Problem von Anonym - 18 Jahre

Er hat Multiple Sklerose

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

Lukas ist der Bundeswehr-Kumpel meines Bruders, den ich seit 5 Jahren kenne (er ist 7 Jahre älter als ich). Ich war immer fasziniert von seiner ruhigen einfühlsamen und sicheren Art, seinen Reisen und dem vielen Sport.

Vor zwei Jahren gingen wir (Bruder+Freundin+Lukas) zusammen Skifahren, ab da besuchte er uns öfters während seiner Rennradtouren (er studiert an der Uni 80km weg von hier). Wir können uns über einfach alles unterhalten, telefonierten zwischen seinen Besuchen dann immer mehr miteinander und ich habe ihn auch ab und zu besucht. Ich wartete, dass er den ersten Schritt unternimmt und versuchte ihm Gelegenheiten zu geben, aber es blieb eine Grenze zwischen uns.

Als er vor drei Wochen nach dem letzten Skiurlaub bei uns übernachtete habe ich ihm gestanden, was ich für ihn empfinde. Er blieb in der glücklichsten Nacht meines Lebens bei mir. Das Gefühl nur noch zu fliegen war unbeschreiblich schön und berauschend.

Bei den Anrufen danach war die Vertrautheit der vergangenen Monate wie weggeblasen. Letzte Woche habe ich Lukas einfach in seiner WG besucht. Ich fragte mich auf der Fahrt verzweifelt, wie ich ein Gespräche anfangen soll. Als ich ankam war sein Gesicht so leer und fahl, er ging sehr unsicher. Nachdem wir uns mit Tee auf sein Bett gesetzt haben offenbarte er mir einen Schock: Vor 4 Jahren wurde bei ihm Multiple Sklerose entdeckt. Er hätte sich noch nie so sehr zu jemanden hingezogen gefühlt wie zu mir, es sei aber besser unsere Freundschaft wie vorher beizubehalten ohne sich an den anderen gebunden zu fühlen. Er würde sich schubweise in ein Wrack verwandeln, als das er als Partner meinem Leben nicht im Weg stehen möchte. Er sprach davon eines Tages seinem Leben selbst ein Ende zu setzen. Alles zog sich in mir zusammen und ich musste mich übergeben. Es sei vor drei Wochen einfach alles zu aufregend für ihn gewesen, sodass er die Kontrolle über sich verloren hat und einfach bei mir blieb.

Alles ist durcheinander in mir. Ich möchte meinem Herzen nachgeben und nur bei Lukas sein. Ich bin enttäuscht, dass er nicht offen zu mir war (er will kein Mitleid und möglichst lange normal weiterleben). Ich träume, noch viele Stunden mit Lukas zu verbringen. Ich fürchte, am Anfang unserer Liebe schon wieder am Ende zu stehen. Ich zweifle, dass ich die Bürde seiner Krankheit bewältigen kann (für mein Alter werde ich immer als sehr vernünftig angesehen). Werde ich die Kraft haben, mich eines Tages von Lukas trennen zu können?

Nach seinem Diplom im Sommer möchte Lukas für einige Monate durch Australien und Neuseeland reisen. Der Gedanke, nicht mit ihm zusammen zu reisen schnürt mit den Hals zu.

Haben Lukas und ich eine Chance zusammen glücklich zu sein?

Liebe Grüsse

Anwort von Phine

Hallo,
Ich kann mir vorstellen, wie es dir geht, da ich benahe exakt schon in der gleichen Situation war. Ich hab mich auch mal in jemanden verknallt bei dem in den Wochen in denen wir uns besser kennen lernten MS festgestellt wurde ( http://de.wikipedia.org/wiki/Multiple_Sklerose ).
Du fragst ob ihr eine Chance habt zusammen zu sein? Das hängt davon ab, ob er sich darauf einläßt (du willst ja). Es ist schwer für Männer vor der Frau schwach zu sein und genau das wird er irgendwann sein.
Egal wie du reagierst, er würde es immer für Mitleid halten.
Dir ist wahrscheinlich bewußt, was da wenn ihr eine Beziehung führen würdet auf euch zukommt. Aber du liebst ihn und deshalb würdest du alles in Kauf nehmen um mit ihm zusammen zu sein.

Also habt ihr doch noch viel Zeit! Dass er reisen will und die Welt sehen will bevor es es vielleicht irgendwann nicht mehr kann ist doch verständlich.
Gibts es für dich eine Möglichkeit mit zu reisen? Vielleicht könnt ihr ja zusammen, wenigstens eine Zeit lang reisen?
Wichtig ist, dass ihr über das alles redet. Du mußt ihm klar machen, dass du immer zu ihm stehen wirst. Du wirst mit der Zeit in die Situation reinwachsen. Er kann doch nicht sein Leben allein verbringen, nur um keinem weh zu tun.
Man weiß nie wie viel Zeit man hat, kein Mensch weiß wann er sterben wird. Also genießt das Leben (natürlich nicht ohne die Zukunft außer acht zu lassen), vielleicht zusammen wenn ihr euch dazu entscheidet! So wie du ihn beschreibst, wird ein Gespräch über euer beider gefühle udn Ängste doch möglich sein. Ich wünsche euch alles Gute!
(Übrigens, aus mir und meinem Schwarm wurde damals nichts - er wollte nicht)