Mein Freund will nicht heiraten...
Mein Fraun und ich sind jetzt seit 6 jahren zusammen. Seit 5 1/2 Jahren leben wir schon zusammen. Nach 2 Jahren haben wir uns verlobt, aber wissentlich, dass wir noch nicht heiraten wollen.
Jetzt habe ich meinen Freund gefragt, ob wir denn jetzt mal heiraten wollen (also ich habe nicht so plummt gefragt, sondern ganz lieb). Naja mein Freund sagt, dass er noch nicht so weit ist.
Ich muss dazu sagen, dass ich mitten im Leben stehe, einen tollen Job habe und er Student ist. Er ist der Meinung, dass er erst heiraten möchte, wenn er fertig mit dem Studium ist. Das dauert aber noch mind. 3 Jahre.
Er weiß, dass er mich liebt, aber er sagt, dass er noch nicht das Gefühl, dass es soweit ist. (Aber wann soll man das Gefühl bekommen?) Auch hat er mich gefragt, wie ich mir denn sicher sein könnte, dass ER der Richtige sei. Das sei ja auch ein großer Schritt und er wäre dann in Fesseln gelegt etc. Lauter so Sachen hat er mir an den Kopf geworfen.
Für mich bedeutet die Ehe etwas besonderes, etwas einmaliges.
Ein weiterer Grund, warum er mich noch nicht heiraten möchte ist meine Familie. Meine Familie ist ziemlich durchgeknallt:
meine Eltern leben in trennung, mein Paps ist ziemlch nervig, meine Schwester hat das Borderline Syndrom und meine Mutter hat zu hause den größten Saustall, den man sich vorstellen kann.
Ich habe zu meiner familie so gut wie keinen kontakt. Auch würde ich sie gerne von meiner Hochzeit ausschließen. Kann ich sowas einfach machen?
Mein Freund sagt, dass ich die perfekte Frau für ihn sei, aber er sich nicht so schwiegereltern vorgestellt hat. Er möchte am schönsten Tag in seinem Leben nicht die Chaos Famile dabei haben, was ich verstehen kann. Wie gesagt, ich würde Sie am Liebsten auch nicht dabei haben.
Ich weiß jetzt einfach nicht mehr, was ich noch machen soll.
Ich weiß, dass ich etwas verwirrend geschrieben habe, aber ich habe mir einfach mal alles von der seele geredet. Vielleicht könnt ihr mir einen Tipp geben. Ich bin mit meinem Latein am ende...
Liebe Lacrima!
Ich kann ein wenig Deine Sehnsucht nach dem romantischen "Zeichensetzen", das eine Hochzeit ja irgendwo bedeutet verstehen. Manche träumen sich diesen Tag so schön herbei und werden manchmal auch ganz herb enttäuscht. Im schönsten Fall ändert eine Hochzeit nichts an der Beziehung, nur manche setzen dermaßen hohe Erwartungen in diesen einen besonderen Tag und wundern sich danach, dass es auch "nur" eine Beziehung ist, mit dem Unterschied, dass man halt jetzt auch auf dem Papier "zusammengehört".
Eine längere Verlobungszeit bedeutet meiner Ansicht nach gar nichts. Ihr habt Euch das Versprechen gegeben, wenn Ihr heiraten wollt, dann nur einander. Quasi sowas wie ein Vor-Vertrag :)
Dein Freund hat Dir gesagt, dass es zum einen daran liegt, dass er noch im Studium ist und er sich anscheinend erst noch beruflich festigen will, bevor er eine Ehe eingehen möchte. Ich finde das durchaus vernünftig... Hast Du schonmal überlegt, ob er als verheirateter Student dann überhaupt noch eine Unterstützung gibt, finanziell meine ich... ich kenn mich da nicht gut aus aber ich kann mir vorstellen, dass das Zögern bei ihm durchaus auch materiellen Hintergrund hat...
Ihr seid zusammen, seid Ihr 18 ward und ich bin mit solch jungen langjährigen Beziehungen immer etwas vorsichtig. Ganz im Ernst, einer von Euch könnte irgendwann das Gefühl bekommen, irgendwas verpasst zu haben, wenn man sich so früh schon fest an einen anderen Menschen bindet. Das kann bei Euch gutgehen, aber Du solltest nicht aus dem Auge lassen, dass es auch viel Konfliktpotential gibt...
Sein anderer Beweggrund, nämlich Deine Familie, nun das ist ja auch etwas, das Dich scheinbar stört..
Dieser Punkt könnte im Falle einer Hochzeit evtl. so gelöst werden, dass Ihr einen total ausgefallenen Rahmen, wie eine kleine Reise zu einer "heimlichen" Hochzeit nutzt und dann als Ehepaar wieder zurückkommt.
In gewisser Weise jedoch finde ich seine Einstellung zu Deiner Familie nicht fair! Deine Familie ist ein Teil Deines Lebens. Aber da Du ja selbst sagst, Du möchtest nichts mit ihnen zu tun haben...
Der Hochzeitstag gehört dem PAAR und es entscheidet, wie die Feier und alles drumherum aussehen soll... Es sind Eure Gäste und es liegt in Eurer Entscheidung, wer kommt und wer nicht kommt. Wenn Du es nicht möchtest, dass von Deiner Familie keiner kommt - Du musst niemandem Rechenschaft ablegen.
Ich denke aber, dass Du das Thema Hochzeit momentan nicht forcieren solltest, es birgt - so wie ich es beurteile - viel Stress für Euch, weil Ihr nämlich in Diskussionen reinkommt. Das hast Du schon gemerkt, dass er dann anfängt an Deiner Einstellung zu zweifeln. Die Frage, die er Dir gestellt hat, stellt er eigentlich auch sich selbst. Er hat einfach Angst, er möchte sich (noch) nicht auf ewig an Dich binden, denn ein Versprechen ist nunmal ein Versprechen und ich glaube, er möchte Dir einfach nicht wehtun, wenn er merkt, dass er doch noch nicht soweit ist, dieses Versprechen ehrlichen Herzens zu geben. Die Verlobungszeit ist genau dafür da: herauszufinden, wie ernst man eine Heirat möchte und ob der Partner so ist, wie man ihn sich für das gemeinsame Leben gewünscht hat.
Freu Dich an der Zeit, die Ihr gemeinsam habt. Die Hochzeitspläne solltest Du einstweilen nochmal auf Wiedervorlage legen.
Gib ihm zu verstehen, dass Du sehr glücklich bist über die lange Zeit, die Ihr schon zusammenseid, dass Du Dich auf eine eventuelle gemeinsame Zukunft freust, aber dass Du auch verstehen kannst, dass er sich mit einer Entscheidung Zeit lassen will.
Das Ja-Wort ist in keinster Weise eine Garantie auf den Ehepartner. Der Hochzeitstag sollte einer von vielen gemeinsamen schönen Momenten in einer Partnerschaft sein und Du darfst Dich glücklich schätzen, dass Du einen Mann gefunden hast, der an Deiner Seite bleiben möchte.
Gib Eurer Beziehung die Zeit und versteif Dich nicht auf den Hochzeitsgedanken!
Und um nochmal kurz auf Deine Familie zurückzukommen:
Wäre eine kleine Hochzeitsfeier in ein paar Jahren nicht eine wunderschöne Gelegenheit, sich zusammen zu finden? War nur so ein Gedanke ...
Ganz liebe Grüße!
Susi