Problem von Matias - 26 Jahre

Ich kann ohne Sie nicht leben!

Am 14. Februar 2000 lernte ich die Frau meines Lebens kennen. Ihr Name ist Kirstin. Es war auf einer Geburtstagsparty. Sie ist mir gleich aufgefallen, aber viele Wörter wechselten wir nicht. Eigentlich nur Hallo und Tschüs.
Wenige Wochen später sahen wir uns beim Stockbrotbacken der DLRG Jugend wieder. Dort kamen wir uns dann näher und unterhielten uns sehr ausgiebig. Einige Zeit später hatten wir unser erstes Date. Ich lud Sie zum essen ein und als sich der Abend dem Ende neigte, schenkte ich Ihr eine rote Rose als Zeichen meiner Dankbarkeit für den schönen Abend. Den darauffolgenden Freitag waren wir erst in Recklinghausen im Kino, anschließend in Bochum nach Burger King. Ich weiß noch nicht mal mehr wie der Film hieß, ich versuchte die ganze Zeit Kirstin anzuschauen, ohne das Sie etwas bemerkt. Nach dem Kino waren wir beide sehr nervös, Sie hat erst mal das übrige Popkorn im Auto verteilt und ich bin drei mal an der Autobahnauffahrt vorbei gefahren.
Auf Eelefantenpapier schrieb ich Ihr ein Gedicht, welches bis heute Ihre Schlafzimmerwand ziert. Darin gestand ich Ihr meine Liebe. Am 18.04.2000, der wohl schönste Tag meines Lebens, habe ich meine Liebste mit einem Picknick am Stausee überrascht. Leider war es kalt, so daß wir im Nordstrandgebäude geschmaust haben. Danach liefen wir am Wasser entlang und gingen auf den Wachturm um die Aussicht zu genießen. Irgendwann fragte Sie mich:? Was ist denn jetzt?? Sie umarmte mich und gab mir einen Kuß, nun war unser Glück perfekt. Wir haben uns fortan jeden Tag gesehen, mit Ausnahme der 4 Wochen wo ich bei der Bundeswehr gewesen bin, und wenn Kirstin auf Geschäftsreise wahr.
Wir hatten eine sehr schöne Zeit, zumindest die ersten dreieinhalb Jahre. Gemeinsame Urlaube, Schoppen, Wochenendausflüge und so weiter. Klar gab es auch Streit in unserer Beziehung, aber das gehört doch wohl dazu denke ich.
2001 lag ein großes Projekt vor uns. Kirstin und Ihre Eltern haben ein Haus gebaut, wobei ich so gut ich konnte geholfen hab. Das Erdgeschoss war im Sommer fertig und so gegen Ende Herbst konnte auch endlich mein Engel Ihr eigenes Reich beziehen. Wir haben uns beide sehr gefreut, endlich sah man das Ergebnis monatelanger Arbeit.
Im Jahr drauf ging es dann mit meiner Wohnung weiter. 120qm Rohbau von April bis November fertig zu stellen, war echt eine Höllenarbeit. Wir haben fast alles selbst gemacht. Obwohl nicht viel Zeit übrig blieb, hat es unserer Beziehung nicht geschadet. Wir verbrachten viel Zeit damit Einrichtungen auszusuchen und wenn wir nach einem anstrengenden Tag im Bett lagen, haben wir viel geredet, haben uns immer gegenseitig Mut gemacht und Kraft gegeben. Ich hatte mich dazu entschlossen, mein Fachabitur zu machen um dann studieren zu gehen.
Bis hierher ist noch alles wahr in meiner Erzählung gewesen. doch um meinem Engel nicht die Wahrheit sagen zu müssen, erfand ich folgende Geschichte die ich auch so überall erzählte und auch so lebete. Es hört sich ziemlich verrückt an, aber ich lebte eine Lüge nur um Kirstin vor ein Leben voller Angst zu beschützen. wie das jetzt gemeint ist, darauf komme ich später noch zu sprechen.
Durch die viele Lernerei, hatte ich immer weniger Lust auf Unternehmungen. Ich war einfach froh, wenn ich auf der Couch lag. Und so schlich sich nach ca. dreieinhalb Jahren glücklicher Beziehung der Alltag ein. Wohl das Ende einer jeden Beziehung. Jeder Tag glich dem anderen. Kirstin fuhr von der Arbeit nach hause, aß etwas und kam zu mir. Wir hörten auf uns über Kleinigkeiten zu unterhalten, z.B. wie Ihr Tag war, und ich hörte auf an der Beziehung zu arbeiten, was ich heute sehr bereue. Sonst hab ich schon öfter mal ein paar Rosen mitgebracht, aber auch das hörte auf. Irgendwann bemerkte ich, dass ich Kirstin auch keine wünsche mehr erfüllte, z. B. hatte Sie öfter Lust spazieren zu gehen, aber ich wollte nur Couchpotato sein. Freitags und Samstags waren wir zu 90% mit Freunden unterwegs. Und Sonntags, aber auch oft unter der Woche abends, war ich bei der DLRG. Sie wünschte sich, das ich dort weniger Zeit verbringe. Diesen Wunsch hab ich Ihr erfüllt, auch wenn es mir nicht leicht fiel. Langsam aber sicher bemerkte ich, dass sich meine Gefühle zu Kirstin änderten. Sie waren nicht so wie zu Beginn unserer Beziehung. Die Gefühle zu Ihr waren ja nicht weg, sie waren eben nur anders. Jeder mit dem ich gesprochen habe, sagte mir es sei normal, dass sich Gefühle ändern, aber ich wollte das nicht glauben. Ihr müsst wissen, Kirstin ist meine erste große Liebe, und ich werde nie wieder ein Menschen so lieben wie ich Sie liebe. Bis ich diese Erkenntnis erlangte sollte noch viel passieren. Ich bin eigentlich ein totaler Romantiker und habe fest daran geglaubt, dass wenn man jemanden liebt, dieses Gefühl des ersten Moments für ewig hält. Erst sehr viel später habe ich durch Bücher erfahren, dass genau dieses Gefühl im Durchschnitt nur 3-4 Monate anhält, doch da war schon alles zu spät. Verzweifelt suchte ich nach diesem Gefühl des ersten Augenblicks, doch ich musste erkennen, dass es nicht zurück kam. Nun, da Kirstin mir nicht mehr dieses Gefühl des ersten Momentes geben konnte, bekam ich Zweifel ob Sie die Richtige für mich ist. Das war dann wohl der Anfang vom Ende.
Wir befinden uns jetzt im Herbst 2003. Ohne dieses Gefühl kamen immer mehr Zweifel in mir auf. Ich hab Kirstin immer erzählt, dass ich eine Frau erst heirate, wenn ich mir sicher bin, dass ich Sie niemals sitzen lassen würde. Womöglich noch mit Kindern, passiert ja oft genug heut zutage. Nein ich könnte einem Menschen der liebt niemals solch ein Leid antun. Mit dem Gedanke im Hinterkopf bekam ich Wahnsinnige Angst mich fest zu binden, vielleicht hängt das ja auch mit dem Urtrieb des Mannes zusammen? Ich hab keine Ahnung. Plötzlich verspürte ich das Gefühl mal eine andere Frau zu lieben. Aus heutiger Sicht wollte ich das nur, um zu schauen ob auch da dieses Gefühl verschwindet.
Auf einem Geburtstag im Februar 2004 habe ich Ihr wohl das erste mal seit unserer Zeit so richtig weh getan. Ich sagte Ihr, dass ich Sie niemals heiraten würde, ich hab es zwar schon mal gesagt, meinte es aber nicht ernst. Doch diesmal meinte ich es ernst, ich sagte Ihr auch, warum, denn ich wusste nicht mehr ob ich Sie noch liebte. Am meisten hat es Sie wohl verletzt, dass es alle mitbekamen und erst mal eine Diskussionsrunde los brach. Am Tag danach haben wir uns lange darüber unterhalten ob es noch einen Sinn hat diese Beziehung weiter zu führen. Wir haben beide viele Tränen vergossen und waren uns am Ende einig es noch mal zu versuchen. Aber noch immer nicht kam das Gefühl des ersten Moments bei mir hoch und so blieben meine Zweifel.
Kurze Zeit später hat sich eine sehr gute Freundin von uns beiden namens Sabrina von Ihrem Freund getrennt. Es tat mir sehr Leid für Sie, ich konnte es nicht mit ansehen wie sie gelitten hat. Sie war halt auch immer für mich da, so dass ich irgendwann glaubte Ihr etwas zurückgeben zu müssen. Ich glaubte bei Ihr dieses Gefühl des ersten Momentes wieder zu finden. Als mir das klar war habe ich mich ende April 2004 von meinem ach so süßen Engel getrennt.
Aus heutiger Sicht, war das der größte Fehler meines Lebens!
Natürlich hab ich mich getäuscht, Sabrina ist..., war eine gute Freundin nicht mehr und nicht weniger. Heute bin ich sehr froh, dass es so ist, bzw. wahr, denn Sie wäre nur ein Abenteuer gewesen. Weil wahre Gefühle und Liebe verspüre ich nach wie vor nur für meine süße Kirstin. Dies wurde mir klar als Sie eine kurze Affäre vor dem letzten Jahreswechsel hatte.
Von der Trennung bis zu meinem schweren Verkehrsunfall am 08.09.2004 habe ich keine Erinnerung an Kirstin. Mich würde schon mal interessieren was in der Zeit so zwischen uns passiert ist.
Danach hatten wir ein sehr enges, auch Körperliches Verhältnis zu einander, ohne eine Beziehung zu führen. Kirstin gab mir Kraft und Mut weiter zu studieren, denn durch den Unfall fällt mir das Lernen sehr viel schwerer. Wofür ich früher ein Tag brauchte, brauche ich heute eine Woche und die chronischen Kopfschmerzen machten das ganze nicht gerade leichter. Wir sahen uns dann auch nur alle ein bis zwei Wochen. Kirstin sagte immer wieder lass es uns noch mal versuchen. Sie sagte:? Du kannst nicht mit, aber auch nicht ohne mich sein?! Sie hatte vollkommen Recht, aber noch immer glaubte ich an dieses erste Gefühl. Ich hab mir so sehr gewünscht, dass es sich wieder einstellt, aber es kam einfach nicht. Und so hab ich Sie zum ersten und letzten mal in all diesen Jahren belogen und sagte:? ich empfinde nichts für Dich!? Es tat mir selbst weh immer wieder diese Worte auszusprechen, denn ich hatte ja die ganze Zeit Gefühle für Sie, aber eben nicht solche wie zu Beginn. Und Ihr noch mal eine Trennung antun, brächte ich nicht übers Herz. Nein wenn es noch mal ein wir gibt, dann nur wenn ich mir tausend prozentig sicher bin das es für immer ist und diese Sicherheit war nicht da.
Wie schon erwähnt hatte Kirstin vorm letzten Jahreswechsel eine Affäre mit einem Typen aus Bonn. Als das dann beendet war, wusste ich endlich nach fast zwei Jahren was Kirstin mir wirklich bedeutet. Ich musste erst diesen Schmerz und Leid durchleben, um zu wissen, dass es noch immer die große Liebe ist was ich für Kirstin empfinde. Dass Sie die ?Frau? meines Lebens ist, ich mit Ihr eine Familie gründen möchte und alt werden will. Meine größte Sorge, Sie irgendwann mit Kind und Kegel sitzen zu lassen war nun vorbei.
Ab hier höre ich auf eine Lüge zu leben, denn halt es nicht mehr aus von Kirstin getrennt zu sein.
Gegen Mitte Januar dann, haben wir gemeinsam gebadet und Kirstin fragte mich ob wir es nicht noch mal versuchen sollen. Ich hätte schon ganz gerne ja gesagt, zumal ich mir meiner Gefühle ja jetzt sicher war. Aber zwei dinge hielten mich davon ab. Zum einen hatte ich immer noch Angst die Wahrheit zu erzählen. Zum anderen hatte ich ein besonderes Datum ins Auge gefasst um mit Ihr wieder zusammen zu kommen. Nämlich den 14.02.2006. 6 Jahre nach unserer ersten Begegnung, ich hätte mir kein schöneren Tag vorstellen können. Ich sag ja, bin halt ziemlich romantisch.
Nun ja, ich antwortete demnach auch etwas zögerlich:? Ich wäre schon gern wieder mit dir zusammen, aber ich weiß nicht so recht.? Darauf Kirstin:? OK dann machen wir erst mal weiter wie bisher?. Ich hab in der Nacht kein Auge zu getan, immer dachte ich an Ihre Worte. Am nächsten Tab hab ich Sie gefragt ob Sie es ernst meinte und ich erklärte Ihr warum ich so geantwortet habe. Sie meinte es ernst und nun glaubte ich Ihr. Ich fühlte mich so glücklich.
Doch leider kam es dann ganz anders, denn jetzt war Sie sich nicht mehr sicher. Sie konnte mir aber nicht sagen warum, ich nehme mal an dass Sie aufgegeben hat um mich zu kämpfen. Hinzu kam, dass Tino, den Sie nun schon seit einem Jahr kennt, sich im November oder so in Sie verliebte. Kirstin hat immer gesagt Tino sei lieb und nett, aber nicht Ihr Typ und wies Ihn deswegen ab. Ein paar Tage später hat Sie mir gesagt dass da nun doch Gefühle zu Ihm sein, Sie mich aber auch liebt, und nun nicht weiß was Sie machen soll. Ich fragte Kirstin was ich machen soll, ich hatte das Gefühl das Sie mir nicht glaubt, dass Sie Angst hat dass ich Sie wieder irgendwann stehen lasse. Ach wenn Sie nur wüsste. Am folgenden Montag haben wir uns noch mal bei Ihr in der Wohnung getroffen. ich sagte Ihr wie sehr ich Sie liebe, dass ich mit Ihr alt werden möchte, mit Ihr zusammen ziehen möchte, doch immer noch nicht schaffte ich es Ihr den wahren Grund der Trennung zu nennen. Sie glaubte mir nicht. Zu guter letzt hielt ich Ihre Hand und sagte Ihr mit Tränen übergossenem Gesicht, dass ich mich mit Ihr verloben möchte. Sie fing ebenfalls an zu weinen und sagte:? Jetzt mach mir bloß kein Antrag. Was danach geschah, weiß ich nicht mehr, denn durch meinen Verkehrsunfall leide ich an Gedächtnislücken.

Kurz vor Valentinstag sagte Kirstin mir, dass Sie sich für Tino entschieden hat. Es brach mir das Herz, ich hatte Sie gebeten mit mir darüber zu reden. So kam Sie am Valentinsabend vorbei und wir haben geredet. Ich nahm mir fest vor endlich die Wahrheit ans Licht zu bringen, aber als ich Sie anblickte dachte ich mir wieder, das kannst du Ihr nicht antun. Naja vielmehr habe ich geheult und kein anständiges Wort herausgebracht, vor allem nicht, dass was ich mir überlegt hatte Ihr zu sagen. Auch Kirstin Hatte schon ganz glasige Augen, wollte es aber nicht zugeben. Als Sie dann fuhr, sagte ich zu Ihr:? Schau mir in die Augen und sag mir, dass du mich nicht liebst und Du bist mich los?! Sie konnte es nicht. Das war das letzte mal dass ich Sie sah. Ich weiß es, ja spüre es, dass Kirstin mich noch liebt. Sie hat es ja auch selbst gesagt, dass Sie Gefühle für mich hat.

Drei Tage später hatte ich in der Uni ein Kreislaufzusammenbruch und war erst mal die letzten Wochen außer Gefecht gesetzt. Leider haben die Untersuchungen nichts gutes ergeben. Werd wohl noch das eine oder andere Hospital von innen sehen. Im Moment gibt es nichts wichtigeres in meinem Leben, als mit Kirstin wieder zusammen zu kommen, selbst meine Gesundheit ist im Moment nur Nebensache. Denn Sie ist die einzige Frau die ich liebe. Allein die Vorstellung fortan ohne Sie leben zu müssen, ohne Ihren Schutz, Ihre Geborgenheit, bringt mich um den Verstand.

Seit ich wieder Zuhause bin, gab es keine Nacht in der ich nicht von Ihr geträumt habe wenn ich denn dann mal schlafen konnte. Aber das Verrückteste hab ich vor zwei Nächten erlebt. Ich bin ganz normal schlafen gegangen. Zirka 4:30 morgens bin ich vorm Fernseher wach geworden und es lief ein Video vom Hausbau, welches Kirstin und ich gedreht hatten. Ich wusste gar nicht mehr das ich das Video noch besitze. Kirstin und ich filmten uns gegenseitig, wir hatten viel Spaß dabei. Ich sah das Glück in unseren Augen. In dem Moment fing ich an zu weinen und dachte nein das kann es doch jetzt nicht gewesen sein, nicht nach all den Jahren.
Wenn wir denn schon wieder zusammen wären, hätte ich am 18.04 ein Candellight Dinner am Reinufer organisiert mit Violinenmusik und hätte um Ihre Hand angehalten.
Jetzt fragt Ihr euch wahrscheinlich warum ausgerechnet das Kölner Reihnufer?
Das ist schnell erklärt, kurz nachdem wir damals zusammen gekommen sind, hatte ich ein lukratives Jobangebot aus der Schweiz erhalten. Als ich die telefonische Zusage erhalten habe, gingen Kirstin und ich am besagten Reihnufer spazieren. Ich sah meinem Engel tief in die Augen als ich mit der Schweizer Firma sprach und habe denen sinngemäß gesagt:? ich kann den Job nicht annehmen, denn ich habe hier mein Mädchen!?
Nachdem ich in den letzten Tagen mit nem Therapeut gesprochen habe, (endlich mal einer zu dem ich Vertrauen habe), und vor ca. 2,5 Wochen bei einem erneutem Krankenhausaufenthalt für einen Moment klinisch tod gewesen bin habe ich mir vorgenommen die Wahrheit endlich raus zu lassen. Ich werde Sie euch nun erzählen und hoffe, dass Ihr mich versteht und mir einen Rat geben könnt wie ich es Kirstin erzähle, dass Sie mir auch glaubt. Denn eins weiss ich gewiss, es ist zwar mein Ziel gewesen, dass Sie ein neuen Mann kennen lernt und mit Ihm glücklich wird, aber ich hätte nie gedacht, dass es so verdammt weh tut wenn es soweit ist. So werde ich mir, wenn Sie nicht zu mir zurück kehrt das Leben nehmen, denn ich kann diese schmerzen nicht länger ertragen.
Also nun zu der Wahrheit.
Ich leide seit ca 20 Jahren an Ohnmachtsanfälle deren Ursache man bis heute noch nicht geklärt hatte. Nach ca 3,5 Jahren Beziehung mit Kirstin, ich war gerad angefangen zu studieren, hatte ich wieder einen Anfall im Hörsaal der Uni. Ich kam dann mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus. In der Notaufnahme wurde dann ein EKG geschrieben und dabei fand man zum ersten mal heraus, dass ich Herzrytmusstörungen und Herzstillstände von bis zu 3 Sekunden habe. Ich wollte das alles nicht wahr haben und verließ gegen ärztlichen Rat das Krankenhaus. Der Arzt sagte noch:? Beim nächsten mal haben Sie vielleicht nicht so viel Glück und werden wieder wach.? Diese Worte machten mir noch mehr Angst und um so schneller wollte ich dieses Krankenhaus verlassen. Ich hatte solche Panik weil Kirstins Arbeitskollegin sich mit Okkultismus beschäftigt und meinen Namen auf nem Grabstein gesehen hat. Das war als wir ca 1 Jahr zusammen waren. Ich habe mit niemanden über diesen Krankenhausaufenthalt geredet und bin damit auch nicht zum Hausarzt gegangen. Ich dachte in den nächsten Tagen immerzu daran das ich nach der nächsten Ohnmacht nicht mehr erwache. Und was dann wohl meine Kirstin für Schmerzen erleiden würde. Sie weiss nicht wie es ist einen Menschen zu verlieren der einem sehr nah steht. Ich hingegen trauere noch heute 13 Jahre nach dem Tod meines Opa`s um Ihn. Dann dachte ich dieses leid musst du Kirstin ersparen. Also habe ich in den nächsten 6 Monaten alles daran gesetzt mich Ihr immer mehr zu entfernen. Ich war gemein zu Ihr und habe Ihr die Kleinigkeiten, die eine Beziehung doch so wichtig machen nicht mehr gegeben.

Am 22.04.2004 bin ich nach einem erneutem Ohnmachtsanfall wieder im Krankenhaus gelandet. Wieder zeigte das Herz Aussetzer(diesmal bis zu 3,6 Sekunden) und Herzrytmusstörungen und wieder bin ich gegen Ärztlichen Rat geflohen und erzählte niemanden etwas. Ein paar Tage später hat Kirstin den Notfallschein für mein Hausarzt gesehen. Es gab ein heftigen Streit und Sie fragte mich warum ich Ihr nicht erzählt habe das ich im Krankenhaus war. Ich konnte Ihr einfach nicht sagen was los war, stattdessen habe ich Sie angeschrien:? Es geht dich nichts an und außerdem wollt ich nicht, dass Du dir Sorgen machst.? Der Abend war natürlich gelaufen.
Ich war überfordert, wusste nicht was ich tun soll. Ich konnte weder meinen Eltern noch meiner Schwester davon erzählen, ich hätte es nicht ertragen wenn sich alle um mich sorgen, es reicht schon, dass ich selbst mich sorge. Leider bin ich zu dem Zeitpunkt nicht darauf gekommen einen Therapeut aufzusuchen. Statt dessen Habe ich mir die Geschichte mit Sabrina ausgedacht und mich am 29.04.04 von meinem Schatz getrennt. Ich habe mich getrennt, weil die Angst bald zu sterben immer größer wurde. Ich habe zwar keine Angst vor dem Tod, aber der Gedanke, dass Kirstin Weinend vor meinem Grab steht, hat mir Kraft gegeben das so durchzuziehen. Außerdem fragte ich mich was wenn ich nicht heute oder morgen sterbe sondern vielleicht in 5 oder 10 Jahren und wir dann ein gemeinsames Kind hätten? Auch dieser Gedanke machte mir Angst
Von den 3 Monaten bis zu meinem Verkehrsunfall fehlt mir jede Erinnerung an Kirstin. Kirstin gab mich nicht auf, nach dem Unfall ist meiner erste Erinnerung wie wir bei Ihr im Bett lagen und Sie mich fragte wie es mir geht. Ich hätte Ihr gern gesagt wie sehr ich Sie vermisse aber ich konnte ihr die Wahrheit nicht erzählen. Wir sahen uns von nun an so alle ein bis zwei Wochen, denn mir war es Wichtig, dass wir weiterhin Freunde waren. Es kam auch wieder zu Sex aber eine Beziehung konnte ich nicht zulassen, auch wenn es mir selbst sehr weh tat. Es war auch nicht leicht für mich diese kleinen Niedlichkeiten zu unterdrücken und meistens hab ich mich auf den TV konzentriert um nicht etwas zu tun wodurch Kirsten bemerkt, dass ich Ihr nur etwas vorspiele und Sie in Wiklichkeit abgöttisch liebe.
Ich hätte mir nicht träumen lassen dass es mich so sehr trifft wenn Sie endlich wieder glücklich ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass Sie jeglichen Kontakt zu mir abgebrochen hat.

Was soll ich nur tun ich kann ohne diese Frau nicht leben! Bitte helft mir!!!
Das alles ist jetzt sehr viel und vielleicht ist euch nicht alles klar. Falls das der Fall sein sollte, hagt einfach noch mal nach.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Matias!

Ich bin wirklich getroffen. Habe ganz viele Gedankenfetzen im Kopf, die ich Dir gerne mitteilen möchte. Verzeih, wenn meine Antwort vielleicht nicht so klar strukturiert ist wie Deine Mail.

Der größte Gedanke gleich vorweg: Raus mit der Sprache! Lass es nicht zu, dass sie ihr Leben vielleicht mit der zweiten Wahl verbringt, ein Stück von ihr immer zu Dir will. Denn auch das ist Leid. Menschen, die man liebt, will man schützen. Und das hast Du getan. Aber zu viel Schutz kann sich umkehren. Ich glaube, man muss jedem Menschen selbst die Wahl lassen, womit er umgehen und leben kann. Das hast Du versäumt. Aber zu spät ist es ganz selten im Leben. Und ob etwas zu spät ist, weiß man erst, wenn es zu Ende ist, wenn man alles getan und versucht hat. Bitte melde Dich bei ihr und fass den Mut.

Ich habe lange Jahre in einer Arztpraxis gearbeitet. Die Botschaften an die Patienten waren oft keine guten. Selbst habe ich sie natürlich nicht überbracht; aber ich habe die Patienten gesehen - und ihre Angehörigen. Ich habe viel auch ein Stück mit aufgefangen. Kein Partner wollte nicht wissen, wie die Gesundheit seines geliebten Menschen ausssieht, was er zu erwarten hat. Und sie haben es alle getragen. Und oft hatte ich das Gefühl, sie tun es gerne. Um Gottes Willen, nicht weil sie den Gedanken mochten, sondern weil sie für ihren Partner da sein wollten, ihnen jede Menge Liebe auf den Weg mitgeben wollten. Ich habe nirgends so viel Liebe gesehen, wie in einem diese Schlafzimmer auf Hausbesuch... das Bild hat sich tief in mich gegraben.

Bei diesem Ehepaar war das Todesurteil durch einen Hirntumor ausgesprochen. Das ist bei Dir noch lange nicht so. Ich kann mir vorstellen, wie schwer es für Dich ist, den körperlichen Tatsachen ein Stück ins Auge zu schauen. Aber sie verlieren nicht an Wahrheit, wenn Du sie vor Dir und anderen verleugnest. Fliehe nicht mehr, sondern stelle Dich. Lass Dich ärztlich versorgen, die Ursachen finden und gib niemals die Hoffnung auf.

Stell Dir nur mal vor, es wäre mit der Einnahme eines Medikaments getan? Dann wäre all die Gedanken und Ängste, die Du während eurer Beziehung erlebtest, Vergangenheit.

Glaubst Du ein Stück an Okkultismus? Glaubst Du daran, dass es da etwas gibt? Eine höhere Macht, welchen Namen sie auch haben mag? Du hast einen schweren Unfall überlebt, warst klinisch tot, lebst mit einer Herzerkrankun - hat das nicht vielleicht auch eine Bedeutung? Wenn man es so herum betrachtet, sollst Du leben. Es hat alles auf dieser Welt seinen Grund. Oft genug sehen wir ihn erst, wenn wir zurückblicken.

Bedeutet Dein Name auf einem Grabstein Deinen Tod? Oder war es ein Bild für Kirstin? Du bist aus ihrem Leben gegangen. Kehre zurück.

Ich wünsche Dir alle Gute und einen erwachenden Kampfgeist!
Dana