Problem von Anonym - 20 Jahre

Komme nicht klar

Hallo! Aus Zufall habe ich diese Seite gefunden und möchte die Gunst der Stunde nutzen zum x-ten Mal zu sagen, was mein Problem ist. Kurz und knapp: Ich bin zwanzig Jahre alt, mache gerade Zivi; vorher Abitur. Meine Hobbiers sind vor allem Musik (spiele seit 13 Jahren Violine und Bratsche), Lesen und Sport. Leider komme ich mit der Umwelt überhaupt nicht klar. Ich habe keine einzige Kontaktperson (für intimere Gespräche), außer meinem Psychologen (seit dem ich bin, seit ich mich letzten November in den linken Arm geschnitten habe; eine spontane Verzweiflungstat). Seit Jahren wünsche ich mir nichts anderes als eine Freundin, die meisten Jungs sind mir nicht so wichtig, darum stört es mich nicht so sehr, dass ich keine Freunde habe. Disco, Trinken und so sind nicht mein Ding. Naja, jedenfalls, finde ich dass ich eigentlich ganz okay bin. Nur traue ich mich überhaupt nichts. Schon ein Blickkontakt kostet mich riesen Überwindung, immer aus Angst sofort wieder verletzt zu werden. Ich bin leider sehr empfindlich. Ich warte auch immer, dass jemand den ersten Schritt macht. Ich traue mir einfach nichts zu, ich weiß nicht worüber mit anderen reden, außerdem stottere ich dann, kann ihnen nicht in die Augen gucken, weil ich mich so minderwertig und schlecht fühle und so geht das weiter und weiter und im Endeffekt betrüge ich mich um meine Jugend und so weiter und so fort. Ich möchte hier auch gar nicht erfragen, was ich machen kann oder soll--- da dieses ganze an der Oberfläche geredete eh keinen Zweck hat. Aber wenn jemand doch etwas sagen möchte, freue ich mich natürlich darüber.
Hinzufügen will ich noch, dass ich eigentlich recht groß bin (naaj 1,80) und relativ stark, und daher auch oft gehört habe (u.a. von meinen Eltern) dass man mir derlei Probleme nicht ansieht. Also kurzum: In meinem Kopf spielen sich die kranksten Sachen der Angst und Minderwertigkeitsempfindung ab, und die Umwelt soll nicht mal etwas merken... najaa. Wie auch immer, falls jemand dazu was sagen kann, wäre das sicherlich eine echte Hilfe.

Gute Nacht.

Anwort von Michaela

Hallo,

ich habe mit 17 das erste Mal "Kontakt" mit der Außenwelt aufgenommen, habe mich vorher immer zurück gezogen und war eher ein Mauerblümchen, heute würde man sagen: Nerd. Es war fürchterlich, weil ich mir auf einmal total bewusst war, dass ich ICH bin, und da ging´s dann los. Ich wollte und konnte eigentlich nicht mit der Außenwelt kommunzieren, obwohl ich Kontakt nach draußen ganz dringend nötig hatte, und bin auch erst mal abgedreht. Psychologen waren auch im Spiel, aber es hat ewig lang gedauert, bis ich eingesehen hatte, dass ich zwar nach außen die "Starke" war, innerlich aber noch ganz klein und schüchtern geblieben bin. Manchmal denke ich, dass sich das jetzt immer noch nciht wirklich geändert hat. Letztlich hat es sich aber als STärke herausgestellt, weil meine Angst vor der Umwelt auch eine Brücke zu anderen ist, nicht nur, weil man das gleiche Problem hat. Irgendwann kam die Erkenntnis, dass Empathie etwas ganz wichtiges ist, wenn man sich innerlich berühren lassen kann von anderen und von sich selbst, wenn man noch mit der Seele mitspürt, was da draußen eigentlich abgeht. Die Gefühle, die damit zusammen hängen, sind der Hammer, und ich schütze mich durch Angst und Ablehnung. Letztlich sind sie aber ein TEil von mir, den ich annehmen möchte - irgendwann.

Viele Grüße,

Michaela