Hallo Max!

Es tut mir leid zu hören, was geschehen ist, aber der Weg, den Du gewählt hast, der ist gewiss nicht der richtige. Du selber hast es bemerkt und wahrscheinlich uns auch aus diesem Grund geschrieben.
Was geschehen ist und warum es geschehen ist, dass versteht niemand. Auch Du wirst Dir sicherlich immer und immer wieder die Frage stellen. Der Motorradfahrer hat seine Strafe bekommen. Ihn noch stärker zu bestrafen wäre keine wirkliche Befriedigung für Dich. Vor allem bringt es Deine Familie nicht zurück. Es ist geschehen und niemand kann es ändern. Es ist traurig zu hören und es tut mir unendlich leid, wenn man erfährt, dass man die Menschen, die man am liebsten hatte, auf diese Art und Weise verliert. Doch, wir können uns dagegen nicht wären. Es ist Schicksal. Auch, wenn es sich jetzt nicht so anfühlen mag, aber das Leben geht weiter. Es mag krass klingen, aber es ist so. Deine Frau und Dein Sohn hätten gewiss nicht gewollt, dass Du Dich einigelst und anfängst zu trinken. Sie sind zwar körperlich nicht mehr anwesend, aber in Deinem Herzen sind sie Dir noch ganz nahe. Sie haben beide einen Platz in Deinem Herzen und sind bei Dir, wie Du bei ihnen.
Viele Schreiber teilen uns mit, wenn sie einen lieben Menschen verloren haben und viele verstehen es überhaupt nicht. Ein wenig kann ich es nachvollziehen. Vor Jahren verlor ich auch auf eine ähnliche Art meine erste große Liebe. Es tut weh und es schmerzt und alles was einem bleibt, sind die Erinnerungen. Diese Erinnerungen sind da, damit wir weiterleben können. Wir sollten dankbar sein für diese Erinnerungen, denn sie sind ein Geschenk, was uns sonst niemand machen kann. Es ist etwas, was man nur einmal schenken kann. Momente und Augenblicke, die uns nur diese Personen schenken können. Ich war und bin heute noch dankbar dafür, dass ich es erleben durfte. Mir ging es einige Zeit wie Dir und der Alltag hat mich anschließend einfach wieder aufgenommen und mir kaum eine Chance gegeben mich fallen zu lassen. Damals fand ich es erst schlecht, aber heute bin ich dankbar dafür. Du solltest es auch sein. Deine Frau und Dein Sohn hätten gewiss nicht gewollt, dass Du heute so, nach ihrem Tod, zuhause sitzt, vereinsamst und trinkst. So kennen sie Dich nicht und das hätten sie gewiss nicht gewollt. Die Erinnerungen, die Du im Herzen trägst und die sie Dir geschenkt haben, die sollten nach der Trauerzeit auch wieder ein Lächeln in Dein Gesicht zaubern können. Ich bin mir sicher, dass sie es auch gewollt hätten. Du hast auf der Beerdigung Abschied genommen von ihren Körpern, aber alles andere, ist tief in Deinem Herzen geblieben und ich danke Dir, dass Du dies heute mit mir teilst und mir davon berichtest.
Sitz nicht zuhause, sondern steh auf und geh raus. Geh in den Garten oder in den Park und atme tief durch. Sie sind immer dabei. Sie spüren die frische Luft in Deinen Lungen, wie Du auch, denn sie sind in Deinem Herzen und würden sich gewiss freuen, wenn Du wieder Du sein würdest. Darüber zu sprechen, was man fühlt und denkt, ist sehr wichtig und es baut wieder auf. Ich weiß, dass Du es auch kannst, denn Du hast uns gefunden. Max, es geht weiter für Dich. Es hat sich einiges in Deinem Leben verändert und die beiden stehen nicht mehr an Deiner Seite, aber sie sind bei Dir. Bitte vergiss das nie. Den Platz, den sie jetzt haben, den kann ihnen keiner wegnehmen und er gehört nur Dir. Es ist wichtig, dass Du wieder aufstehst und rausgehst. Zeige ihnen, dass Du es kannst. Ich bin mir sicher, dass Du es kannst.
Danke für Deine Mail und Dein Vertrauen.

Lieben Gruß
Sabine