Problem von Meret - 16 Jahre

Magersucht?

Hallo.
Also, ich fang einfach mal an, obwohl ich gar nicht richtig weiss wie.
Mein leben ist eigendlich ganz okey, aber da gibs ein paar Dornen die nicht wieder loslassen wollen! ich habe bis zu meinem 5. lebensjahr nicht gewusst wer mein Vater ist. dann haben es mir meine ltern erzaelt. Danach hat sich mein Leben langsam aber sicher veraendert(was ja eigendlich nichts besonderes ist). Wir zogen von einer Wohnung in die naechste, eine kleiner als die vorherige. Meine mutter hat meistens taeglich von 6.30 bis 23.30 gearbeitet.
Heute weiss ich auch warum: mein Vater war verheiratet(und ist es bis heute), aber mit einer anderen Frau als meiner Mutter. Anders gesagt: ich bin ein "Bastard". ...dazu spaeter.
weil meine Mutter nie zu hause sein konnte stellte sie ein Kindermaedchen ein. Diese Frau war ziemlich hinterhaeltig. ich habe es damals zwar nicht realisiert(ich war ca. 4 Jahre alt), aber heute weiss ich, dass sie meinen Bruder und mich, wenn auch nur auf milde Art, mishandelt hat. Sie hat uns z.B. oft kalt geduscht und wenn wir dann in der Badewanne ausgerutscht sind und uns den Kopf angeschlagen haben, hat sie einfach gelacht und uns mit dem Wasserstrahl ins Gesicht gespritzt. Ich habe es damals niemandem gesagt, weil ich es im Verlaufe des Tages vergessen habe und sie immer ganz nett mit uns war, wenn andere Leute mit uns zusammen waren.

Wie auch immer; wir zogen dann vor 6 Jahren um, in ein kleines Haus. Meine Mutter hatte oft Migraene, musste aber immer arbeiten gehen, weil wir sonst kein Geld gehabt haetten. Von meinem Vater war keine Hilfe zu erwarten.

Mit 13 fing dann mein eigendliches Problem an: ich nahm zu. Ich weiss jetzt, dass das am Anfang der Pubertaet ganz normal ist, aber damals wusste ich das nicht. Meine Freundinnen waren alle schlank und so "cool". Ich fing dann an, mir neue Kleider zu kaufen und auch mich zu schminken. Meine beste Freundin war das it-girl in der Klasse, alle Jungs waren in sie verknallt. sie war immer perfekt und duenn und liess mich spuehren, wo meine Fehler lagen.

Bis dahin hatte ich ein normales Essverhalten, aber nachdem ich sah, wie meine Freundin immer die haelfte ihrer Mahlzeiten stehen liess, fuehlte ich mich wie ein Fressmonster und fuehlte mich ploetzlich fett. Ich fing an weniger zu essen und kaufte mir dann auch so Nahrungsersatzriegel. Ich wog mich dreimal taeglich, schreib alles auf was ich ass und konnte immer auf's Gramm genau sagen wieviel ich gerade wog.
Es wurde natuerlich schlimmer. Mein Essplan sah wie folgt aus:
nichts fruehstuecken, 1 Teller Salat zu Mittag(nichts anderes dazu) und 1 (antstatt 2) Nahrungsersatzriegel. natuerlich hatte ich hunger. ich trank viel und ass, wenn es nicht anders ging eine Frucht. ich wurde immer duenner. und das waehrend meinem Wachstum. Ich wollte immer einen Freund, aber ich wollte nicht irgendeinen dahergelaufenen der mich nur flachlegen wollte, davon gab es damals genug, denn ich war ziemlich huebsch. ich fing auch wie meine Freundin an, alle um mich herum zu manipulieren; immer schoen laecheln, immer die richtige Dosis von Freundlichkeit und Kaltschnaeuzigkeit, damit auch ja jeder von mir abhaengig wurde. Ich trug immer coole, heisse, aber nicht zu aufdringliche Klamotten und dachte immer, das ich immer noch zu dick sei. Deshalb legte ich auch manchmal Fastentage ein, acu waehrend der Schulzeit.

Damals dachte ich, dass mit der Ernaehrung sei normal, und dass ich zuvor einfach viel zu viel gegessen habe. heute glaube ich, dass ich fast magersuechdig war und auch meine freundin.

Es haben mich ein paar Leute darayf angesprochen, aber ich hatte immer gute Erklaerungen und ich ernaehrte mich eigendlich auch gesund. Manchmal hatte ich die Fragerei auch einfach satt und ich sagte einfach, dass ich schon total viel zu Hause gegessen habe.
Dann fingen die Fressatacken an. ich ass manchmal einen halben Laib Brot mit Butter aufs Mal. Ich habe mir aber nie den Finger in den Hals gesteckt. Ich wusste ja, dass das ungesund ist.
Ich glaube, ich tat es, um geliebt zu werden. Ich habe einen aiemlich anspruchsvollen Maennergeschmack und dachte immer, dass ich perfekt sein muesse um solche Ansprueche stellen zu duerfen. Nach1 1/2 Jahren regelmaessigem Hungern und dann wieder Heisshunger, hoerte ich auf. Ich dachte, wenn ich in einer Woche 1kg abnehemn kann, kann ich mich ja vollstopfen und dann 2 Wochen hungern. Weil ich aber immer noch alleine war und ich dachte, dass alle Jungs ausser dem Einen, dem Richtigen, auf's Aussehen schauen, dachte ich, dass ich ja auch genau so gut wieder normal essen koennte.
Es hat nicht geklappt. ich glaube, mein Koerper dachte einfach, er muesse so viel wie moeglich kriegen und ich hatte staendig Fressattacken.
Ich habe dann nach einiger Zeit halbwegs normal gegessen, aber ich hatte irgendwie kein richtiges Hungergefuehl mehr, oder hatte vielmehr vergessen wie man auf es hoert.

Bald fingen aber die anderen, ganz normalen Teenagerprobleme an: streit mit familie etc.

ich fing irgendwann an, meinen Vater zu hassen. nicht wirklich hassen, aber irgendetwas war definitiv falsch! ich war ihm einerseits sehr dankbar dafuer, dass er uns als seine Kinder anerkannte und dass er uns jede Woche bei sich zu abend essen liess und so fein kochte und uns auch ab und zu einen 50er zusteckte; andererseits wurde ich auch immer wuetender weil ich erfuhr, dass er nicht fuer uns bezahlte, deshalb unsere Mutter noch mehr arbeiten muesste und sie noch weniger zu Hause war und weil er uns nur 3 std. die Woche bei sich hatte und wir noch nie bei ihm uebernachtet hatten und weil er sich immer von seiner Frau herum komandieren liess und das schlimmste: weil ich er mich nicht kennt!!! kein stueck! er behandelt mich wie eine 5 jaehrige! er will eben, dass ich immer seine kleine Bambina bleibe, die immer sooooo gluecklich ist, wenn ihr Papa einmal im Jahr mit ihr und ihrenm Bruder Grillen geht!!!! aber das aller schlimmste ist, dass ich ihm nicht boese sein kann!
ich habe schon ein paar mal versucht mit ihm zu sprechen, aber er ist die Sorte Mensch, mit der man nur ueber's Wetter und die Schule reden kann.
Ich weiss auch, dass ich nicht viel mehr von ihm erwarten kann, er ist ja schon 65 und kann wahrscheinlich einfach nicht verstehen was ich denn sonst noch will.

Jetzt aber zu meinem jetzigen Problem(ich fuehl mich schon schrecklich egoistisch): Ich habe seit einem halben jahr wieder schrecklich oft Fressattacken. ich bin zwar noch nicht dick, aber schon ein bischen pummelig.
das schlimmste ist aber, dass wenn ich eine Diaet mache(eine gute, mit Sport und noch mehr gesundem Essen als ich eh schon vertilge, nicht so 'ne Hungerkur), hab' ich noch mehr fressattacken! es ist als ob mein Hirn angst davor hat, wieder in diesen Hungerskreis zu geraten und egal wie viel ich darueber nachdenke und mir zurede, dass es gesuender fuer mich ist wenn ich nicht alles in mich reinstopfe, es hilft nichts!! ich habe mit meiner Muetter gesprochen und ihr gesagt, dass ich Hilfe will, aber sie hat irgendwie komisch reagiert und hat mich mit einem NBlick angeschaut, der so viel sagte wie: du bist doch gar nicht magersuechtig, du bist huebsch und gut in der schule und ich will aigendlich auch gar nicht, dass du einen Freund hast.

Ich will es niemandem anderem sagen, weil ich mich schaehme und es auch gar nicht will! ich habe versucht, im internet irgendwelche Hilfsorganisationen zu finden, aber die gibt's nur fuer Magersuechtige und Bulemiekranke. Werde ich denn jetzt auch noch dafuer bestraft, dass ich klug genug bin um mir nicht den Finger in den hals zu stecken???
ja ich weiss, das ist nicht fair, aber ich weiss langsam echt nicht mehr was ich machen soll.


oh mein gott, ich hab' ja schon einen halben Roman geschrieben!! tut mir echt leid, aber auch wenn ihr nicht antworten solltet, es war trotzdem echt befreiend mal alles aufzuschreiben!!
Vielen, vielen Dank!!!!

Anwort von Sabine

Hallo Meret!

Du scheinst Deinen Körper sehr gut zu kennen. Glaubst Du, dass Du auch einschätzen kannst, was wirklich mit Deinem Körper los ist.
Du hast bisher Deine Mutter nichts von Deinen Essgewohnheiten erzählt. jeden belogen, der Dir hätte auf die Schliche kommen können.
Es ist gut, dass Du erkannt hast, dass es nicht gut ist für Deinen Körper, wenn Du ihn so ohne Nährstoffe lässt und er sich die letzten Reserven ziehen muß.
Vielleicht brauchst Du gar keine Selbsthilfegruppe (nur so eine Idee), vielleicht wäre auch eine Art "gesundes Ernähren" für Dich interessant. Es ist gut zu erfahren, wieviele Nährstoffe und Fette in den Lebensmitteln sind, wenn Du jetzt bewußt darauf achten möchtest und auch solltest.
Schön, dass Du erkannt hast, dass es auch auf dem normalen Wege geht und vor allem bewußt.
Wichtige Stichpunkte für Dich sind vor allem: bewußte Ernährung - Magersucht erkennen - Körper und Seele sind eins -
Ich finde, dass das sind Dinge, die Du für Dich erlernen solltest.
Alles Gute und

lieben Gruß