Problem von Jean - 17 Jahre

Mein Freund hat Krebs! Wie gehe ich damit um?

Hallo!

Ich habe gestern erfahren, dass mein Freund Krebs hat. Ich weiß nicht, genau wie ich jetzt damit umgehen soll, weil ich mich damit auch nicht auskenne. Mein Freund liegt schon seit März wegen ein Motorradunfall in Krankenhaus und haben uns paar Tage vorher erst kennengelernt vor den Unfall seitdem führen eine Fernbeziehung. Er hat auch noch Asthma und sogenannter ?Bluter? (d.h. wenn er eine Verletzung hat, blutet er ständig und hört nicht auf wie eigentlich normal). Er und seine Familie haben nun Angst, dass ich mit ihm Schluss mache, seitdem ich weiß, dass er diese Krankheit hat. Ich werde natürlich bei ihm bleiben. Er liebt mich über alles und ich denke, wenn ich fort bin, würde er kein Sinn mehr in sein Leben sehen und sich umbringen. Nun wie kann ich mein Freund helfen mit den Krebs umzugehen? Was kann ich tun?
Danke in Voraus. Hut ab für eure Arbeit.

PS. Über den Tod wegen des Krebses möchte ich noch nicht nachdenken.

Jean

Anwort von Michaela

Hallo Jean,

erst einmal finde ich es sehr mutig, dass du mit der Krankheit deines Freundes umgehen lernen willst, obwohl ihr euch erst kennengelernt habt! Das ist - auch wenn man es nicht glauben kann - nicht die Regel, und selbst Familien können an Krebs o. ä. zerbrechen.

Dann schicke ich dir zwei Links:

www.krebshilfe.de

http://www.br-online.de/umwelt-gesundheit/thema/angehoerige/service.shtml

Hier findest du Hilfe für Angehörige, die nicht wissen, wie sie mit ihren Gefühlen umgehen sollen. Zudem lernst du andere Angehörige kennen, kannst dich aussprechen, austauschen, Erfahrungen sammeln. Das allein hilft schon mal eine Menge bei der Verarbeitung, weil man feststellt, dass man nicht alleine ist.

Weiterhin heißt Krebs nicht unbedingt, dass dein Freund daran sterben muss. Es gibt verschiedene Arten von Krebs, über die du dich informieren kannst, z. B. beim betreuenden Arzt, bei der o. g. Krebshilfe, in einschlägiger Literatur. Therapiemethoden etc. sind auch ganz interessant zu hinterfragen, und mit deinem Wissen kannst du deinen Freund auch moralisch unterstützen. Es kann bei ihm das Gefühl erzeugen, dass es noch jemanden gibt, der sich nicht professionell damit auseinandersetzt und ggf. etwas der Krankenhausmaschinerie etwas entgegensetzen kann. Zu diesem Thema ist von Brian Fies ein wunderschöner Comic erschienen, der mit dem Eisner Award ausgezeichnet wurde: "Mutter hat Krebs". Darin stellt der Autor dar, wie es den Angehörigen einer krebserkrankten Frau geht. Dieser Comic macht zusätzlich Mut, das Heft in die Hand zu nehmen und stark zu sein (und zu bleiben).

Was aber ist, wenn deine Kraft trotz aller Liebe nachlässt? Ich kenne den Fall eines Bekannten, der während einer langwierigen schweren depressiven Phase von seiner Frau verlassen wurde, weil sie die Belastung einfach nicht mehr ausgehalten hat. Sie merkte, dass sie selbst immer mürrischer wurde, nachdenklicher, die Lust am Leben in Frage stellte. Sie wollte das ändern und hat damit letztlich beiden geholfen: Sie nahm sich eine "Auszeit", lebte einigermaßen normal und kam wieder auf die Beine. Ihr Mann brauchte etwas länger, um das zu verstehen, hat es ihr aber im Nachhinein gutgeschrieben, weil er gemerkt hat, dass eine Beziehung immer aus zwei Individuen besteht. Der Tod einer Liebe ist das gegenseitige Auffressen, was durch seine Erkrankung irgendwann erfolgt wäre. Abstand schaffen und bewahren ist auch bei Liebesbeziehungen legitim und nötig, um selbst gesund zu bleiben.

Was ich damit sagen will ist: Auch wenn seine Familie Angst hat, dass du deinen Freund jetzt verlässt, so ist es immer deine eigene Entscheidung. Du solltest nie jemandem anderen zuliebe etwas tun, was dir widerstrebt, weil es dich sonst selbst in Zweifel stürzen könnte. Und das will weder dein Freund noch du - so kannst du ihm nämlich auf gar keinen Fall helfen. Und wenn du wirklich mal eine Auszeit brauchst, nimm sie dir. In den meisten Fällen geht es danach viel besser weiter. (Übrigens sind mein Bekannter und seine Frau seit Jahren gut befreundet und verstehen sich besser als während ihrer Ehe!)

Ich hoffe, ich konnte dir die beiden Seiten einigermaßen deutlich darlegen? Es würde mich freuen, wenn du uns schreibst, wie es weitergegangen ist.

Viele liebe Grüße & viel Kraft von

Michaela