Problem von Susi - 17 Jahre

Wo fang ich bloß an...

Hallo ihr Lieben!
(Vielleicht liest du es ja, Michaela, das wäre schön)

Es ist wieder mal ein Weilchen her, dass ich euch das letzte Mal geschrieben habe:
(http://mein-kummerkasten.de/54499/Ich-kann-nicht-mehr.html)
und:
(http://mein-kummerkasten.de/55894/Verkrafte-ich-eine-2-Fernbeziehung.html)

In der Zwischenzeit ging es mit mir drunter und drüber. Es gab endlich einmal wieder einige Hochs, aber leider auch mindestens genau so viele kleine Tiefs.
Ich weiß einfach nicht was definitiv mit mir los ist und deshalb war ich mir auch nicht sicher, welche Kategorie die Richtige ist.
Ich schreibe euch jetzt, weil ich gerade einfach keine andere Möglichkeit habe, meinem Kummer Luft zu verschaffen. Ich kann meine Freunde gerade nicht mehr mit mir belasten, da ich Angst habe sie von Zeit zu Zeit zu verlieren. Sie haben selbst Probleme und da kann ich nicht auch noch mit meinen zu ihnen kommen, es belastet sie vermehrt und ich habe leider auch das Gefühl bekommen, dass sie mich nicht mehr für voll nehmen, als wäre ich nicht ganz ?normal?, weil ich mit meinem Kummer nicht klarkomme.
Doch um meine Freunde soll es hier jetzt nicht gehen. Ich bin froh, sie überhaupt um mich haben zu können.

Wie im obenstehenden Link erzählt, habe ich ja einen zuckersüßen Jungen (21) übers Internet kennen gelernt. Wir konnten uns jedoch bis zum heutigen Tage noch immer nicht persönlich kennen lernen. Das ist wirklich schade, aber langsam in Planung.

Nun ja, ich vertraue ihm, wie noch nie einem Menschen zuvor. Das ist ein traumhaftes Gefühl. Dieses Gefühl verstanden zu werden und so akzeptiert zu werden, wie ich nun mal bin. Ich kann wirklich offen mit ihm über meinen Kummer reden. Und so konnte er mir aus meinen Tiefs helfen und mir die Kraft schenken Stück für Stück mehr zu mir selbst zu finden.
Durch ihn gibt es in der Woche immer mehr Tage an denen ich lachen kann, an denen meine Mundwinkel nicht herunterhängen und ich einfach nur das Gefühl des Glücklichseins in mir habe und dieses auch nach Außen transportiere, sodass mich Bekannte und Freunde darauf ansprechen, dass ich so gut aussehe und wie ein Honigkuchenpferd strahle. Das bestätigt mich dann sehr. Es bestärkt mich in dem was ich tue.

Doch trotz alledem geht es mir nicht ganzheitlich gut. Mich plagen immer noch oft Gedanken, Gedanken zu meiner Zukunft, vor allem mit Martin (so heißt er) und zu meiner Vergangenheit (...hab ich noch immer nicht alles verarbeitet? - ...erinnert mich noch immer so viel an die Beziehung zu meinem Ex-Freund? ? ...habe ich Angst gleiche Fehler wieder zu begehen, obwohl ich diesen bewusst bin?).

Wir nähern uns zwar schrittweise immer mehr an den anderen an, aber mich plagen Ängste, die mich doch nicht plagen sollten. Er sagt, dass er mich liebt (obwohl wir uns nur übers Internet kennen und erst einmal telefoniert haben) und er sagt, dass er jede freie Minute an mich denkt und er sich so glücklich schätzen kann, mich gefunden zu haben. Mir geht es dabei wirklich nicht anders.

Ich glaube das ?Problem?, welches ich habe, hat nicht direkt etwas mit Martin zutun, sondern viel mehr mit mir und meinem Empfinden und meiner Wahrnehmung. Ich sehe bei allem Guten meist noch eine schlechte Seite und diese macht mich dann traurig. Ich bin schnell enttäuscht, wenn er verspricht sich zu melden und es dann doch nicht tut, weil ihm mal wieder etwas dazwischen gekommen ist. Ich denke, ich nehme solche Dinge persönlich und das stört mich wirklich, aber ich weiß nicht, wie ich es ändern kann.

Ich habe auch oft das Gefühl, dass ich zu viel Aufmerksamkeit einfordere und dass die anderen damit vielleicht nicht klarkommen. Ich möchte mich wirklich nicht aufzwingen, doch es gelingt mir nicht immer... Bin ich hierbei vielleicht durch meine Vergangenheit ?vorbestraft?? Weil ich in meinem bisherigen nie erfahren habe, was Anerkennung, Zuneigung und Aufmerksamkeit bedeutet! Ich all dies nie (von meinen Eltern) bekommen habe! Ist das ein Grund?

Auch macht es mich etwas nachdenklich, dass in seinem Bekanntenkreis niemand von mir weiß. Nicht einmal sein allerbester Freund, oder sein Zwillingsbruder wissen von mir. Er hat es einfach niemanden erzählt, dass ich jetzt in sein Leben getreten bin, er durch mich glücklich geworden ist. Das lässt mich nun mal ein bisschen an seinem Empfinden mir gegenüber zweifeln.

Wie soll das denn vonstatten gehen, wenn ich ihn das erste Mal besuchen komme, ich möglicherweise aufgrund der Entfernung über Nacht bleibe. Werde ich dann auch versteckt? Geheim gehalten? Ich verstehe das nicht.
Wenn ich ihn darauf anspreche, dann bekomme ich eine komische Antwort. Sein Verhalten kommt mir dann vor, als fände er es lächerlich, dass ich darüber nachdenke und dass das ja normal sei.
Ich weiß nicht, liegt es an mir oder vielleicht an seinen Freunden? ? Dass er ihnen mich nicht anvertrauen kann/möchte. Mhm.

Ich mache mir leider immer noch ab und zu Gedanken wie etwas sein wird.
Ich stelle mir vor, wie ich neben ihm liege, er mich umarmt, mir seine Wärme schenkt und ich seinen Herzschlag spüren kann. Diese ?Träume? zaubern mir ein Kribbeln in meinen Bauch. Ein Kribbeln, so schön wie nichts anderes auf dieser Erde.
Er ist den ganzen Tag (gedanklich) um mich herum. Ich gehe abends mit ihm schlafen, träume dann von uns beiden und stehe morgens mit dem Gedanken an ihn auf. Das ist so traumhaft schön, das glaubt man gar nicht. Ich würde euch so gerne genauer beschreiben, wie ich mich fühle, aber dies geht nicht. Mir fehlen ganz einfach die Worte. Stellt euch vor, ihr müsstet alle Worte sammeln, die Glück, Freude, Geborgenheit, Zuneigung, Zärtlichkeit und Liebe ausdrücken, dann wüsstet ihr annähernd, was in mir vorgeht.

So, ich könnte noch Seiten schreiben, doch dies war erst mal eine Zusammenfassung dessen, was mich am stärksten bedrückt. Ich bin eben immer sehr nachdenklich. Zu nachdenklich. Ich arbeite viel zu sehr mit meinem Kopf und nicht mit meinem Herzen. Ich wünschte mir so sehr, dass mein Herz zu Wort kommt, doch mein Kopf lässt dies nicht zu. Was kann man dagegen unternehmen...

Ich danke euch nochmals herzlich für eure Aufmerksamkeit. Es tut einfach gut, sich den Kummer von der Seele schreiben zu können und zu wissen, dass da am anderen Ende der Leitung jemand ist, der sich möglicherweise damit auseinandersetzt.

Ich seit ein Spitzenteam.

Viele liebe Grüße

Eure Susi



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(Viele sehen wie ich erscheine, doch nur sehr wenige fühlen wie ich bin!)

Anwort von Michaela

Hallo Susi,

erst einmal: Jeder hat mal Probleme, und jeder geht deshalb auch mal auf dem Zahnfleisch. Das ist normal, weil menschlich. Dann braucht man Menschen, auf die man sich verlassen kann - wie zum Beispiel deine Freundin. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch so, dass sie deine Probleme auch belasten, und sie irgendwann eine "Auszeit" braucht - was nicht bedeutet, dass eure Freundschaft automatisch zu Ende ist. Sie sagt dir damit: Ich kann damit momentan nicht umgehen, such bitte bei jemand anderem Hilfe. Das ist in ihrer Situation nur fair, und ich denke, sie ist deshalb so ehrlich zu dir, weil eure Freundschaft das aushält. Vielleicht ist es für dich möglich, dir diese Hilfe tatsächlich von einer (professionellen) Stelle zu holen und eure Freundschaft wieder aufleben zu lassen, abseits aller Probleme, mit Weggehen, Shoppen, gemeinsamen Hobbies? Das würde dich und auch deine Freundin auf andere GEdanken bringen und eure _wertvolle_ Freundschaft entlasten.

Dann zum zweiten Teil deiner E-Mail: Ja, es dauert lange, bis man eine beendete Beziehung verarbeitet hat, und vielleicht dauert es bei dir einfach noch etwas länger. Ich weiß nicht, wieviel Zeit zwischen der letzten und deiner jetzigen Beziehung liegt - vielleicht hast du Martin zu schnell kennen gelernt und konntest nicht lang genug trauern?
Eine beendete Beziehung bedeutet auch immer, empfindsamer und empfindlicher zu werden, woraus Grau-in-Grau-Sehen resultieren _kann_. Du schreibst, dass du deine Sicht der Welt als störend empfindest und dass du das ändern möchtest. Und du schreibst auch, dass du sehr oft und sehr intensiv an ihn denkst. Es liest sich, als hättest du für dich einen Dauerzustand gefunden, der dich, hm, ja, von der Welt abschirmt, während du in der Welt "Martin" lebst, von ihm träumst, dir die Zukunft mit ihm vorstellst, ohne ihn schon gesehen zu haben. Das ist einerseits für dich tröstlich und gibt dir wahrscheinlich die Anerkennung und Liebe, die du brauchst - aber nicht der Wirklichkeit entspricht. Du kennst ihn nur "virtuell", nicht real, was natürlich Platz bietet für Träumereien, in die die Tatsache, dass er noch niemandem von dir erzählt hat, nicht passt, ebenso wenig wie die verpassten Dates mit ihm.

Was kannst du tun?
Es gibt noch eine Welt neben Martin. Und die solltest du mit beiden Händen packen und erleben! Wenn du nicht mit ihm in Kontakt bist, und du sehnst dich nach ihm, lenke dich ab. Sei du selbst - und dazu gehört auch deine melancholische Seite - tu, was dir gefällt, lebe und erlebe dich selbst und spüre, dass es dir auch Zufriedenheit gibt, dich als eigenständige unabhängige Person zu sehen. Geh mit Freunden weg, bitte sie, dich so sein zu lassen, wie du bist, bis du wieder zu dir selbst gefunden hast, oder bitte sie auch, dich anzustupsen und in ihre Welt zurück zu locken. Denn im Zweifelsfall - und da spreche ich leider aus Erfahrung - sind sie es, die dir bleiben, wenn Martin sich in Luft auflösen sollte (ich hatte mit 17 eine ähnliche Fernbeziehung, die mich sehr viel Kraft gekostet hat). Ich kann dir gut nachfühlen, wie einsam du dich manchmal fühlst und wie fremd du dir in deiner Welt vorkommst. Jedoch ist diese Flucht nicht gut, und du verlierst über kurz oder lang den Kontakt zum Boden. Nichtsdestotrotz darfst und sollst du Martin lieben - es wäre nur wünschenswert, wenn du es mit ihm zusammen auf eine reelle Basis heben könntest, was evtl. der Fall ist, wenn ihr euch gesehen habt.

Lass mich wissen, wie es weitergegangen ist, und schreib uns noch!

Viele liebe Grüße,

Michaela