Problem von Anonym - 20 Jahre

Depressive Mutter

Hallo Liebes Kummerkasten-Team

Ich habe Probleme mit meiner Mutter. Sie rennt von einem Arzt zum anderen, weil sie glaubt, sie sei schwer krank. Der Frauenarzt konnte verunreinigtes Gewebe an der Brust feststellen, was aber nicht bedeutet, dass sie Krebs hat. Jetzt wird das Gewebe in einer Operation entfernt. Danach wäre wieder alles völlig o.k. Das Problem ist nun, dass sie glaubt die Ärzte hätten etwas übersehen und sie halte nicht mehr lange durch und würde bald sterben. Was sie mir und meinen beiden Geschwistern auch so sagt (meine Schwestern sind 12 und 18 Jahre alt). Sie interessiert sich für nichts mehr. Sie ist total negativ eingestellt und sieht nur noch schwarz. Mein Vater weiss auch nicht mehr, was er noch tun soll. Ich habe mich im Internet über Depressionen informiert und finde alle Symptome wieder die meine Mutter beschreibt (brennen auf der Zunge, Schlafstörungen usw.). Eine der Ärzte sagte ihr, sie hätte einen Nervenzusammenbruch, doch auch das wollte sie nicht glauben, es sei nicht möglich, dass all die Schmerzen nur von den Nerven aus kommen. Dies ist nicht das erste Mal, dass sie eine solche Depriphase hat. Sie unternimmt nichts mehr mit ihren Kolleginnen und will einfach nur noch ins Spital eingeliefert werden. Die ganze Familie ist ratlos und auch etwas genervt. Sie verlangt von ihren Kindern, dass wir alles für sie machen und für sie da sein müssen die ganze Zeit. Ich finde dass vor allem für meine jüngste Schwester nicht in Ordnung, weil sie noch eine Mutter braucht und es kann doch nicht sein, dass diese Rolle vollkommen vertauscht wird. Ich musste im Alter meiner Schwester selbst mitansehen, wie meine Mutter völlig in ihren Depressionen versank und sich nicht mehr für mich interessiert hat. Ich selbst hatte eine schwere Zeit in der Ausbildung (ich arbeitete in einem Büro mit nur einen weiteren Mitarbeiterin, die auch psychisch krank ist und all ihre Probleme bei mir abliess). Für mich ist es schwer, mich solchen Menschen umzugehen. Durch die Erfahrungen in der Ausbildung habe ich eine Mauer erstellt, durch die das ewige Gejammer nicht mehr durchdringen kann. Ich weiss, es klingt vielleicht hart, doch manchmal bin ich einfach nur noch genervt. Es fällt mir teilweise aber auch schwer, mich von alldem zu distanzieren, doch wenn ich alles zulasse, macht es mich kaputt. Da ich ein sehr harmoniebedürftiger Mensch bin, fällt es mir schwer mich so negativ eingestellten Menschen zusammen zu leben. Da ich in ein paar Monaten eine Saisonstelle in einem Ferienort annehmen und nicht mehr zu Hause wohnen werde, finde ich bald den nötigen Abstand. Ich halte es zu Hause einfach nicht mehr aus, diese ewige negative Stimmung macht mich fertig. Doch was kann ich bis dann tun und was ist mit meinen Schwestern und meinem Vater, ich glaube nicht, dass sie damit auf Dauer leben können, wenn die Mutter nur noch weint und vom Sterben spricht. Könnt ihr mir sagen, was wir tun können ?

Anwort von Sabine

Hallo!

Was Deine Mutter betrifft, könnte es vielleicht eine Hilfe sein, wenn Du mit den behandelnden Ärzten sprichst und sie Dir vielleicht mitteilen, zu welcher Diagnose sie gekommen sind und ob sie ggf. einen Rat für Dich haben, wie Du als Familienmitglied am besten damit umgehst oder darauf eingehen kannst. Dich dabei natürlich nicht unberücksichtigt gelassen. Jeder mag in solchen Situationen anders reagieren. Die einen reden es den Betroffenen aus und die anderen gehen darauf ein, wenn sie solche gewisse Themen ansprechen. Daher ist es schwer für mich hier einen Rat zu erteilen. Aber - wie bereits erwähnt - vielleicht ist es hilfreich, wenn Du mit den behandelnden Ärzten sprichst.
Was Dein Verhalten betrifft, denke ich, dass Du instinktiv richtig handelst und ich persönlich würde die Mauer, von der Du sprichst, gar nicht negativ auslegen. Du handelst um Dich zu schützen und das ist gut so.

Lieben Gruß