Problem von Anonym - 20 Jahre

Angst auf Grund einer Vergewaltigung

Hallo liebes Team!

Wie ihr schon lesen könnt, ist es noch nicht so einfach für mir wie, für die andere anonyme Person, die ihr Problem schon abgegeben hat.
Sie hat einen Vorteil mir gegenüber, denn sie hat sich damit abgefunden und kann ruhig über ihr Problem reden, im Gegensatz zu mir.

Ich wurde vor 12 Jahren vergewaltigt und bin seit fast 2 Jahren in einer festen Beziehung, was die Sache nicht gerade einfacher macht. Erst seit dem ich mit meinem jetzigen Freund zusammen bin hab ich mal den Mund aufgemacht und ihm ein Signal gegeben, dass ich womöglich nicht so kann wie andere. Ich weiß wer es damals war aber ich konnte es keinem erzählen. Auch meine Eltern wissen nichts davon, da das Interesse auf meine Person nicht sehr gut ist . Mein Freund weiß zwar das was war, aber nicht was.

In der Schule kam die Sache fast ans tageslicht als das Thema angesprochen wurde. Daraufhin bot mir mein Lehrer auch Hilfe an aber auf dieseSchule geh ich nicht mehr ...
Die Mutter meines Freundes ist die einzige die Bescheid weiß, denn ihr schrieb ich einst alles auf.
Doch warum ich schreibe. In letzter Zeit haben wir sehr oft streit, auch wenn er so selten da ist (Soldat bei der Marine) da ich oftmals nicht mit ihm schlafen kann und halbe Panik attacken bekomme. Ich weiß mir dann nicht zu helfen. All diese Bilder kommen wieder auf. Es gibt auch Tage da muss ich nicht dran denken und alles ist okay und wir können dann auch Sex haben, aber diese Tage werden immer seltener.
Dann wird er nervös und versteht die Welt nicht mehr, weil ich ihm nicht direkt sagen kann was los ist (er kennt den Täter) .
Ich weiß nicht was ich machen soll, bzw. in den Situationen und wie ich es ihm recht machen soll. kann doch nicht einfach machen lassen.
Leider kann ich auch nich die Initiative ergreifen, weil ich Angst davor habe , dass sich alles so abspielt wie damals, und wenn ich bei ihm initmer werden will, dann blocke ich meist ganz ab, was ihn tierisch nervt.
Er hat natürlich genug Verständnis, aber es sind halt schon 2 Jahre, die das so geht.
In eine Therapie will ich nicht so richtig, da meine Eltern nix wissen und die finanzierung kann ich mir bestimmt nicht leisten und außerdem ziehe ich in zwei Monaten um auf Grund meiner Ausbildung....

Es wäre lieb einen Rat zu bekommen.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Den Titel habe ich für Dich vervollständigt. Ich würde Dir gerne noch mehr Kraft geben, als das Schreiben dessen, was passiert ist. Ich versuche es mal und hoffe, dass ich die richtigen Worte auch finde und nicht kalt oder zu fordernd klinge. Ist nicht immer so ganz einfach, Gefühle über die Tasten an den Menschen zu bringen und oft habe ich einfach Angst, an das, was ich eigentlich sagen will, nicht heranzukommen.

Es zeigt eine Menge Vertrauen zu Deinem Freund und auch zu seiner Mutter, dass Du endlich darüber sprechen konntest. Wenn auch nicht vollkommen und oft nur Ansatzweise bzw. in Briefform - es gehört eine Menge dazu, sich zu öffnen und Du hast es schon zum Teil geschafft. Du kannst ein Stück Stolz sein auf Dich. Ich möchte nicht wissen, wieviele Frauen das schreckliche Erlebnis für immer für sich behalten und sich selbst damit allein lassen. Du bist nicht allein.

Schaffst Du es, Deinem Freund die volle Wahrheit zu erzählen? Wenn Du den Namen nicht nennen magst, kann ich das verstehen. Aber Dein Freund sollte so viel wie möglich wissen, damit er Dir auch Verständnis entgegenbringen kann. Er kann nicht verstehen, was Du nicht erklärst. Und ich denke, Du sehnst Dich sehr nach jemanden, der versteht. Suche einen Weg, ihm zu sagen, was damals passiert ist. Vielleicht über seine Mutter, vielleicht auch per Brief und vielleicht sogar in einem Gespräch, während er Dich im Arm hält?

Ich kann mir vorstellen, dass er Dir dann und wann wütend und mit Unverständnis begegnet, weil er auch eine andere Seite kennt. Mal ist alles gut und dann plötzlich nichts mehr. Weiß er, was in diesen Augenblicken in Dir vorgeht? Versuche es zu erklären. Ich kann mir vorstellen, dass er sich selbst nicht zu helfen weiß, vieles auf sich selbst bezieht und daher so reagiert.

Ich halte eine Therapie für den absolut richtigen Weg. Ich kenne die Bestimmungen nicht ganz genau, gehe aber davon aus, dass die Krankenkasse die Kosten übernehmen wird. Wenn nicht in einer solchen Situation, wann dann? Sprich einmal mit Deinem Hausarzt -oder wenn es Dir leichter fällt mit einem anderen Arzt- darüber. Er kann alles in die Wege leiten, Anträge stellen usw. Wenn das alles glatt läuft, kannst Du Dir an Deinem neuen Wohnort gleich einen Therapeuten suchen bzw. empfehlen lassen. Wäre das ein Weg?

Oder aber eine Selbsthilfegruppe? Krankenkassen und z.B. Pro Familia haben darüber oft Informationen. Du kannst Dir jetzt schon diese Infos beschaffen und dann in 8 Wochen starten. Das Reden mit anderen Betroffenen fällt Dir vielleicht leichter, sehen und hören, wie andere Frauen mit diesem Erlebnis leben, wie sie es schaffen oder sogar bereits geschafft haben. Vergessen kann man es wohl nie - aber so gut wie irgend möglich verarbeiten und zum eigenen Ich zurückfinden.

Ich wünsche Dir dafür ganz viel Kraft und Mut!
Dana


PS: Kennst Du unsere relativ neue Soforthilfe? Du findest sie gleich unter der Suchfunktion auf der Startseite. Ich schreibe Dir den Link mit auf:

http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/6/Hilfe-ich-wurde-vergewaltigt.html

Ich denke, Du kannst aus diesem Text eine Menge für Dich ziehen und ein wenig Kraft tanken.