Problem von Anonym - 44 Jahre 10.05.06

Trennung wegen verbaler Gewalt (2)

Hallo Susi!
Hallo Kummerkastenteam!

Vielen Dank für die ermunternden Worte.

Noch bin ich nicht bereit dazu, harte und/oder juristische Druckmittel einzusetzen. Das mag ich ihr nicht antun. Dass diese Möglichkeiten bestehen, weiß ich. Ihre Situation ist jetzt schon nahezu unerträglich und es würde dadurch nicht besser. Das kann ich nicht. Auch wenn ich meine, dass sie sich selbst mit schöner Regelmäßigkeit in unerträgliche Situationen hineinmanövriert.

Noch ist es auch nicht der Fall, das sie mich belagert. Ich habe bislang nur Angst davor, dass das kommt.

Gestern hatten wir uns lange unterhalten. Ich war bei ihr, die letzen Sachen aus ihrem WG-Zimmer wegzuschaffen. Sie wollte mit, beim Ausladen helfen. Ich wollte das nicht, will das alleine machen und nicht noch länger als nötig Zeit mit ihr verbringen. Nun habe ich kaum noch Antrieb, meinen Umzug anzugehen, der mir emotional so wichtig war. Es ist alles kaputt. Ich denke, ich werde die neue Wohnung wieder aufgeben müssen, obwohl diese wunderschön und preiswert ist. Ich werde das Gefühl behalten, dass es ?ihre? Wohnung bleibt. Es sollte anders laufen. Ich ziehe dort hin, ich komme emotional da an, ich brauchte das Gefühl, dass es MEINE Wohnung ist und sie zieht später nach, dass wir ein ?wir? daraus machen. Dass das erst mal MEINS sein sollte, darunter hat sie gelitten. Den Floh hat sie mir selbst ins Ohr gesetzt.

Das Gespräch ist anders verlaufen als gewohnt und erwartet. Sie war freundlich und verständnisvoll. Irritiert war ich, dass sie einsieht, dass sie zur Gewalt neigt. Sie will das ändern. Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Ich bin aber nach wie vor misstrauisch und bin auch nicht davon abgerückt, dass Schluß ist. Sie ist sehr sensibel und merkt, dass ich diesbezüglich unsicher bin. Natürlich spürt sie auch, dass es mir schwer fällt, mich von den schönen Seiten der geplanten Zukunft zu lösen. Daran hält sie sich fest. In einem Moment des Gespräches fühlte ich mich eingeengt und sehr ohnmächtig. Auch das hat sie gespürt und mir vorgeschlagen, mich deshalb beraten zu lassen. Ich bin der Meinung, dass dieses Ohnmachtsgefühl in Folge der Geschehnisse angemessen und normal ist. Meine Gewaltbereitschaft, die aus dieser Ohnmacht resultiert, ist einfach ein Alarmsignal und hilft mir, meinen Standpunkt zu halten.

Den Floh mit dem Zusammenziehen hatte ich ihr ins Ohr gesetzt. Bei mir kam ein zartes Pflänzchen zum Vorschein, welches ich bisher so nicht hatte. Als ich ihr mein Pflänzchen zeigte, ging bei ihr ein riesiges Tor auf und ein, bislang eingesperrter, ausgewachsener Baum kam zum Vorschein. Mit diesem Baum hat sie auf mein Pflänzchen eingedroschen, weil es nicht größer wurde und es immer wieder verkümmert ist.

Was ich brauche, ist eine Selbsthilfegruppe für Menschen, die Gewalt in der Partnerschaft erfahren haben. Männergruppen sind da wohl schwer zu finden. Und dass es gemischte Gruppen gibt, kann ich mir nicht vorstellen. Oder?!

Ich möchte zunächst sehen, wie andere damit umgehen, welche Lösungen sich auftun. Ich brauche Vorbilder, von denen ich mir abschauen kann, welche Lösungen für mich richtig sind. Und natürlich will ich meine Erlebnisse erzählen können.

Ich will weinen dürfen.