Problem von Anonym - 44 Jahre

Trennung wegen verbaler Gewalt

Momentan geht's mir einigermaßen gut, aber das schwankt. Ich habe Panik bekommen und mich von meiner Freundin getrennt. Eigentlich wollten wir jetzt zusammen ziehen. Nun steht sie vor dem nichts.

Sie rastete häufig aus und überzog mich mit haltlosen Vorwürfen, Beschimpfungen und wüsten Drohungen. Das war jedes mal sehr erniedrigend. Oft habe ich das Gefühl, dass sie "garantiert unlösbare Probleme" konstruiert um einen Streit zu provozieren.

Inhaltlich hatten wir selten Meinungsverschiedenheiten, dafür kommunikativ.

Sie hat ihre verbalen Messer ständig griffbereit. Ich mag das nicht. Bin dadurch in eine Art Alarmstimmung geraten.

Ich hatte ihr mehrfach gesagt, dass sie was gegen ihre Agressionen tun soll. Ich wollte auch das Versprechen, dass wir gemeinsam einen Weg finden, anders zu kommunizieren, sonst würde das Zusammenziehen nicht statt finden. Statt mir dieses Versprechen zu geben, schrie sie: "Wenn Du mir eine Lüge abpresst, mache ich Dir den Rest Deines Lebens zur Hölle!"

Wir hatten uns mal darauf geeinigt, dass jeder an sich arbeitet. Sie an ihren Aggressionen und ich daran, besser Grenzen zu setzten. Diesbezüglich bin ich ungeübt, bzw. ungeschickt. Ich denke, dass ich da weiter gekommen bin. Nützt nur nichts, wenn meine Grenzen nicht akzeptiert werden. Zeitweilig sah es so aus, als würde sie Fortschritte machen. Meine Geduld ist jetzt aber am Ende.

Ich habe auch meine emotionalen Probleme. Der Umzug ist für mich nicht leicht, weil ich mein langjähriges, sehr schönes Zuhause u.a. wegen familiärer Disharmonien aufgeben muss. Daneben gibt es auch Sachzwänge, die einen Umzug vonnöten machen. Letztere sind weniger belastend.

Vor einigen Monaten meinte sie selbst, ich müsse mich erst mal von meinen alten Geschichten lösen, bevor für uns was Neues entstehen kann. Dass ich genau das machen wollte, wurde mir später vorgeworfen. Sie hat immer mehr Druck gemacht um endlich auch "ihr Zuhause" mit mir zu haben. Nun habe ich mich dadurch getrieben gefühlt und keinen Raum mehr für meinen Prozess gespürt. Nur noch Angst vor ihren Ausrastern.

Sicherlich habe ich auch meinen Anteil an den Konflikten. Das kann ich nicht abstreiten. Ich neige zum Mauern, wenn ich mich ungerecht behandelt fühle. Je nach Zustand habe ich auch anderes probiert. Freundlich aber bestimmt geredet, Grenzen setzen, um gemäßigten Ton gebeten, gejammert, wortlose Handzeichen, Tür zuschlagen, sie wegschicken, selbst weggehen, zurückbrüllen - meist hat es nicht funktioniert. Ich bekam mein Fett weg und fühlte mich einfach nur ohnmächtig. Was an Kommunikation noch am besten funktionierte, war schriftlich. Da konnte ich mal loswerden, was ich loswerden wollte. Wirklich interessiert hat sie das aber auch nicht ("alles nichts Neues").

Beim letzten Streit war ich fast soweit, zuzuschlagen. Das habe ich ihr auch gesagt ("Mach doch!"). In der Nacht darauf war ich so sauer, dass ich ihr im Schlaf eine reinhauen wollte. Das habe ich natürlich nicht gemacht. Gewalt ist nicht mein Ding, nur wenn ich wirklich bedroht wäre, denke ich, dass ich dazu bereit wäre.

Mit diesem ganzen "Zuhause"-Mist quält sie mich, seit wir zusammen sind. Deshalb gab es immer wieder Streit. Sie hat den Zustand nur schwer akzeptiert, wie er gerade war. Sie ist sehr früh von Zuhause geflüchtet. Mir scheint es, als wäre sie bei diesem Thema (und anderen) nie aus einer pubertären Renitenz herausgekommen.

Wir sind beide sehr intelligent, auch wenn mein Geschreibsel eher nicht danach aussieht. Ich schreibe absichtlich simpel und aus dem Bauch heraus. Ich habe meinen Verstand eingesetzt, um in meinem inneren Universum aufzuräumen und meinen inneren Frieden zu finden. Sie setzt ihren Verstand ein, um sich die Dinge so hinzudrehen, wie es ihr passt. Bei emotionalen Dingen fühlt sich das immer irgendwie falsch an. Eine Beziehung ist doch nicht wie die Börse mit ihren schrägen Formulierungen.

Ich glaube, dass sie mich benutzt, um ihre Defizite auszugleichen. Und sie wirft mir meine vor. Ich habe keine Lust mehr, über meine Defizite definiert zu werden. Man darf mich kritisieren, aber nicht mir mein "ich" vorwerfen.

Ihre "Zuhause"-Situation (WG) hat sich dermaßen zugespitzt, dass ich zu Zugeständnissen bereit war, obwohl es für mich dadurch nicht mehr das war, was mir für meine Entwicklung richtig erschien. Mir scheint es, dass sie die Situationen unbewusst provoziert und zuspitzt. Das kann aber auch einfach Pech sein, dass sie sich die falschen Leute aussucht. Genau wie ich :-(

Schlußendlich habe ich einen Strich gezogen. Sie ruft mich dauernd an und heult mich voll. Dabei schwanke ich zwischen Schwermut, Mitleid und Distanz. Manchmal klingt sie am Telefon auch ganz normal und nett. So wie eben. Gerade während ich diesen Absatz tippte, klingelte das Telefon.

Irgendeine beliebige Situation, an der ihr irgendetwas nicht passt: Sie sagt oder motzt, dass sie dieses oder jenes will oder nicht will, ich sage: "OK, kein Problem" - danach kommt eine Kaskade von Rechtfertigungen, wieso sie das oder das will, oder nicht will. Das verletzt mich. Ich will gar keine Rechtfertigungen. Ich finde es verletztend, dass mein OK nicht reicht. Bin ich zu empfindlich? Sie erwartet auch Rechtfertigungen von mir. Ich mag das nicht, weiß nicht wozu. Können meine Bedürfnisse nicht einfach so akzeptiert werden, auch wenn sie nicht immer nachvollziehbar sind? Solange meine Bedürfnisse keinen Schaden anrichten, dürfen die doch sein - oder nicht?!

Sie will alles verstehen - wirklich alles. Muss man das? Ist das wichtig? Was sie nicht versteht, macht sie aggressiv. "Ich versteh das nicht" - "Ich versteh Dich nicht" - "Du verstehst mich nicht" - das knallt fast immer. Jegliche Form von unverstandenen Dingen, Irritationen und Missverständnissen empfindet sie als Angriff - mit den entprechenden Antworten darauf.

Absprachen sind sinnlos. Irgendwelche mühsam geklärten Dinge sind plötzlich wieder Thema und führen zu Streit. Irgendwie ist das das totale Chaos. Da ist nichts, worauf ich bauen könnte.

Eben im Telefonat meinte sie, dass sie irgendwann wieder mit mir zusammen sein will - nicht jetzt, aber irgendwann. Meine Erfahrungen und mein Verstand sagen mir, dass das in die Hose gehen würde. Ich will lieber frei sein und irgendwann einen Neustart - mit wem auch immer - versuchen.

Durch meine Kindheit - denke ich - bin ich potenziell Beziehungsunfähig. Ein Mensch, der es mit mir aushalten will, braucht Geduld. Genau das Gegenteil ist mir bislang begegnet. Und es scheint jedes mal ein wenig schlimmer zu werden. Wir sind alle "Wiederholungstäter".

Ich will einen Abschluß. So einfach ist das nicht. Nun steht der ganze Krempel von ihr in "meiner" neuen Bude. Eine Alternative gibt es jetzt nicht. Sie will keine Alternative suchen. Sie wird den Krempel als Vorwand benutzen, oft da zu sein, mich oft anrufen. Das Zeug wird mir Quadratmeter der Wohnung nehmen und es wird mir Raum in meiner Seele rauben. Ich bekomme schon jetzt Angst deswegen und vor ihr. Wahrscheinlich werde ich mich darum kümmern müssen. :-(

Apropos Alternativen: Hat sie ein Problem und ich mache Vorschläge zur Lösung, macht sie mich zur Sau. "Das geht so nicht!" - "Wie soll das gehen?" - schreit mich an und hämmert mir ein, wieso mein Vorschlag Scheiße ist. Später geht genau das, was ich gesagt hatte. Das macht die Vorwürfe im Nachhinein noch schlimmer. Das ist schon einige Male geschehen.

Mir gegenüber öffnen sich Menschen leicht. Ich selber kann offen wie verschlossen sein. Je nach Laune und Gefühl. Bei dem Ganzen Hickhack hatte ich mich sehr verschlossen. Nun merke ich wieder was und die Leute lächeln mich an. Das kann auch an dem freundlichen Wetter liegen.

Ein mal hat sie mich im Streit vergrault. Sie hat es tatsächlich fertig bekommen, mich an unbekanntem Ort zu finden, zu wecken und vollzujammern. Ist das Stalking? Ich glaube, dass sie dazu neigt. Ich war in dem Moment ziemlich sauer. Gleichzeitig fiel es mir schwer, diesem Häufchen Elend gegenüber deutlich zu sein. Ist sowieso egal. Deutliche Worte sind morgen vergessen oder werden sofort ignoriert.

Eigentlich will ich nur, dass sie endlich kapiert, dass Schluß ist. Ich finde sonst keine Ruhe. Ich hatte schon mehrmals "Schluß gemacht" und mich doch wieder erweichen lassen. "Gib mir noch eine Chance". Die hatte sie - mehr als mir gut tut.

Irgendwie gerate ich immer an diese "starken Frauen" die eine große Klappe haben und innerlich recht unsicher sind. Ist zunächst nichts schlimmes, aber irgendwann geht eine Tür auf und eine ganze Menge Emotionen kommen ungehindert herausgeschwemmt, mit denen umzugehen schwer bis unmöglich ist.

Dafür, dass sie hinter mir her kriecht, verachtet sie sich selbst. Das bekomme ich dann auch ab.

Sie hat sich mal beschwert, dass ich ihr zuwenig Aufmerksamkeit schenken würde. "Wie soll ich Dir noch Aufmerksamkeit schenken, wenn Du sie mir aufzwingst?", war meine Antwort. Tatsächlich ist es fast immer so, dass sich alles um ihre Befindlichkeiten dreht. Ich stehe meist irgendwie doof da. Paradoxerweise wirft sie mir vor, dass ich ihre Bedürfnisse missachte, mich wie ein Ignorant benehme.

"Ich habe alles kaputt gemacht", das sind ihre eigenen Worte. Eigentlich weiß sie auch womit. Dennoch steht sie zu ihren Attacken und verteidigt diese mit noch mehr Attacken. Da schließt sich der Kreis. Sie hat auch verständnis für meine Wut, ignoriert aber die Konsequenzen daraus. Sie ignoriert, dass ich Angst vor ihr habe, dass ich mich nicht mehr auf das Gemeinsame gefreut hatte, dass ich mich von ihr getrieben fühlte und noch fühle. Wie kann sie ignorieren, dass ich sie fast geschlagen hätte? Was ist das? Ich fühle mich eigentlich nur noch benutzt, missbraucht. Missbraucht als Erfüllungsgehilfe für ihre Illusionen, als Kompensation für ihre Defizite.

Die Angriffe spielt sie runter. "Alle Paare streiten sich". Ihren früheren Freund hat sie sogar geschlagen. Der ist, nachdem sie Schluß machte, hinter ihr hergekrochen, hat sie belagert. Ich habe noch mitbekommen, wie sie darunter gelitten hat. Jetzt macht sie das mit mir. Spielt sie an mir ihre Rache aus? Rache für allerlei unbeglichene Rechnungen?

Vielleicht versuche auch ich, alte Rechnungen mit ihr zu begleichen?

Ich fühle mich provoziert. Provoziert zu den Dingen, vor denen sie sich am meisten fürchtet. Das macht mir ein schlechtes Gewissen. Vielleicht provoziere ich auch das, was ich am meisten fürchte: solche Aggressionen. Sie geht auch mit anderen Menschen so um. Im Bekanntenkreis sind ihre Ausraster gefürchtet.

Ich fürchte, dass ich das alleine nicht packe, da raus zu kommen.

Anwort von Susi

Grüß Dich!

Ich muss ehrlich sagen, es gruselt mich ein bisschen beim Durchlesen Deiner Mail und ich hoffe, dass Du das Kapitel sehr schnell schließen kannst. Dazu bedarf es aber einer harten Konsequenz Deinerseits.
Du hast innerlich einen Strich gezogen und möchtest eigentlich nur noch den finalen Schritt haben: Sie soll kapieren, dass nichts mehr so ist wie es war und sie soll aufgeben, dem hinterher zu jagen.
Sie hat ihr Zeugs noch bei Dir? Dann sag ihr, dass sie am Tag X ihre Sachen abholen soll. Wenn sie es nicht schafft, soll sie Dir einen Tag (innerhalb eines kurzen Zeitraums) nennen und dann Ihren Kram abholen. Wenn das nicht passiert, sag ihr deutlich, dass Du dann alles entsorgst - ohne Ausnahme!
Sollte sie Dich weiterhin in irgendeiner Form belagern, sage ihr, dass Du Dich gezwungen fühlst, eine einstweilige Verfügung gegen sie zu erwirken - vielleicht fruchtet das. Hinter dem Link unten in der Antwort findest Du weitere Links zum Thema Stalking, u.a. auch zu Foren. Versuche dort, an nähere Infos zu kommen, vielleicht kann Dir dort jemand auch direkt Hilfe anbieten!

Ehrlich ich komme nicht dahinter, wieso sie solche Dinge mit Dir abzieht! Sie braucht ganz dringend eine Therapie, scheint mir. Ich fände es für Dich übrigens auch eine gute Option, wenn Du Dich mit einem Therapeuten über Deine vermeintliche Beziehungsunfähigkeit auslässt.

Ein Fortführen dieser (für mich mehr als merkwürdigen) Beziehung halte ich für sehr bedenklich, da Du selbst spürst, dass Du daran kaputtgehst. Du reagierst völlig richtig und solltest auch nicht "nachgeben" - Dein Wohl geht hier erstmal vor !!!
Bevor Du Dich auf eine neue Beziehung einlässt, geh erstmal der Ursache auf den Grund, wieso Du meistens an solche dominante Frauen gerätst!
ich wünsche Dir wirklich alles Gute!

Du kannst gern nochmal schreiben, wenn Du möchtest. Es würde mich interessieren, wie es bei Dir weitergeht!
Ganz liebe Grüße und viel Kraft!!!
Susi



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