Problem von Anonym - 18 Jahre

Es ist so weit...

Liebes Kummerkasten-Team,
wie ich euch schon vor 3 Monaten berichtet habe, trennen sich nun Heute meine Eltern, bzw meine Mutter und mein Stiefvater (Dagmar und Karsten). Genau genommen ist er seit ca 30 Minuten ausgezogen, und momentan bin ich am Boden zerstört und nur am Flennen.

Ich sehe die ganze Zeit Bilder von vergangenen Tagen vor mir, großteils nur Schöne. Ich denke an die Zeit, als ich sowohl weinen, als auch lachen konnte. Heute kommen nur noch Tränen. Doch die Trennung ist nicht nur für mich schlimm, das weiss ich. Wenn ich in die Gesichter meiner Eltern sehe, kann ich den Schmerz, die Trauer, das Leid förmlich spüren. Ich sehe in ihren Augen diese Hilflosigkeit, die Ungewissheit wie es weiter gehen soll.

Doch damit nicht genug des Leidens. Ich bin vor ca. einem Monat 18 geworden, und somit selbst verantwortlich für mich und mein Leben. Und das schliesst auch die Entscheidung, wo ich wohnen werde ein. Und genau da liegt das Problem: Ich weiss es nicht!

Einerseits habe ich eine dermassen starke Bindung zu Karsten, dass ich für ihn blind ins Feuer springen würde. Ich weiß dass ich mit ihm über alles reden kann, ich weiss dass ich bei ihm eine Schulter habe, an der ich mich ausweinen kann. Andererseits liebe ich meine Mutter, was selbstverständlich sein sollte. Ich weiß, wenn ich ausziehe (momentan bin ich noch bei meiner Mutter), wird es für sie ein Schlag ins Gesicht, genau wie für mich.

Objektiv betrachtet ziehen mich die Wege zu meinem Stiefvater, da ich hier fast täglich nur Streit mit erlebe (oder selbst in Streit verwickelt bin) und ich bei meinem Vater finanzielle Unterstützung vom Staat kriegen würde. Das Geld kann ich zwar gut gebrauchen, aber es ist für mich eher im Hintergrund.

Subjektiv betrachtet halten mich meine Emotionen aber bei meiner Mutter. Es ist einfach diese Liebe, dieses... Ich kann es nichtmal beschreiben. Aber ich denke ihr wisst alle was ich meine. Momentan habe ich Ferien und fange noch keine Ausbildung an, was mir Gott sei dank nicht den Drang der Arbeit gibt.

Meine Mutter und mein Vater wohnen jetzt nur ein paar Straßen weit entfernt, ich denke das ich wichtig. Doch weiß ich nicht, wen es härter treffen würde, oder wer es "weniger" verdient hat.

Ich möchte es dabei möglichst allen Recht machen, vor allem meinen Eltern und mir. Aber ich habe einfach keinen klaren Kopf mehr, um darüber nachzudenken.

Und genau aus diesem Grund bitte ich euch ein weiteres Mal um Rat, wo soll ich nur hin? Hier bleiben, oder zu Karsten?

Ich hoffe ihr antwortet schnell, denn lange halte ich diesen Druck nicht mehr aus. Gruß.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Leider hast Du den Titel bzw. die Nummer Deiner letzten Mail nicht dazugeschrieben, dann hätte ich mich noch einmal etwas einlesen können, um die ganzen Hintergründe auch zu haben. Aber Du hast ja auch jetzt recht ausführlich geschrieben.

Auch wenn Du vorher schon wusstest, dass es passieren wird, es hat getroffen wie ein Schlag, nicht wahr. Es gibt Dinge, auf die kann man sich wohl nicht vorbereiten, mit denen kann man sich nicht anfreunden. Und wenn es dann so weit ist, prasseln alle Veränderungen auf einen nieder.

Das schlimme daran ist: Es kann Dir niemand abnehmen. Weder das Umgehen mit den Veränderungen noch die Entscheidung, bei wem Du zukünftig wohnen wirst.

Es ist alles noch sehr frisch, als Du geschrieben hast, war es nicht mal eine Stunde her. In so einer Situation darf jeder den Boden unter den Füßen verlieren und einfach nicht weiter wissen. Große Veränderungen im Leben bedürfen ihre Zeit, bis man sich mit ihnen arrangiert hat, bis sie etwas Normalität bekommen, bis man sich selbst darin wieder findet. So leid es mir tut, ich finde keine Worte, weiß keinen Tipp, diesen Vorgang zu beschleunigen. Sprich viel, sowohl mit Deiner Mutter als auch mit Deinem 'gefühlten Vater'. Sie sind getrennt, aber für Dich nach wie vor gemeinsam da.

Drängt Dich etwas zur einer Entscheidung? Ist es so, dass beide eine neue Wohnung nehmen? Wenn nicht, dann würde ich Dir vorschlagen, alles erst einmal seinen Lauf nehmen zu lassen; Dein gewohntes Zimmer zu behalten (wäre zumindest eine Konstante, die bleibt) und zu sehen, was die Zeit bringt.
Ich weiß nicht, wie es finanziell aussieht - aber vielleicht können glatt beide für Dich ein Zimmer zur Verfügung stellen? Dann kannst Du es aufteilen, wie es gerade besser passt. Und für den, bei dem Du nicht wohnst, gibt es Besuche. Das ist doch kein Problem. Schau mal die Jahre zurück: Wie viel Zeit hast Du wirklich mit Deinen Eltern verbracht? Zusammen wohnen heißt ja nicht gleichzeitig, auch die Freizeit gemeinsam zu gestalten.

Du bist nicht allein - auch wenn Dagmar und Karsten sich getrennt haben. Dessen sei Dir bewusst. Für Dich sind sie immer noch Deine Eltern, mit getrennten Wohnungen und etwas ungewisser Zukunft. Aber Deine Eltern.

Alles Gute und viel Kraft!
Dana