Problem von Jack - 17 Jahre

Verliebt in meinen Freund... doch er zieht weg

Hallo Liebes KukA Team,
erstmal super Lob an euch (würde mich freuen wenn mein Brief diesmal beantwortet wird). Also ich bin momentan richtig kapput. Ich (m) habe mich in meinen besten Kumpel (auch m) verliebt glaube ich. Jedenfalls tuen wir immer so als ob wir schwul wären und spieln so rum (machen jetzt nichts schlimmes). Für mich ist das schrecklich weil ich es ernst meine aber nicht weiter gehen kann. Das ist als ob man sein Ziel ständig in greifbarer nähe hat, aber es einem ständig weg genommen wird. Ich komm eigentlich ganz gut damit klar mittlerweile, jedoch hab ich erfahren dass er weit weg ziehen wird undzwar nach Paraguay, weil sein Vater dort versetzt wurde. Als ich das erfahren habe ist eine Welt zusammen gebrochen doch dann habe ich mich dran gewohnt. Jetzt rückt der Tag seiner abreise immer näher und ich hab das heute erst wieder richtig realisiert und ich bin völlig down. Ich bin in Tränen heute zusammen gebrochen und habe angefangen einen selbstmord abschiedsbreif zuverfassen. Nach ungefähr 9 seiten haben meine eltern an der tür geklopft und wollten mich zum essen holen und ich habe mir die tränen weg gewischt habe eine metaphorische maske angezogen und alles war halbwegs inordnung. Meine eltern haben jedenfalls nichts gemerkt. Darauf bin ich wieder hoch in mein Zimmer und hab erstmal das komplette Abendessen hoch gewürgt bis mir schwindelig wurde und ich bewustlos wurde. Mein Leben ist völlig zerstört.....ich will sterben....ich liebe meinen besten freund!!! Ich bin schwul....ich habe keine zukunft...bin unormal!!!! Was soll ich tuen ich hasse mich selbst!!
Bitte helft mir bevor es zu spät ist und ich mir mein leben nehme!!!!
Bitte....

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Jack!

Du legst uns ja eine große Verantwortung in den Schoß - und eigentlich können wir sie nicht tragen. Wenn wir Dir nicht helfen können, möchtest Du Dein Leben beenden. So richtig gut fühle ich mich gerade nicht. Dieses 'was, wenn ich jetzt nicht die richtigen Worte finde... was, wenn er etwas missversteht'.

Auch ich kenne das Gefühl, mein Leben sei ohne meine Liebe an der Seite nichts mehr wert, es ist zu Ende. Ich kenne dieses Loch, in dem Du sitzt, in- und auswendig. Sei es durch eine Trennung und einmal auch durch den Tod eines wunderbaren Mannes; ich war auch dort unten. Die Dunkelheit, die glitschigen Wände, die einem ein Heraufkommen unmöglich machen, die Sehnsucht nach den schönen Zeiten - glaube mir, ich kann Dich verstehen. Aber der Freitod ist für niemanden eine Lösung; eine Flucht mit ungewissem Ausgang. Du nimmst Dir damit jegliche Chance, wieder glücklich zu werden. Und die hast Du - ich habe sie vom Leben auch bekommen. Ich glaube nicht, dass der Tod solche Chancen auch zu vergeben hat.

Drehen wir den Spieß einmal um... Stell Dir vor, Dein bester Freund möchte seinem Leben ein Ende setzen, weil er weit weg von dem soll, was er kennt und was ihm lieb und teuer ist. Weil er einem Leben in Paraguay keinen Wert beimisst. Wie ginge es Dir? Würdest Du das wollen und tragen können?

Für Dich klingt es wahrscheinlich unvorstellbar, hart und grob: Aber vielleicht ist sein Weggehen für Dich auch eine Chance? Du bist in ihn verliebt und wenn ich Dich richtig verstanden habe, hat diese Liebe keine Chance; er ist hetero. So hast Du die Möglichkeit, über ihn hinwegzukommen. Auch wenn Du das im Moment gar nicht möchtest, weil Du Dich mit der Situation gut arrangiert hast. Aber unglücklich verliebt sein ist kräftezehrend.

Dein Leben, wie Du es kennst, wird eine Wandlung durchmachen - es ist nicht zerstört und unwiderruflich kaputt. Es wird sich nur ändern. Veränderungen können und dürfen Angst machen; aber sie gehören in jedes Leben. Es kann nicht alles gleich bleiben; Stillstand ist nicht leben.

Schwul sein ist nicht unnormal! Blas doch nicht in das Horn all der intoleranten Sturköpfe dieser Welt. Schwul sein ist eine Art der Sexualität - nicht mehr, nicht weniger. Nichts ist damit vorbei, nichts daran ist hassenswert. Entschuldige, aber Du klingt ein wenig wie ein verbohrter alter Mann, der den Tag damit verbringt, Parksünder zu notieren. Homosexualität ist weder böse noch schlimm. Wenn ich einen Wunsch für diese Welt frei hätte, dann würde er lauten: Toleranz.

Ich kann schon verstehen, dass Dich diese Erkenntnis über Dich selbst ziemlich aus der Bahn geworfen hat. Aber es ist kein Grund, Dir selbst mit Hass zu begegnen. Schau mal, ob Du nicht Bücher und Erfahrungsberichte dazu finden kannst. Es ging anderen nicht anders; aber sie haben es geschafft. Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du eines Tages dazu stehen kannst und Du ein tolerantes Umfeld findest.

Die nächste Zeit wird sicher nicht leicht für Dich. Bleibe nicht allein mit Deinen Gefühlen, suche Dir Gesprächspartner. Wenn der Wunsch nach dem Tod zu übermächtig wird, dann scheue nicht davor zurück, Dir fachliche Hilfe ins Boot zu holen. Du bist es wert, das Leben ist es wert, dass in Dir der Kämpfer und Krieger erwacht. Paraguay ist weit weg - aber z.B. das Internet macht eine Menge möglich. Konzentrier Dich ein Stück mehr auf Dich, Dein Jetzt und auch auf Dein Morgen - Freude kann man an vielem finden, man muss oft genug nur einmal die Augen öffnen.

Alles Gute!
Dana