Problem von Anonym - 19 Jahre

Zukunftsperspektive

HI,
bin grad in der 13. und bald fertig mit der Schule. Kriege leider wahrscheinlich ein Abischnitt von 2,2-2,3.Ich möchte unbedingt Medizin studieren, aber daraus wird in den nächsten Jahren wohl nichts. Auch für Zahnmedizin wird es knapp. Dabei weiß ich nicht was ich sonst studieren soll. Was soll ich in einer Wartezeit von vier Jahren machen, wenn man da noch nicht mal was anderes studieren darf, da es sonst nicht angerechnet wird? Ich könnte mir so in den Hintern beißen weil ich nicht mehr für die Schule getan hab. Jetzt kommt es nur auf Kommastellen an! In der Familie gehen mir auch alle auf die Nerven. Ich darf nie abends weggehen mit Freunden. Mein Leben ist manchmal einfach nur scheiße. Was wird meine Familie darüber denken, wenn sie hören dass ich auf einen Studienplatz warten muss, weil mein Abitur zu schlecht ist. Sie werden mich auslachen und meine Cusinen werden sich darüber freuen. Was soll ich denn bloß machen? Rettungsassistent ist nicht mein Traumberuf, für den Übergang aber vielleicht nicht das wahre. Könnt ihr mir vielleicht weiterhelfen?Wie soll es weitergehen. Mein Abischnitt wird wohl nicht zu verheimlichen sein. und einer Blamage kann ich wohl auch nicht mehr entfliehen (meine Cusinen haben alle bessere Abiturdurchschnitte!).

Anwort von Michaela

Hallo,

du hast dein Herz an ein Medizinstudium gehängt - aber wirst du wirklich nur mit so einem Studium glücklich? Viel mehr habe ich das Gefühl, dass es darum geht, deiner Familie etwas zu beweisen, u. a. auch deinen Cousinen. Ist man nur etwas wert, wenn man einen Abischnitt von 2,0 und höher hat? Was ist mit den Leuten, die nicht mal auf dem Gymnasium waren? Fallen die dann auch in deiner Familie durch? Und was ist mit denen, die - oh je! - gar ihr Studium abbrechen oder es schlecht beenden?

Klar, es ist wichtig, dass man sich den Start ins Berufsleben so einfach wie möglich macht, indem man gute Noten vorweist. Aber ganz ehrlich: Später kräht kein Hahn mehr danach. Und es interessiert auch nicht, ob du auf dem 1., 2. oder 3. Bildungsweg deinen Beruf erlernt hast. Das Einzige, was zählt ist, dass du mit dem Herzen dabei bist (gerade was Medizin angeht) und dass du deine Sache gut machst. Und das kann, mit Verlaub, auch eine Stelle in der Spülküche sein.

Da ich davon ausgehe, dass der erste Teil meiner Antwort dich nicht zufrieden stellt, kommen jetzt handfeste Tipps:

Du kannst eine Krankenschwesterausbildung machen. Das ist auch nicht von Pappe, und vor allem hast du die Zeit bis zum Start des "richtigen" Studiums nicht "vertrödelt", sondern dir fundierte Grundkenntnisse angeeignet (und nebenbei schon dein erstes eigenes Geld verdient!), die dir spätestens beim Physikum nützlich sein werden (da trennt sich idR die Spreu vom Weizen, und mit praktischen Kenntnissen hast du auf jeden Fall einen Trumpf in der Tasche!). Zudem kannst du jederzeit wieder mit dem Studium aufhören und hast trotzdem einen anerkannten Abschluss in der Tasche. (Medizin ist wirklich nicht leicht...!)

oder

Du erkundigst dich nach dem NC in anderen Bundesländern. Vor einigen Jahren war es z. B. in Berlin mit einem Schnitt von 2,5 (!!!) möglich, Medizin zu studieren. (Das brächte dir die nötige Distanz zu deiner Familie, und du könntest dich wo anders in aller Ruhe entfalten).

oder

Du machst es so wie einer meiner Bekannten. Der ist mit seinem Abizeugnis zur Bundeswehr gegangen, hat sich als Offiziersanwärter beworben, und konnte nach der Grundausbildung in aller Ruhe studieren. Damit einher geht natürlich die berufliche Verpflichtung. Man ist jedoch gut abgesichert. Und seit Frauen Dienst an der Waffe leisten dürfen, ist das auch kein Problem mehr!

Ich hoffe, das hat dir ein wenig geholfen?

Viele Grüße,

Michaela