Problem von Anonym - 30 Jahre

Psychisch-kranke Familie

Hallo,

ich bin so genervt, dass ich einfach mal von aussen eine Meinung höre muss:

Also, mein Bruder ist 28 Jahre alt und hat seit ca. zehn Jahren eine Psychose.
Angefangen hat alles mit dem Kiffen .. dann kam sein Total-Black-out und er war dann in der geschlossenen Abteilung. Da war er dann ca. 3 Monate und seither ist er in Behandlung bei einer Psychologin. In den letzten zehn Jahren hat er bei meinen Eltern gewohnt, mal ne zweite Ausbildung begonnen -
er hat nichts wirklich beendet.
Durch seine Psychose hatte ich auch mal ca. zwei Jahre keinen Kontakt zu meinem Bruder, da er mich immer auf´s Übelste beleidigt hat - und meine Eltern dass dann immer mit der Krankheit entschuldigt haben -
aber ich konnte das einfach nicht mehr ertragen. Er ist dann bei meinen Eltern ausgezogen,da es nur noch Konflikte gab, er meine Mutter beleidigte - die schlechte Kindheit die er hatte ( echt ?? ) ..
Vor einem Jahr haben meine Eltern ihn dann wieder zuhause bei sich aufgenommen.. da er seine Medikamente nicht mehr nahm und alleine überhaupt nicht klar kam. Meine Eltern haben ihm alles zugeschoben: neuer PC, Zubehör,Kohle .. Zigaretten ( er raucht Kette) und so weiter.
JETZT dass eigentliche Probem: immer wenn meine Eltern nicht mehr mit ihm klarkommmen, rufen sie mich an...
"ja, du kannst ja mal mit ihm reden, auf dich hört er ( vielleicht ).. er nimmt keine Medikamente und baut total ab ...er muss in eine Klinik"
Vor zwei Monaten war es dann so schlimm, dass ich dort war, den Hausarzt genötigt habe zu kommen, und er dann eine Einweisung ins PLK veranlaßt hat.
Dort war er jetzt bis gestern: da mein Vater in den Urlaub nach Österreich fährt - und mein Bruder mit wollte. Mein Vater hatte ihm gesagt : wenn Du Urlaub bekommest ( Hallooooooo ?? er ist in einer Geschlossenen?!!!) kannst Du mitkommen... naja, dann ging das Theater los .. er hat die Klinik in Aufruhr gesetzt und hat sich selbst entlassen. ...
SPRICH: die ganze Sch.. geht jetzt wieder von vorn los...
Ich kann nicht mehr - immer muss ich alles auf die Reihe bekommen, was meine Eltern nicht schaffen - sie kotzen mich so an ... machen mir Vorwürfe, wenn ich mich "versuche" abzugrenzen .. und wenn ich dann sag, nein ich komm nicht, oder ich kann euch nicht helfen, dann bekomm ich nur noch mehr an den Kopf geknallt.

Meine Mutter ist total depressiv, und sitzt da und macht nix.. außer bei mir Jammern, sie setzt sich NIE durch .. und macht mir dann Vorwürfe, wenn ich ihr nicht helfe .. ich würde mich nicht um sie kümmern, ihr ginge es ja so schlecht und mein Vater würde sich auch nicht kümmern ...
Mein Dad sieht das alles ganz "EASY" er macht sein Ding, versucht es sich gutgehen zu lassen, besuchte aber meinen Bruder JEDEN Tag in der Klinik.
naja, eigentlich sind beide zerfressen von Schuldgefühlen, meinem Bruder gegenüber - und mir geht es ja gut... toll, muss ich mich entschuldigen ??
Ich bin verheiratet und kann mit meinem Mann ganz gut drüber reden, er sagt allerdings ich solle endlich den Kontakt auf ein Minimum reduzieren..
ich schaff das eber nicht, weil meine Mutter mir ständig Vorwürfe macht ..
Ständig sage ich sie sollen zu einer Beratung : aber nutzt ja nix - O-Ton meiner Eltern! sie machen nix .. und dann kommen Sie zu mir.. als ob ich den leieb Gott wär. Meiner Meinung nach müsste man DRINGEND meine Eltern behandeln- die sind doch gestört!

Ich könnte echt heulen vor Wut, weil alles wieder von vorn anfängt, ich mir den Mund fusselig rede und es nix nutzt! Wenn ich so weiter mache werd ich noch selbst verrückt ??

Wie kann ich mich verhalten ?? was kann ich tun, damit die Vorwürfe an mir abprallen ??

Vielen Dank - für alle Tips .. Erfahrungen ..etc.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich bin nicht vom Fach, von daher kann ich keine Garantie übernehmen. Aber vielleicht kann ich Dir ja dennoch weiterhelfen:

Abgrenzung ist gut - so wie Du es beschreibst, rufen Deine Eltern Dich, wenn das Kind sozusagen in den Brunnen gefallen ist und Du sollst dann handeln. Du bist aber genauso wenig vom Fach und kannst Deinem Bruder auch nicht mal eben helfen. Das sollte eigentlich in die Köpfe Deiner Eltern hineingehen. Würde es mit einer Art 'telefonischer Anleitung' funktionieren? 'Ich kann jetzt hier nicht weg, aber macht doch dies und dann das'. Zwar bist Du so nicht ganz aus der auferlegten Verantwortung heraus, aber bist auch nicht so tief drinnen. Eben eher ein wenig Hilfe zur Selbsthilfe als die komplette Übernahme.

Ich kann gut verstehen, dass es Dir nicht leicht fällt, den Kontakt auf ein Minimum zu beschränken. Immerhin geht es um Deine Eltern und die kann man (auch wenn man es vielleicht will) nicht so einfach hängen lassen. Wäre eine klare Dosierung möglich? An dem Tag komme ich vorbei, wir reden und an den anderen habe ich keine Zeit. Gleich vorab sagen, wann es möglich ist und wann eben nicht. Könnte das ein Weg sein?

Mir liegt es fern, Dich hier auch noch tiefer in eine Verantwortung zu ziehen, die Du nicht tragen kannst und auch nicht in dem Maße willst, aber wie wäre es, wenn Du zusammen mit Deinen Eltern einen Termin beim behandelnden Arzt machst. Stelle Du dort stellvertretend alle Fragen und schreibe die Antworten vielleicht dann Stichpunktartig auf. "Was soll getan werden, wenn er seine Medikamente verweigert" und dann die Antwort dazu. Das könnte auf Dauer helfen, auch wenn es jetzt noch einmal viel Engagement kostet.

Vorwürfe abprallen lassen ist eine schwierige Aufgabe. Am ehesten wirst Du es wohl schaffen, indem Du Dir selbst immer wieder deutlich machst, dass es richtig ist und das auch immer wieder sagst. Vielleicht nicht, wenn sie gerade auf Dich niederprasseln, sondern eher, wenn die Gemüter gerade nicht so überhitzt sind.

Ich wünsche Dir alles Gute!
Dana