Problem von Heike - 36 Jahre

Problembewältigung nach Scheidung

Vor zwei Jahren hat mein Mann, die aus meiner Sicht glückliche Beziehung, nach 17 Jahren Zusammenleben "beendet". Wir haben ein Kind, hatten eigentlich alles geschafft, was wir uns vorgenommen hatten und waren gerade dabei, endlich auch mal nicht auf jeden Pfennig achten zu müssen. Beendet habe ich in Anführungsstrichen gesetzt, weil ich ihm auf die Spur gekommen bin, dass er eine andere Frau liebt und nach 1 Jahr Kampf hin und her, hatte ich endlich den Mut und die Kraft, ihn vor die Tür zu setzen. Sonst wäre er wahrscheinlich immer noch da. Es war eine sehr schwere Zeit für mich, denn er hat mir immer wieder zu verstehen gegeben, dass er die Beziehung beenden und bei uns bleiben will. Er hat mich und seine Geliebte gleichermaßen belogen.
Die Scheidung ist nun bald durch, es ist alles im Einvernehmen geklärt und eigentlich könnte ich jetzt wieder nach vorn schauen und geniessen dass unser gemeinsames Kind bei mir lebt, aber irgendwie komme ich aus dem Grübeln nicht raus. Ich suche immerwieder nach den Fehlern die ich gemacht habe, trauer meinen alten Leben nach und habe das Gefühl mich nie wieder richtig verlieben zu könnnen. Seit einem Jahr habe ich wieder einen Freund. Wir haben uns übers Internet kennengelernt. Er ist lieb und nett und wir verbringen jedes Wochenende miteinander, aber ich muss eingestehen, dass ich nach der 1. Verliebtheit nun merke, dass ich keine Ware Liebe für ihn empfinde. Um so mehr ich darüber nachdenke, glaube ich ein Schutzschild aufzubauen, damit wenn er mal geht, mir es nicht weh tut. Ich bin gern mit ihm zusammen, aber wenn wir uns mal nicht sehen würden, wäre es für mich auch nicht schlimm. Ein Zusammenziehen kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Nun ist ein Kampf in mir, ob ich die Beziehung beenden soll, denn ich möchte ihm nichts vormachen und denke auch, dass eine Beziehung ohne diese starke Liebe von mir, wie ich es von meiner Ehe her kenne, nicht gerechtfertigt ist. Andererseits möchte ich die Wochenenden, an denen meine Tochter bei meinem Ex ist, nicht allein sein.
Z.B. denke ich jeden Tag, seit immerhin zwei Jahren an meinen Exmann. Ich muss dazusagen, dass er in unseren Ort zurückgezogen ist und ich ihm jeder Zeit über den Weg laufen kann. Warum kann ich das nicht abstellen. Wie kann ich endlich mit meiner Vergangenheit abschließen und mich für die neue Beziehung richtig öffnen?????

Anwort von Sabine

Hallo Heike!

Deine Zweifel und Ängste kann ich sehr gut nachvollziehen und ich denke mal, dass es auch andere können, die ähnliche Situation wie Du erlebt haben. Die Angst, dass es einem wieder passieren könnte, die bleibt einfach und nur, wenn man sich damit richtig auseinandersetzt, dann kann man auch lernen damit zu leben bzw. umzugehen. Den Kontakt zu Deinem Ex, den wirst Du wohl aufgrund eurer gemeinsamen Tochtern nicht einstellen können. Diese Verbindung wird wohl für immer bleiben. Die Gefühle, die Liebe zu ihm, einfach so einzustellen, ist sehr schwierig und es braucht seine Zeit. Ja, manchmal kann es Jahre dauern, aber es muß nicht.
In erster Linie solltest Du auf Dich jetzt achten. Es ist alleine ofmalts schwer und die Einsamkeit kann dazu kommen, aber trotzdem ist es wichtig - so finde ich zumindest - dass Du Dich erst einmal wiederfindest und Du lernst, was Du willst. Niemand ist gerne alleine, aber erst, wenn Du Dich akzeptieren kannst, wie Du bist und was Du bist, dann können es auch andere.
Die Gefühle, die Du für den neuen Partner hast, sind vielleicht andere, als die, die Du zu Deinem Ex hattest. Das mag sein, aber vielleicht ist das auch gut so. Er trifft sich vielleicht mit Dir jedes We aus den gleichen Gründen wie Du.
Ich kann Dir kein Patentrezept geben, wie man mit der alten Beziehung richtig abschließt. Du wirst den Weg - aus Deinem Lebenstil her - für Dich selber finden müssen. Versuche nicht an alten Dingen festzuhalten. Auch nicht an alten Gewohnheiten. Lebe, wie es Dich glücklich macht und was Du willst. Du zählst jetzt und sonst gar nichts neben Deiner Tochter. Wenn ihr beide wißt, was ihr wollt, dann hat eine Dritte Person eine Möglichkeit sich in eurem Leben einzureihen und Dich zu erkennen, wie Du wirklich bist.
Sei ehrlich zu Dir selber und lebe, dass es Dich glücklich macht. Vielleicht schreibst Du Dir Deine Ziele und Wünsche einmal auf um zu sehen, ob es sich realisieren lässt oder nicht. Du kennst die Fakten und Du kennst Deine Wünsche, Träume und Ziele. Alles, was Du mußt um nun Deinen Weg zu finden.
Zu vertrauen, wenn man enttäuscht wurde, ist oftmals nicht leicht, aber man kann es wieder lernen, wenn man erst einmal für sich selber einen Weg gefunden hat.


Lieben Gruß