Problem von Anonym - 22 Jahre

Chaos im Kopf und kein Spass am Leben.

hi.
ich habe zur zeit so viele probleme, dass ich garnicht weiß, wo ich anfangen soll. zumindest denke ich das. mein situation: ich hab ohne probleme mein abi gemacht, mache jetzt ne ausbildung, die auch ganz okay verläuft. mit frauen läuft es nicht wirklich gut, ich hatte erst eine feste beziehung und das ist schon 2 jahre her. meine eltern haben sich vor kurzem getrennt, ich lebe jetzt allein mit meinem vater, zu dem ich nicht unbedingt das beste verhältnis habe. ich habe kaum selbstvertrauen, finde mich selbst abstoßend und frage mich, wie überhaupt jemand dazu bereit sein kann, mit mir zeit zu verbringen. ich glaube, meine eltern haben mir früher nicht genug liebe entgegengebracht. generell habe ich oft das gefühl, dass es niemanden gibt, dem ich wichtig bin oder der mich liebt. ich weiss, dass das nicht stimmt, aber trotzdem fühle ich so. ich kann nicht alleine sein. wenn ich alleine zu hause bin werde ich automatisch traurig. ich weiss dann nicht was ich tun soll. ich habe inzwischen gar keine hobbys mehr, ich habe auch keine motivation zu irgendwas. nichtmal ordnung halten kann ich, obwohl die unordnung in meinem zimmer mich maßlos ankotzt. manchmal denke ich, dass ich auch überhaupt kein interesse an irgendetwas habe. es gibt wirklich kaum was, was mich wirklich interessiert oder was mir spass macht. ich muss mich immer dazu zwingen, mich mit etwas zu beschäftigen, und es macht für micht so gut wie nie einen unterschied ob ich eine sache tue oder ob ich sie lasse. wenn ich mit menschen rede, interessiert mich die unterhaltung kaum, egal wer es ist, der mir gegenübersteht. sagen wirs so: ich finds toll mit menschen zu reden, aber ich könnte es auch genausogut sein lassen, bloss dann fühle ich mich einsam und verlassen. ich weiss das das in hohem maße paradox ist, aber sehr viel von dem was ich empfinde und denke, passt einfach nicht zusammen. meine gedanken ergeben keinen sinn, meine gefühle auch nicht. ich zweifel an allem und jedem, ich stelle alles in frage, automatisch, ob ich will oder nicht. ich weiss genau was ich an meinem leben ändern sollte. ich sollte aufhören zu kiffen (das mache ich jeden tag, aber immer nur abends, und ich habe strenge regeln, z.b. kein autofahren mehr etc., habe es also noch "irgendwie" unter kontrolle), ich sollte aufhören zu rauchen, ich sollte mehr sport treiben, ich sollte daheim ordnung halten und struktur in mein leben bringen, mir wichtige daten aufschreiben, die arbeit tun, die getan werden muss, statt mich davor zu drücken, ich sollte meine zukunft planen und mir bewusst werden, was ich kann und was ich will. aber nichts davon schaffe ich, mir fehlt zu wirklich allem die motivation. mein leben fließt irgendwie an mir vorbei, nichts reißt mich mit, nichts erzeugt emotionen in mir, ich empfinde weder spass und freude noch hass und zorn. in mir ist einfach nur leere. dumpfes dahintreiben ohne ziel. das ist mein leben. ich hasse mich dafür, dass ich depressiv bin, weil ich weiss, wie sehr depressive menschen andere nerven. meine freunde sind auch genervt davon, und ich verstehe sie gut. wenn ich versuche jemandem zu erzählen warum es mir nicht gut geht, versteht mich keiner. auch das kann ich nachvollziehen. diese ganzen konfusen gedanken in meinem kopf kann nichtmal ich selbst verstehen. ich wünschte ich wüsste wer ich bin und was ich will, aber ich weiss nicht, wie man das herausfindet.

alles was ich will ist ein normales, geregeltes leben, mit normalen empfindungen, mit freude, liebe, schmerz, kummer, mit aufraffen und weiterkämpfen, mit allem was dazugehört. aber nicht dieses trübe dahinvegetieren ohne sinn.

ich weiss nicht ob ihr mich versteht. wenn ja, wäre das ein wunder. ich glaube manchmal ich sollte einen psychologen besuchen und eine therapie machen, aber dann denke ich, dass selbst das wohl keinen sinn hat, da ich hunderte von sitzungen bräuchte bis der psychater überhaupt mal durchschaut was mein problem ist. die komplexität der sache macht mir einfach zu viel angst, ausserdem fehlt mir natürlich auch dafür die motivation.

tja. und genau jetzt frage ich mich warum ich das hier eigentlich alles schreibe. ich denke das ist der moment auf den absenden-button zu klicken.

machts gut, eure seite ist ne gute sache. hut ab vor so viel menschlichkeit.

Anwort von Michaela

Hallo,

das, was du beschreibst, kann man als typisch für deine Altersgruppe bezeichnen. Das alles kann mit dem Ablösungsprozess von deinen Eltern zusammen hängen, der auch noch durch die Trennung erschwert wurde. Ich weiß nicht, ob das mit "zu wenig Liebe" deiner Eltern zusammen hängt - zudem würde ich von solchen vorschnellen Urteilen erst einmal absehen. Eltern tun in der Regel alles für ihre Kinder, also alles, was in ihrer Macht steht, und das kann trotz allem manchmal zu wenig sein. Es wäre falsch, sich nur daran zu klammern und hier nach "Schuld" zu suchen, weil dir das auch nicht wirklich eine Lösung liefert - vielleicht kann man es eher so ausdrücken: Jeder hat das dazu beigetragen, was er zu geben imstande war.

Du schreibst, dass du so ziemlich alles sinnlos findest. Aber denkst du, dass es vom Kiffen besser wird? Die Gleichgültigkeit dadurch noch verstärkt, so dass du auch dadurch nicht aus deinem emotionalen Loch heraus kommst. Die Vorstellung, dass du es noch "kontrolliert" tust, finde ich ehrlich gesagt an den Haaren herbeigezogen. Kontrollierte Drogenaufnahme gibt es nicht, schon gar nicht bei abhängig machenden Drogen. (Ja, ich weiß, Marihuana wird "offiziell" nicht dazu gezählt, aber es wird vergessen, wie groß die psychische Abhängigkeit ist!)

Wenn du etwas ändern willst, dann tu es, und such dir professionelle Hilfe. Der Magic Dragon kann dir nicht helfen, dein Leben in den Griff zu bekommen und wieder Kontakt zu deinen Emotionen zu haben (was es übrigens auch als Krankheitsbild gibt), und schon gar nicht, mit deinen Eltern klar Schiff zu machen (was jeder mal tun muss, um "erwachsen" werden zu können). Psychologen und Berater kennen sich mit dieser Desillusioniertheit sehr gut aus und können dir Möglichkeiten zeigen, andere Wege zu gehen. Es dauert auch garantiert keine 100 Stunden, bis der Psychologe weiß, was mit dir los ist - idR ist eine erste Exploration (so heißt das im Fachchinesisch) in ca. 1-5 Sitzungen abgeschlossen. Wie es danach weitergeht, entscheidest du mit deinem Psychologen zusammen. Also, schnapp dir das Branchenbuch und besorg dir einen Termin, es kann nur besser werden!

Viele Grüße,

Michaela