Problem von Anonym - 19 Jahre

die Liebe ist ein Urwald

Hallo liebes Kummerkasten-Team!

Ich bin zufällig auf eure Seite gestoßen und hab mich dazu entschlossen mal mein Problem darzulegen und mir einen Rat zu holen.

Ich weiß nicht, ob und wie ich mit meiner ganzen Situation leben soll.
Meine Eltern haben sich 2000 getrennt, die Scheidung war letztes Jahr und auch wenn es so lange her ist, bin ich glaube ich noch nicht über diese Tatsache hinweg. Das liegt wohl daran, dass ich dachte meine Family sei etwas besonderes und plötzlich war es vorbei.
Meine Eltern haben sich im Ausland kennengelernt und haben sich viele (Liebes)Briefe geschickt (die ich vor 2 Jahren gefunden und gelesen habe). Irgendwann hat mein Vater meiner Mutter ein Flugticket nach Deutschland geschickt, sie haben geheiratet, etc.. alles total romantisch. 18 Jahre waren sie verheiratet. Ich habe mich sehr über diese Briefe geärgert, weil ich nicht verstehen kann, wie man seine Gefühle zu einem Menschen sooo radikal ändern kann.
2000 ist meine Oma am Hochzeitstag meiner Eltern gestorben. Sie haben sich nur noch gestritten und letztendlich habe ich mir echt gewünscht dass sie sich trennen. Als es dann soweit war hab ich es nicht ertragen.
Schlimm war auch, dass ich mich entscheiden musste, wo ich leben sollte. Ich hab mich für meine Mutter entschieden... mein kleiner Bruder wurde per Gericht meinem Vater zugesprochen. Ich leide sehr drunter, dass ich von meinem Bruder getrennt wurde.. ich sehe ihn jetzt nur noch alle 2 Wochen am Wochenende.
Meinen Vater habe ich anfangs gar nicht gesehen, aber unser Verhältnis ist seit letztem Jahr wieder besser geworden.
Ich war wegen der Trennung einmal bei einem Psychologen, aber bin dann nicht mehr hingegangen, da es einfach zu schrecklich für mich war alles zu erzählen...
Ich habe sogar mit dem Gedanken gespielt mich umzubringen, jedoch war ich zu feige (das ist das erste mal dass ich überhaupt von meinen Selbstmordgedanken spreche)...

In letzter Zeit komme ich auch auf die Idee, dass diese Geschehnisse mich stark beeinflussen in punkto mich selbst und Bezihungen.
Viele Leute und Freunde sagen zu mir, dass ich glatt Model sein könnte wenn ich nicht so klein wäre (knapp 1,60m). Ich bekomme oft Komplimente bezüglich meiner Schönheit... aber wenn ich mich selbst im Spiegel betrachte, dann ommt es desöfteren vor, dass ich mich furchtbar hässlich finde. Ich bin einfach nicht zufrieden mir mir selbst.
Ich bin zwar schlank und finde meine Figur eigentlich soweit okay, bis auf meinen Busen... ich bin praktisch fast flach und passe noch nichtmal richtig in Körbchengröße 70a... ich werde oft für jünger geschätzt, auf 15, 16.. aber keinesfalls 19. Ich fühle mich nicht als Frau und spiele auch mit dem Gedanken einer OP...
Ist es nicht so, dass wenn man sich selbst nciht schön findet, sich auch nicht zu anderen öffnen kann, besonders dem männlichen Geschlecht?

Denn obwohl ich Anfang Dezember schon 20 werde hatte ich noch keine Bezihung. Mit 16 hatte ich meinen ersten Kuss. Kurz darauf bin ich mit jemandem zusammen gekommen, was aber nur 2 Tage hielt. Ich habe schluss gemacht, da er gleich mit "Ich liebe dich" kam... das hat mich total überfordert...
seitdem habe ich noch viele Typen geküsst...
Mit 18 bin ich auch mit einem intim geworden, wir hatten zwar keinen Sex, aber Petting war da schon und ich dachte aus uns würde was werden, da alle meinten er wäre in mich verliebt (sogar seine Schwester) und ich auch schon mit der Family früstückte und alles... aber irgendwann hat er den Kontakt abgebrochen. Ein Jahr später sagt er mir den Grund: ER habe nicht gewusst, was er wolle...
Vor ca 9 Monaten hatte ich mein erstes Mal. Ich war nicht mit dem Typen zusammen, er bedeutete mi auch nichts... ich hatte Liebeskummer (da mir so etwas ähnliches wie geschildert schon wieder mit jmd passiert ist) und war leicht angetrunken. Ich habe es wahrscheinlich getan, weil ich Angsat hatte, dass ich sonst nie Sex haben würde. Aber jetzt bereue ich es, denn ich wollte mein erstel Mal mit jemandem mit dem ich fest zusammen bin und den ich liebe...
Vor ein paar Wochen habe ich jemanden kennengelernt. Einen Traumtyp... er führte mich aus, ging mit mir Spazieren, mit Sekt und Erdbeeren im Schlepptau, war soo verdammt lieb... also bin ich mit ihm zusammen gekommen... aber 4 Tage später habe ich mich getrennt obwohl er nichts falsch gemacht hat.... aber ich habe irgendwie gemerkt, dass ich keine Beziehung will, dass ich das nicht kann, auch war kein Bauchkribbeln und nichts da... werde ich nie eine Beziehung haben?? Bin ich vielleicht auf irgendeine Weise traumatisiert??

Ich komme damit nicht mehr klar. Ich hoffe ihr könnt mir irgendwie einen Rat geben... denn ich wünsche mir wirklich später einmal Familie, ich möchte es besser machen als meine Eltern...

Ich hoffe, dass ist jetzt nicht zuviel Text!

lg
M.

Anwort von Sabine

Hallo!

Ich denke nicht, dass Du traumatisiert bist. Ich denke vielmehr, dass der richtige Partner für Dich einfach nur noch nicht dabei war. Ich weiß, dass klingt vielleicht nur wie ein Spruch, aber ich denke, dass auch was Wahres daran ist. Du beschreibst in Deiner Mail Bekanntschaften, die Du hattest und keiner von denen hat Dich wirklich vom Hocker gehauen. Keiner von denen hat wirklich Dein Herz erreicht. Ich denke nicht, dass es mit der Trennung Deiner Eltern zusammen hängt. Vielleicht ein wenig oder ein bißchen, aber bestimmt nicht ausschlaggebend, denn wenn es Dich wirklich erwischt, dann kribbelt es auch im Bauch von Anfang an und es es hält an. Natürlich kann es auch sein, dass Du ein wenig Angst hast, dass man in der Liebe enttäuscht werden könnte, weil es Deinen Eltern vielleicht passiert ist, aber jeder hat doch sein eigenes Leben und seine eigenen Gefühle. Die Liebe ist eine starke Gefühlsangelegenheit und dabei geht es oftmals auf und ab. Zur Liebe gehört das Strahlen vor Glück, manchmal das Zittern vor Sorge, manchmal das Traurigsein, weil man verletzt wurde. Ist man verliebt, ist man verletzbarer als wenn man Singel ist. Irgendwie gehört es doch wohl dazu, aber es ist auch ein schönes Gefühl. Wer liebt, der passt auf sich auf und verletzt sich nicht. Wer liebt, der genießt und gibt, weil er spürt, dass er auch zurück bekommt, was er gibt.
Was mit Deinen Eltern geschehen ist, dass wissen nur die beiden ganz allein. Viele Faktoren können dazu führen, dass man sich in einer Beziehung aus den Augen veliert. Jeder hat seinen Teil bestimmt irgendwo dazu beigetragen. Warum und wieso, dass wissen nur Deine Eltern. Für sie war es letztendlich vielleicht der bessere Weg sich zu trennen. Doch, es war ihre Entscheidung und ihr Leben. Du hast aber Dein Leben und Du hast es in der Hand. Du kannst bestimmen, wie es sich anfühlen soll.
Klar, wer liebt, der kann auch verletzt werden.
Wer nicht liebt, der kann zwar auch verletzt werden, aber eine Herzenssache ist auch etwas sehr schönes.
Ich bin mir ganz sicher, dass auch Du eines Tages jemanden treffen wirst, der es schafft Dir dieses Gefühl zu vermitteln.
Wichtig ist, dass Du in erster Linie an Dich glaubst. Das Du Dich lieben kannst, wie Du bist. Du schreibst, dass Du Dich magst, wie Du aussiehst, aber magst Du Dich auch, wie Du lebst und was Du machst in Deinem Leben oder an Deinem Alltag? Andere haben Dich vielleicht, wie Du bist schon viel früher akzeptiert, als Du Dich selber.
Du solltest leben, wie es Dir Spaß macht und was Dir Freude macht. Ich bin mir sicher, dass Dir so die Menschen über den Weg laufen, die Dich glücklich machen können und Du es auch zulassen kannst.
Niemand will Dich verletzen und niemand will Dir weh tun. Die Liebe ist eine komplizierte Sache, aber es ist ein Urwald, wo wir alle irgendwo stets freiwillig reinrennen und auch immer unseren Weg finden.

Lieben Gruß