Problem von Sabine - 24 Jahre

keiner glaubt mir

Liebes KummerKasten-Team,

schön zu wissen, dass es eine Seite wir eure gibt.

Nun ist mein Problem nur eines von vielen, deshalb werde ich mich auf das schlimmste beschränken.

Ich habe eine Zwillingsschwester. Sie kifft regelmäßig und weiß genau, dass ich das absolut nicht gutheiße. Immer, wenn ich sie darauf ansprach, schrie sie mich an, es sei ihre Sache, oder schmiß mich direkt aus der Wohnung. Sie hat einen 4,5 Jahre alten Sohn und das Schlimme daran ist, dass ihr neuer Lebensgefährte duldet, dass sie kifft.
Sie ist zunehmend aggressiver dadurch geworden, und ich habe sie auch mit liebevollen Versuchen nicht mehr erreicht.
Es ist schon recht lange her, ich schätze 3-3,5 Monate, da wollte der Kleine nicht gleich Mittagsschlaf machen und sie wurde nach kurzer Zeit so wütend deswegen, dass sie ihm mit der Flachen hand (übrigens nicht das erste Mal) mitten ins Gesicht schlug. Ich weiß nicht genau, wie es geschafft hat, aber der Kleine blutete und sein T-Shirt war voll mit Blut, sogar der Fußboden. Nur ein paar Tropfen, aber das ist grauenhaft genug.
Ich habe versucht mir meinen Eltern darüber zu sprechen, doch sie sagen, ich stelle böswillige Behauptungen in den Raum und man könnte es ja nicht beweisen, dass sie kifft und aggressiv ist, obwohl jeder weiß, wie aggressiv sie ist und ihr deswegen schon mehrfach zu einer Therapie geraten wurde.
Ich honnte das Alles nicht mehr mit ansehen und ging mit dem Kindsvater zum Jugendamt. Wir schilderten die Situation und uns wurde gesagt, dass man der Sache auf den Grund gehen würde, was jedoch nicht den gewünschten Erfolg hatte, denn nachdem meine Schwester und deren Lebensgefährte dazu vernommen worden waren, wurde mir doch allen Ernstes gesagt, das kiffen ja so sei wie: mal ein Bier trinken!
Ich ging also den nächsten Schritt...zur Polizei und zeigte meine Schwester an, wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen und BTM-Missbrauch.
Auch ihr Lebensgefährte macht mir Sorgen, denn obwohl er immer sehr freundlich zu mir war, musste ich feststellen, was er in Wirklichkeit für einer ist. Ein mieser Kerl, der alles in sich rein frisst, aber wenn er wütend ist, läß er alles an dem Kind aus. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich versucht habe mit den Beiden zu reden, aber alles endete stets im Nirgendwo.
Wie gesagt, meine Eltern sagten, sie möchten mit soetwas nicht "belästigt" werden (wortwörtlich!).
Ich bekam am Samstag eine Postkarte von ihnen aus dem Urlaub, in dem sie mir klar sagten, dass sie fassungslos über mein "böses" Handeln beim Jugendamt sind und das nicht akzeptieren können. Sie fragten mich, ob ich mit diesem "Schlag" jetzt zufriedener und glücklicher leben könnte. Sie wären zwischen Liebe und Abneigung zu mir hin- und hergerissen. Sie sagen, sie hätten nicht gewußt, dass etwas sie deartig sprachlos machen könnte.
Es ist ja nicht so, dass ich nicht mit ihnen darüber reden wollte, bevor ich die Entscheidung traf zum Jugenamt zu gehen, aber sie sagten, sie wollen davon nichts wissen, dass meine Schwester Drogen nimmt.
Und jetzt kommen sie mir mit einer so beschissenen, miesen Postkarte, die obendrein ein paar Schafe als Motiv hat (mein Stiefvater hat mich seit ich 8 Monate alt bin großgezogen und nannte mich immer "sein Schäfchen") und dann so ein Bedeutungsvolles Bild dafür zu missbrauchen, mir solche Zeilen zu übermitteln ist das Letzte!
Jeder weiß, dass ich nicht lüge und nicht einfach so jemanden aus meiner Familie anzeigen würde, schon gar nicht meine Zwillingsschwester, die mir das Liebste auf der Welt ist und dennoch wollen sie mir nicht glauben, stellen mich als Lügnerin hin, obwohl sie nur eine Seite angehört haben und jetzt soll ich Diejenige sein, die ja alles kaputt macht? Das ist einfach nur erniedrigend, unmorralisch und demütigend.
Ich weiß nicht mehr weiter... Die anzeigen sind noch nicht ´bei meiner Schwester angekommen und so kann ich sicher sein, dass da noch mehr Schwierigkeiten auf mich zu kommen, da alle von den Anzeigen ja noch ncihts wissen.
Ich weiß, ich werde meine familie entgültig verlieren, wenn es soweit ist und ich frage mich, ob es überhaupt noch Sinn macht jemals wieder das Gespräch mit ihnen zu suchen. Ich habe meinen Eltern einen 4-seitigen Brief geschickt, in dem ich alles aufzählte, was meine Schwester meinem neffen bisher angetan hat und wie ich zu meinen Eltern stehe, doch ich befürchte, dass sie nur wieder denken werden: Die weiß gar nicht, wie wir das gemeint haben.
Sicher weiß ich das. Ich wünsche mir nur, dass der Kindsvater und ich es durchbekommen, dass meine Schwester einen Drogentest machen muss und dann will ich die Entschuldigung der Leute hören!

Ich erkenne niemanden aus meiner Familie wieder... ich stehe allein und auch mein Freund kann es schon nicht mehr hören.
Nur meine Freundinnen geben mir etwas Mut das durchzustehen, denn ich werde meine Augen nicht mehr davor verschließen, wie mein Neffe leidet und bevor es schlimmer wird und er für immer geschädigt ist durch ihr Verhalten nehme ich es lieber in Kauf, dass sich alles gegen mich wenden.
Ich bin so traurig, denn wer soll ihm denn erklären, warum er "tante Bine" urplötzlich nicht mehr sehen darf? Alle, die ihn und mich kennen sagen, dass er mich über alles liebt, auch der leibliche Vater sagte mir, dass er mehr von seiner Tante spricht, als von seiner eigenen Mutter.
Das sollte den Leuten doch schon genug zu denken geben?

Ich habe nie wirklich dazu gehört glaube ich und deshalb habe ich auch wohl immer versucht meine Eltern stolz zu machen, doch es nützte einfach nichts und ich erkenne ihre wahren Gesichter. "Ich hab dich lieb mein Schäfchen" wohl nur eine hohle Phrase, ohne jeglichen Sinn einfach nur daher gesagt, und ich ielt es für etwas Besonderes. Ich bin blind gewesen, nicht zu erkenne, wen von uns Zwillingen sie immer bevorzugen würden.
Ich komme mir wie ein Idiot vor, dem man absolut alles in die Schuhe schieben kann, nur damit man einen Sündenbock für die eigenen fehler hat.

Ich weiß keinen Ausweg mehr... Ich werde mich deswegen nicht gleich umbringen, weil ich meinen Neffen wiedersehen will und er soll nicht schon in dem Alter erfahren müssen, wie gemein das Leben sein kann (oder die Menschen, mit denen man es teilt).

Vielleicht können Sie mir sagen, was in so einer verfahrenen Situation zu tun ist. Ob es besser ist abzuwarten, oder einfach den Kontakt gänzlich abzubrechen.

Ich danke Ihnen!

Anwort von Sabine

Hallo Sabine!

Du hast, wie ich lesen kann, so ziemlich alles versucht, damit dem Kleinen Deiner Schwester nichts passiert. Ich bin erschrocken, dass das Jugendamt gar nicht reagiert hat und was aus der Strafanzeige wird, bleibt abzuwarten. Zumindest werden wohl Ermittlungen in die Wege geleitet, sobald Deiner Schwester die Strafanzeige zugestellt wurde und sie Stellung nehmen kann. Es ist ein langwieriges Verfahren und es kann sich in die Länge ziehen. Gerade, wenn man auf ein Ergebnis wartet und auf Hilfe hofft, kommt einem die Zeit noch länger vor. Mit Sicherheit, wenn sie bis heute noch nichts weiß von der Anzeige, wird es noch einmal ein Donnerwetter geben und wahrscheinlich hat sich Deine Frage, ob Du noch Kontakt halten sollst, auch bald erledigt. Ich könnte mir vorstellen, dass Deine Schwester Dich zur Rede stellen wird. Vielleicht ist es auch ganz gut so. Vielleicht kommt dann endlich mal alles auf den Tisch. Schreien oder Vorwürfe bringen euch in solchen Gesprächen nicht weiter. Sie lösen nur Streitereien aus. Emozional an die Sache heranzugehen wäre falsch. Lieber einen Tag warten, bis die Aufregung runter ist und dann reden. Ich denke, Du weißt, was ich damit meine. Die Rücksprache mit dem Jugendamt und die Strafanzeige waren zwei große Schritte und wie Du schon sagst, die man nicht machen würde, wenn man wirklich die Gefahr erkennt. Warum Deine Eltern so passiv reagieren, ist mir auch ein Rätsel. Sie sollten doch auch um das Enkelkind besorgt sein. Gibt es vielleicht doch Missverständnisse? Ich meine kiffen und Kind schon in einem Satz zu erwähnen ist für mich schon ein Graus, aber ich kann nicht verstehen, warum alle so passiv reagieren und nicht aktiv werden. Meine Mutter würde - wenn es bei mir so wäre - ihr Kind aufsuchen und es zur Rede stellen. Ja, sie würde sogar meine Wohnung und Schränke durchsuchen, ob ich Drogen besitze. Gerade, wenn kleine Kinder im Haushalt sind, dann sind sie doch die Herzstücke der kompletten Verwandtschaft. Wie gesagt, dass ist ein Part aus Deiner Mail, den ich nicht so ganz nachvollziehen kann.
Du hast Dein Möglichstes getan und ich denke, jetzt heißt es erst einmal abwarten und sehen, was noch passiert.
Alles Gute und

einen lieben Gruß