Problem von Anonym - 29 Jahre

Das kann doch nicht mein Leben gewesen sein ...

Hallo
durch Zufall bin ich auf Eurer Seite gelandet, eigentlich weiß ich nicht was mit mir los ist, weil es sich sehr schwer beschreiben lässt. Vielleicht ist das der Anfang oder sogar die Mitte einer Depression.
Ich bin ein sehr nüchterner Mensch, der sein Gefühlsleben total unter Kontrolle hat, bin eigentlich friedlebend, harmonibedürftig und dennoch sehr zielstrebig und kosequent.
Mein Problem bin ich glaube ich selbst.
Mein Mann und ich sind seit 2003 verheiratet, zusammen sind wir seit 1999. Er hat zwei Kinder aus erster Ehe, heute 12 und 18 Jahre alt. Der Junge (18) hat bis vor 1,5 Jahren bei uns gelebt, weil die Mutter nicht mit ihm klar kam. Schul- schwänzer, Dieb, Lügner etc. heute mehrfach vorbestraft. Psychologische Be- treuung ergab keinerlei Erfolg. In dieser Zeit hat es wohl angefangen. Ziemlich schnell musste ich feststellen, dass alle liebesmühe umsonst war, so dass es regelmässig, fast täglich nur noch stress gab, was in lautstarken Auseinander- setzungen verlief, die vor allem auch von mir kamen, weil die Situationen ständig eskaliert sind.
Ende 2002 wurde ich schwanger. Ich verlor das Kind aufgrund einer Eileiter- schwangerschaft. Ich selbst bin dem sensenmann durch eine Not-OP. Danach war ich einige Wochen zu nichts zu gebrauchen. Im Februar 03 wurde ich wieder schwanger und wir heirateten. Meine kleine Maus ist jetzt 2,5 Jahre alt und ein wahnsinnig aufgewecktes und intelligentes kleines Wesen mit starker Persönlichkeit, der ich zur Zeit überhaupt nicht gewachsen bin.
Schnell merkte ich bereits im Vorfeld unserer Beziehung, dass mein Mann nie länger wie 6-9 Monate gearbeitet hat und danach auch nie Arbeitslosengeld erhielt. Ich war also immer schon der Geldverdiener. Ich arbeite ca. 50 Std. die Woche und liebe meine Arbeit. Abends bin ich aber total abgespannt und fertig und in letzter Zeit nervt es mich sogar mich um meine Tochter kümmern zu müssen. Dann ist da noch der Haushalt, den ich überhaupt nicht mehr schaffe. Alles ist schmutzig, schmuddelig und chaotisch. Die Wäscheberge türmen sich. Meinem Mann mache ich ständig nur Vorwürfe, auch wenn er sich in den letzten zwei Jahren wirklich gewandelt hat, aber alle entscheidungen und der Unterhalt der Familie sind von mir abhängig. Wirklich reden können und konnten wir noch nie miteinander. Er sagt immer nur ich würde übertreiben und alles wäre nicht so schlimm.
So erfolgreich ich im Berufsleben bin, so ein Looser bin ich privat.
Ständig steht der Gerichtsvollzieher vor der Türe und alle Vollstreckungen laufen mittlerweile über mich. Mein Mann gibt ständig Geld aus mit z.B. Karten -zahlungen die zurück gehen und danach kommt die große Überraschung. Ich zahle derzeit auch noch eine Geldstrafe für ihn wegen Betrugs und zwar mit 100 Euro im Monat für die nächsten 14 Monate noch.
Jetzt war er wieder 3 Monate arbeitslos und hat zum Glück endlich wieder einen Job, aber mehr wie 500 Euro verdienst sind nicht drin bei Steuerklasse 5. Wir leben in einem großen Haus, das wir vor 3 Jahren angemietet haben. Die Nebenkosten steigen in horrente Summen und die Stadtwerke wollen jede Woche alle Zähler sperren, obwohl ich ständig zahle zahle zahle. Ich selbst verzichte auf alles. Die Ansprüche meines Mannes waren jedoch immer schon sehr hoch und immer wieder habe ich mich überreden lassen und wenn es die Anschaffung eines Wasserbettes war, das ich immernoch abbezahle.
Ich arbeite und arbeite und es kommt nichts rum. Wie machen das nur andere?
Durch diese Situation fühle ich mich ständig in meiner Existenz bedroht.
Ich bin launisch geworden, weine sehr viel und mache ihm Vorwürfe wo ich kann. Vor einigen Tagen habe ich sogar behauptet, dass ich meine Tochter nie haben wolltle und er sie ruhig mitnehmen kann, wenn er nur aus meinem Leben verschwindet.
Oft kommt der Gedanke, dass ich dem Ganzen einfach ein Ende setzen sollte und aus diesem Leben, das für mich nicht lebenswert erscheint, auszuscheiden. Es wirklich tun kann ich dann aber doch nicht, oder vielleicht noch nicht.
Eine Flucht ist lediglich meine Arbeit, da bin ich immer fröhlich, zuvorkommend und freundlich zu meiner Kundschaft, bei der ich sehr beliebt bin.
Privat sieht das anders aus. Ich mache die Türe hinter mir zu nach Geschäfts-schluss und komme zu Hause die Türe rein und ich bin mies gelaunt und will von niemandem was hören oder sehen. Freunde haben wir keine, weil mein Mann sich mit anderen Menschen (den meisten, die ich nett finde) nicht wohl-fühlt. Lediglich zwei seiner alten Freunde kommen fast wöchentlich vorbei. Mein alter Freudneskreis ist aufgrund der ablehnend Hanltung total zusammen- gebrochen. Alleine wollte ich eben irgendwann auch nicht mehr mit den Leuten tätig sein. Durch diesen Umstand habe ich niemanden, mit dem ich mal austauschen oder reden könnte und der mir offen und verständnisvoll gegen- übetritt. Es ist so als wäre man unter ganz vielen Menschen, auch innerhalb der Familie alleine und auf sich gestellt.
Meine tägliche Frage ist einfach: Soll das mein ganzes Leben gewesen sein?

Anwort von Sabine

Hallo!

Du bist 29 Jahre jung und nein, dass muß nicht Dein Leben gewesen sein. Du stehst mitten drin im Leben und es klingt, als seist Du eine verdammt starke Frau, die genau weiß, was sie will. Ich denke gar nicht mal, dass Du unsere Hilfe oder Worte eigentlich brauchst. Ich denke, dass Du sehr stark bist und es auch alleine schaffen würdest. Dennoch Danke für Deine Mail und Dein Vertrauen an uns.
Wie Du schon in Deiner Mail geschrieben hast, willst Du so, wie es momentan läuft, nicht weiterleben. Es ist stressig und anstrengend für Dich und lässt Dich wahrscheinlich schneller altern, als es Dir lieb ist. Schau Dich um und sage Dir, was Du willst und zieh es durch. Finde wieder Deinen Weg auf dem Du glücklich werden kannst und vor allem auch willst, wie Du es beschreibst. Oftmals sind es nur ein paar Schritte, damit man endlich herauskommt, wo es einen so unglücklich macht. Zum einen möchte ich Dir auch raten bei Deinem Mann eine klare Ansage zu machen. Wenn er daheim ist, kann er schließlich, so finde ich, auch mit anfassen und die komplette Hausarbeit und Babysitting übernehmen. Ist er auch berufstätig, dann kann man Aufgaben verteilen. Ansprüche sollten in der Zeit, wo Schuldenberge zu tilgen sind, zurückgeschraubt werden. Es können m.E. wieder Anschaffungen geplant werden, wenn Schulden abgebaut sind. Ihr habt ein kleines Kind und es ist erschreckend zu hören, dass der Strom oder das Gas abgedreht werden soll.
Ich bin mir sicher, wenn Du eine klare Ansage machst und ihr einen Plan erstellt, dass ihr es schaffen könnt. Nur solltet ihr gemeinsam an einem Strang ziehen. Das Du verdienst und er es hinten wieder ausgibt, ist eine Kreislauf, der ins Leere führt und euch bald ruinieren wird. Weglaufen ist keine Lösung. Du scheinst eine starke Frau zu sein. Mach eine klare Ansage und einen Plan, der auch auf Dauer funktioniert.

Lieben Gruß
Sabine