringen wollte/sollte. ich wollte nicht von ihm angefasst werden. das hat ihn vielleicht verletzt, ich weiß es nicht, aber wundern hätte er sich eigentlich nicht müssen. schließlich hatte ich wirklich angst vor seinen ausbrüchen. er versteht sich sehr gut mit meinem kleinen bruder. den hat er auch nie gehauen oder extrem angebrüllt. mein bruder ist 4,5 jahre jünger als ich. vielleicht hat meinem vater seine therapie geholfen, die er eine zeit mal gemacht hat, als es ihm sehr schlecht ging. als ich 13 war, hat er mich das letzte mal gehaun, weil ich noch mit meinem kleinen bruder herumgespaßt habe im flur, anstatt ins bett zu gehen. ich habe trotzdem weiterlachen müssen. vielleicht ist es erwähnenswert, dass seine eltern kein glückliches ehepaar waren und er von seiner mutter auch oft richtig geprügelt worden ist. meine eltern sind übrigens ein weitesgehend glückliches ehepaar. meine mutter leidet darunter, dass mein vater nicht so gut über seine probleme reden kann, sich eher in sich zurückzieht dann, aber sie sagt auch, dass sie ihn jeden tag mehr liebt und dass es richtig bei ihr kribbelt und dieses ganze zeug. sie schreiben sich beinahe täglich kleine zettelchen, die sie unter ihren servierten verstecken oder sie machen sich kleine geschenke mal zwischendurch.
mein großer bruder hat sehr viel mehr noch abgekriegt von dem ärger meines vaters. es wurde erst besser, als er mit 17 auszog. danach wurde es für mich schlimmer. aber nicht nur zu hause bekam ich diese abneigungen zu spüren, sondern auch in der schule und im bus. mir wurde gesagt, wie hässlich ich sei. dass ich abschaum bin. dass ich fett bin. das essen war das einzige, was mir nach dem beginn der pubertät irgendwie befriedigung schaffte, wenn auch nur für kurze momente. ich war als kleines kind immer dünn, richtig dünn. nicht bloß schlank. jahr für jahr wurde ich fetter und hässlicher. schöne klamotten konnte ich nicht anziehen. ich hatte nur wenige freundinnen. ich war 1,55m in der 7. klasse und wog bis zu 60kg. in der 9. klasse war ich dann ausgewachsen mit um die 1,75m und wog auch irgendwas mit 75 kg. nach der 10. ging ich weiter zur schule. die anderen mädchen waren hübsch und die meisten auch recht gut gebaut. zu hause hatte ich meinen vater, der mich böse ansah, sobald ich den selben raum betrat, in dem er sich gerade aufhielt und in der schule kam ich mir so minderwärtig vor, wie schon die zeit davor. ich hatte jeden tag angst zur schule zu gehen. ich fürchtete mich vor dem sportunterricht und fehlte sehr oft, weil ich mich nicht traute das haus zu verlassen. in der zeit nahm ich nochmals 10 kg zu, innerhalb eines jahres.
wir bekamen dann internet zu hause. zuerst mein kleiner bruder und dann auch ich. ich entdeckte das chatten für mich und in 5 monaten nahm ich 19kg ab. es war, als wäre ich ein ganz anderer mensch. ich konnte andere sachen anziehen. ich fing an, mich zu mögen. mein musikgeschmack änderte sich. ich kam mir vor, als wäre mein altes ich tot. meine leistungen in der schule waren mir egal geworden. ich kümmerte mich nicht mehr. nur noch ums chatten. ich aß kaum noch etwas und fauchte meine mutter und meinen bruder an, wenn sie mal in mein zimmer kamen. ich fühlte mich unbesiegbar. mein gesicht war zwar nicht schön, aber es war immerhin nicht mehr verfettet und ich kam mir normaler vor. das chatten wurde mir nach einiger zeit langweilig. immer die gleichen dummen fragen. wo kommst du her? wie siehst du aus? wie gehts? was machst du sonst so? bla. ich begann wieder etwas mehr zu essen, nahm aber nicht gewaltig zu. so in etwa blieb es auch. die hänseleien von wegen meiner hässlichkeit waren zuende. ich war immernoch nicht beliebt wie sonst was, aber man akzeptierte mich und das reíchte mir. ich dachte wirklich, es wäre vorbei. jetzt gehe ich wieder zur schule und es fing auch alles ganz gut an. ich fühlte mich wohl. dann begann ein junge über mich zu reden. über mein aussehen. ich hatte zugenommen und habe immer noch damit zu kämpfen. es ist nicht wirklich viel mehr als vorher, aber man sieht es dennoch. er redet inzwischen fast andauernd über mich. jede unterrichtsstunde. er nennt mich "die hässliche" und ich weiß nicht, was ich tun soll. zur zeit bin ich das einzige mädchen in der klasse. ich habe niemanden zum reden. ich bin alleine dort. das perfekte opfer, aber wenn er nicht so über mich denken würde, dann würde er das ja auch nicht sagen. das gemeine ist, er ist sonst total kotzend freundlich zu mir. er lächelt sogar und nicht auf eine weise, wo man vermuten würde, dass er einen so hasst, wie er es anscheinend tut. ich begegne immer wieder so vielen menschen, die mir das leben zur hölle machen durch diese worte. sogar meine freunde finden mich hässlich. sie drücken sich um die antwort herum oder lügen ganz einfach. mein kleiner bruder findet mich auch hässlich. er mag mich gerne, aber er findet mich eben hässlich. ich habe das gefühl, dass mein altes ich zurückkehrt. ich habe schon wieder sehr starke probleme damit mein gewicht auch nur zu halten und ich habe wieder angst zur schule zu gehen und ich kann es kaum noch ertragen, dass mein vater mich so hasst. ich habe angst, dass aus mir ein sehr böser mensch wird, der anderen wehtut. ich habe einmal haustiere gehabt und wenn mein selbstwertgefühl wieder mal total im keller war, dann habe ich sie geschlagen und gequält. ich habe sie sogar eine treppe runtergestoßen und ein trächtiges kaninchen so sehr geschlagen, dass es geschrien hat und sie schreien nur, wenn sie todesangst haben oder wahnsinnige schmerzen. mir ging es dabei nicht gut, es war ein tiefer schmerz in mir und doch verschaffte es mir befriedigung. seit einiger zeit habe ich gedanken, die mir angst machen. ich will niemandem was antun, wirklich nicht, aber diesen tieren wollte ich eigentlich auch nie etwas antun und trotzdem tat ich es. ich habe schon daran gedacht mich zu töten, aber eigentlich will ich nicht sterben.. nur vielleicht ist es sicherer, vielleicht bin ich irgendwie passiert. ein fehler der natur. bitte sagt mir, ob ich vielleicht krank bin oder sagt mir irgend etwas.

Anwort von Vincent

Hallo!

Deine Probleme sind groß und wiegen im sprichwörtlichen Sinne schwer, trotzdem gibt es leichte Antworten dafür:

Schönheit kommt von Innen. Man findet Dich nicht hässlcih, weil Du hässlich bist, sondern weil Du Dich hässlich fühlst. Du strahlst es aus. Daran bist Du nicht schuld, sondern es hat mit Deinem ELternhaus zu tun. Menshliche Probleme vererben sich weiter wie Gen-Krankheiten wenn man nicht aufpasst.

Schieb dem einen Riegel vor. Es muss so nicht weitergehen. Dein Vater war / ist psychisch krank und offenbar auf dem Weg der Genesung. Du warst / bist Leidtragende, weil Du bei weitem nicht genug elterliche Akzeptanz, Liebe, Geborgenheit und Zuneigung erfahren hast. Dadurch hast Du kein nennenswertes Selbstwertgefühl. Das wiederum kriegt Dein Umfeld mit und man behandelt Dich entsprechend.

Menschen sind gut und böse gleichzeitig. Sie können im einem Moment in hässlichen Spott ausbrechen, im anderen Moment Mitleid empfinden. Kommt ganz drauf an, welche Regung man in ihnen provoziert.

Ändere also Deine Ausstrahlung und fange an, Dich schön zu finden, zufrieden mit Dir selbst zu sein. Das ist nicht unmöglich. Zerfließe nicht in Verbitterung, Selbsthass, Selbstmitleid - WEHR DICH dagegen. Der Typ aus Deiner Schule hasst Dich nicht, er ist ein unreifer Spätpubertierender, der seine Zuneigung zu Dir nicht anders ausdrücken kann. Er reagiert außerdem instinktiv auf die Hässlichkeit, die Du ausstrahlst und kann damit schlecht umgehen, weil er DIch vom Grundtyp her mag.

Umgib Dich mit schönen Dingen. Schau "Verliebt in Berlin", kauf Dir Bücher über schöne Blumen, fang an mit Hobbygärtnerei, schau doch mal, ob Dich japanische Comics interessieren, da gibt es romantische und schöne Sachen für Erwachsene. Aber beschäftige Dich erstmal ALLEIN und spül die ganze Sch... aus Dir raus. Zieh am besten schnell um, mach einen Neuanfang. Du musst Dich von Deinem Elternhaus lösen, die haben Probleme mit sich genug und können Dir wahrscheinlich nicht helfen.

Wenn Du empfänglich für das Positive geworden bist und etwas gefestigt in Deinem Glauben ans Positive, such Gleichgesinnte. Im Internet gibts nicht nur Anmach-Chats, sondern Foren für alle möglichen Interessen. Oder besuch Volkshoichschulkurse und tritt Vereinen bei, wo es schöne Dinge gibt, die Dir gefallen könnten. Und entwickle Widestandskraft gegen das Negative. Aggression und Kampf gibt es immer, aber richte das nicht gegen Dich und kontrolliere es.

Und mach jetzt bitte nicht auf verbittert, "das bringt eh nichts", "wie soll ich das machen", "hilft ja eh nichts", sondern googel Dich durch, guck in die gelben Seiten, frag beim Stadtamt nach eingetragenen Vereinen, MACH WAS. SCHÜTTEL DIE SCH.. ab die in Dir drin steckt.

Melde Dich bei wieder bei mir, Du bist nicht allein mit Deinem Problem.

Gruß,