Problem von Anonym - 28 Jahre

Persönliches und Arbeit

Hallo

Ich habe vor meinem Studium in meiner Firma als Applikationsentwickler gearbeitet. Diese Art Beruf war eigentlich immer mein Traumjob. Die Fachhochschulreife in Informatik war darauf hin die logische Konsequenz, denn ich wollte mich Ausbildungstechnisch auf einen zertifizierten und belegbaren Level bringen.
Als ich nun nach dem Studium wieder in meiner alten Firma einstieg wurde ich aber mit der Situation konfrontiert, dass der Teil der Arbeit, den ich am liebsten mache nun im Ausland erledigt wird. Kommt hinzu, das meine neue Rolle nun die ist, diesen Leuten, mit denen ich an sich kein Problem habe, die interessanten Aufgaben zu geben, die ich am liebsten selber lösen würde. Ich finde mich in dieser koordinativen Rolle überhaupt nicht zurecht und habe ein grosses Selbstwertproblem, weil mir diese Arbeit so nichts bedeutet und ich zuschauen darf, wie andere den spannenden Teil machen.
Ich habe mich nach einem Gespräch mit dem Chef trotz dieser unbefriedigenden Situation versucht in meiner Rolle zurechtzufinden und habe Einsatz und Engagement gezeigt um zu demonstrieren, dass ich dieser Aufgabe gewachsen bin - habe ihm aber auch klar zu verstehen gegeben, dass ich mich nicht langfristig wohlfühlen werde.
Das Problem ist nun, dass nach meiner Bewährungszeit eigentlich alle zufrieden mit meiner Leistung sind (nur ich selber nicht so wirklich). Ich habe einen guten Ausblick auf eine Beförderung und eine Zukunft im Bereich wo ich jetzt arbeite -> bin ich zu überqualifiziert für meinen Lieblingsjob?? Spass macht mir meine aktuelle Arbeit wenig und ich beneide oft meine ausländischen Kollegen - eine Beförderung verbinde ich mit noch weniger Interessantem, weil ich mich in Richtung Generalisierung statt Spezialisierung entwickle. Ich fühle mich in meiner Rolle als Koordinator immer wieder gefordert, wenn nicht überfordert und bin an einem Punkt, wo ich wirklich psychische Probleme damit bekomme, weil ich den inneren Konflikt nicht auflösen kann: Soll ich mich mit einer Karrieremässig "positiven" Zukunft abfinden oder soll ich den riskanten Weg in einer anderen Firma als Entwickler gehen, in einer Branche, die mittelfristig vom Offshoring gefährdet ist?

Ich sehe mich von Natur aus als Tüftler und Techniker und versinke gerne tief in Aufgaben und Grüblereien. Ich habe den Verdacht, dass ich aufgrund einer Form von ADHS in dieser Sorte Arbeit den Weg gefunden habe, meine Gedanken zu kanalisieren und optimal einzusetzen. In meinem neuen Umfeld geht das nicht und ich erwische mich immer wieder in Selbstvorwürfen, weil ich mich nicht daran halten kann, gegebene Ziele konsequent zu verfolgen (werde ständig abgelenkt durch Kleinigkeiten) -> Der Gedanke von ADHS kam mir, als ich mich und meine Eigenschaften praktisch 1:1 in einem Formular von einer ADHS Hilfeseite fand - und was mir sehr ernsthaft erscheint, ist, dass ich in der letzten Zeit zunehmend Tics und Panikattacken entwickle (was für ein ADHS im Erwachsenenalter typisch wäre). Eine EEG bei einem Neurologen hat eine physische Ursache ausgeschlossen, aber ich fürchte, dass ich ernsthaft was unternehmen muss, auch um mir selber auf Dauer zu helfen, nur wie? Ich zerfresse mich in Konflikten und Selbstvorwürfen - mein Selbstwert ist niedrig.

Ich bin nun völlig verunsichert und vielleicht bilde ich mir ja aufgrund des Stresses vieles ein - ich habe ein Termin bei meinem Hausarzt ausgemacht um meiner ADHS These eine klare Diagnose zu geben - aber ich sorge mich, dass meine Bedenken nicht ernstgenommen werden - gerade weil ich mich auch selber immer in Selbstzweifel ziehe. Was soll ich unternehmen?

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Du hast einen Termin bei Deinem Hausarzt gemacht - das wäre genau das, wozu ich Dir geraten hätte. Ich weiß nicht, ob Du Dich in einen Verdacht (ADHS) verrannt hast oder ob es wirklich so ist. Diese Diagnose kann nur ein Arzt stellen. Mach deutlich, wie Du Dich fühlst und sage auch, dass Du befürchtest, nicht ernst genommen zu werden. Lege dieses Problem in die ärztliche Hand.

Wie es für Dich beruflich weitergehen soll, kann ich Dir nicht sagen. Diese Entscheidung kann und werde ich Dir nicht abnehmen. In der heutigen Zeit einen sicheren Arbeitsplatz aufgeben, ist ein Risiko. Das weißt Du selbst. Ich weiß nicht, wie unglücklich Du im Moment bist, wie lange Du es ertragen kannst oder ob Du Dich noch einfinden wirst. Vielleicht lässt Du Dir selbst noch ein wenig Zeit und gehst die Problem stückweise an. Regele jetzt die Arztgeschichte und wenn Du da weiter bist, kann Du Dich immer noch hinsetzen und Dir über die berufliche Zukunft Gedanken machen.

Alles Gute - Du wirst Deinen Weg sicher gehen!