Problem von Hanna - 16 Jahre

Missbraucht

Ich wurde vor ca. 1 Jahr sexuell missbraucht. Es geht eigentlich nicht um die Tatsache, dass ich missbraucht wurde, sondern um die Gerichtsverhandlung. Ich habe diese Sache meiner besten Freundin anvertraut. Dummerweise ist ihre Mutter Polizistin und sie hat es ihr natürlich sofort erzählt.

Ich habe bis jetzt noch keine Vorladung zum Gericht erhalten, und es muss auch gar nicht dazu kommen. Aber wenn doch, dann will ich dort nicht hin. Ich will und kann das ganze nicht nochmal erzählen... Von mir aus soll der Kerl weiter frei rumlaufen. Aber ich mich nicht noch einmal damit auseinander setzen müssen.

Ich weiß, dass es besser ist, wenn er nicht einfach so davon kommt. Aber ich hab einfach nicht die Kraft.. Wenn es soweit ist, weiß ich nicht wie ich es meiner Mutter erklären soll, denn wir reden meistens nicht wirklich über solche intimen Probleme und ehrlich gesagt, will ich auch gar nicht mit ihr darüber reden. Aber wie soll ich ihr das beibringen?
Bitte helft mir, ich weiß es nicht was ich tun soll!! :(

Anwort von Sabine

Hallo Hanna!

Es ist gut, dass es zur Anzeige gekommen ist und es ist gut, dass er verurteilt wird für das, was er getan hat. Wenn er keine Strafe erhält, dann wird es vielleicht immer wieder tun. Wenn nicht mit Dir, dann vielleicht bei anderen und ich kann mir nicht denken, dass dies in Deinem Sinne ist. Ich kann nicht glauben, dass es Dir egal ist.

Ich kann Deine Angst vor der Gerichtsverhandlung sehr gut nachvollziehen. Mir ging es vor einem Jahr ähnlich wie Dir und ich kenne die Angst alles noch einmal wieder hervorzuholen und berichten zu müssen. Genau darüber habe ich mit meinem Anwalt gesprochen und auch mit dem zuständigen Richter. Ich habe mitgeteilt wie groß meine Angst und wie sehr es mich belastet. Vielleicht solltest auch Du mit jemandem darüber sprechen. Hast Du einen Anwalt für die Verhandlung oder bist Du nur als Zeugin geladen? Du schreibst zwar, dass Du mit Deiner Mutter über diesen intimen Sachen nicht sprichst, aber ich fände es doch wichtig, dass Du mit Deiner Mutter darüber sprichst, dass Du nicht aussagen magst und Angst davor hast. Sie könnte evtl. mit einem Anwalt darüber sprechen um Dich davon zu befreien. Auch eine schriftliche Aussage oder eine alleinige Vernehmung von Dir wäre möglich, wenn Du dem Gericht mitteilst, dass Du Angst vor diesem Termin hast. Es ist aber wichtig, dass er verurteilt wird und Deine Aussage wird wichtig sein, damit er die gerechte Strafe bekommt. Glaube mir, ich kenne dieses Gefühl und es ist schwer. Du solltest jemanden vertrautes mitnehmen zum Gericht, damit er oder sie Dir zur Seite stehen kann, wenn es Dir nicht so gut geht. Ich glaubte damals, ich sei stark genug es alleine durchzuziehen vor Gericht, doch ich habe mich getäuscht. Genau wie Dir, ging mir diese Termin wochenlang durch den Kopf und am Tag der Verhandlung zitterte ich am ganzen Körper. Es ist Dein Recht Angst zu haben, aber Du solltest es nicht untergraben, sondern der Angst freien Lauf geben. Das Untergraben macht es nur noch schlimmer. Bedenke immer, dass diese Mensch, der Dir sowas angetan hat, es immer wieder tun könnte. Du hast es erlebt und willst bestimmt nicht, dass auch andere sowas erleben. Daher ist Deine Aussage so wichtig, aber wie gesagt, es gibt auch andere Möglichkeiten auszusagen. Du mußt ihm nicht unter die Augen treten. Hierüber kann euch aber ein Anwalt oder der zuständige Richter informieren. Die zuständige Telefonnummer vom Sachbearbeiter - bei Gericht - findest Du auf der Ladung vom Gericht. Sprich einmal mit Deiner Mutter darüber. Es wird Dir anschließend bestimmt besser gehen.

Lieben Gruß
Sabine