Problem von Christopher - 15 Jahre

Halbschwester

Hallo liebes Kummerkasten-Team ich hoffe ihr könnt mir helfen denn ich habe ein riesiges Problem!

Gestern war ich nach 4 Monaten mal wieder bei Meinem Vater, er hatte mich angerufen und wollte mit mir reden. Meine Eltern haben sich schon vor 10 Jahren geschieden, mittlerweile hat mein Vater eine Frau. Als ich dann bei ihm zu Hause ankam hatte ich mit allem gerechnet, aber nicht damit das ein Kinderwagen im Hausflur stand. Ich hatte noch gehofft, dass sie nur Besuch hätten, aber im Wohnzimmer war in einem Baby-Bett ein kleines Mädchen, paar Tage alt. Ich habe mit einem riesigen Schock reagiert, meinen Vater angeschriehen und bin auf mein Zimmer im Haus gegangen. Dort habe ich mich mit meinem Vater laut unterhalten, nicht nur über die neue Situation sondern auch über alte Situation. Mein Verhältnis zu meinem Vater war nicht besonders gut, er liebt mich zwar sehr, aber da er selber von seinem Vater immer geschlagen wurde und eine schwere Kindheit hatte, ist es schwierig für ihn mir seine Gefühle für mich zu zeigen. Ich bin nie gerne zu ihm gegangen, mittlerweile arbeitet er als Arzt in einer anderen Stadt und ist nur noch am Wochenende zu Hause. Wochenende, unsere gemeinsame Zeit, die jetzt zu Ende ist. Ich ab bei meinem Vater nie ein einziges Bild gesehen, von seiner Tochter hat er obwohl sie nur ein paar Tage alt ist gleich mehrere. Ich habe ihm gesagt ich muss die neue Situation ersteinmal verarbeiten, er hat mir Zeit gegeben , aber ich kann das nicht! Weil immer wenn ich dieses Mädchen mit der ich 15 Jahre Lebensunterschied habe aufwachsen sehe, mss ich daran denken das sie meine Kindheit mit meinem Vater hat. Es zerstört mich völlig innerlich, ich weiß nicht was ich machen soll. Zum einen meint mein Vater ich sei sein Sohn und er wird immer stolz auf mich sein. Ich habe auch ein Zimmer bei Ihnen. Aber was für ein Zimmer, ich schlafe auf einem Sofa. Dann als ich immer bei meinem Vater war, war er nur vorm PC. Außerdem hab ich das Gefühl er hat mich immer wie ein kleines Kind behandelt, er hat mir selbst gesagt das es ihm Leid tut meine Kindheit nicht vollmiterlebt zu haben, ich hab ihn nämlich nur alle 2 Wochenenden gesehen, vielleicht mal einmal im Monat auch in der Woche. Ich weiß, dass sich jetzt alles ändern wird, aber es geht mir nicht nur um dieses Kind , das ich nicht als Schwester akzeptieren kann, und um meinen Vater. Er hat mir meine Kindheit gestohlen, er hat mich dann wenn es ging abgeschoben, hat mir aber alles geschenkt was ich wollte. Ich meine er hat mich wenn er mal keine Zeit hatte bei einem Freund gelassen, der ein Kind hatte, ziemlich häufig sogar. Er hat mich nie als seinen geliebten Sohn behandelt, bei ihm ging es immer nur um ernste Themen, ich hab mich wie bei einem Verhör gefühlt. Er hat mich sogar einmal als seinen Neffen vor Freunden vorgestellt, er meine zu mir er habe Fehler begangen die nicht wieder gut zu machen sind, was bringt mir das? Ich möchte ,dass er sieht was ich durchgemacht habe . Sollte ich nur ein Test Objekt für seine neue Familie sein? Sollte mein Leben dazu benutzt werden ihn darauf vorzubereiten?
Bitte ihr müsst mir helfen , ich bin am psyschichen Ende!
MfG
Christopher S.

Anwort von Sabine

Hallo Christopher!

Wieso kommst Du darauf? Wieso denkst Du so? Hast Du irgendwas gravierendes ausgelassen, was mich verstehen lässt, warum Deine jetzt Halbschwester so beschimpft wird, dass sie existiert, oder das Dein Vater noch einmal Vater geworden ist?
Du beschreibst, dass er nicht unbedingt der Vater war, den Du Dir gewünscht hast und Du beschreibst auch, dass ihr euch darüber unterhalten habt. Ich finde es gut. Die Gespräche sind wichtig.
Deine Eltern sind seit 10 Jahren getrennt und Dein Vater hat eine neue Frau fürs Leben gefunden. Das ist normal. Oftmals für Kinder schwer zu verstehen, aber niemand mag gerne alleine sein. Du schreibst auch, dass Du auch ein Zimmer bei Deinem Vater hast. Das es nicht so ein Zimmer ist, wie Du es vielleicht gerne hättest, solltest Du vielleicht mit Deinem Vater klären. Ich bin mir sicher, dass man darüber sprechen kann, damit Du Dich auch dort wohl fühlst (wenn Du es überhaupt willst). Nur, wenn Du darüber sprichst oder es ansprichst, können sie auch verstehen, was eigentlich stört. Verlange nicht, dass sie in Dich hineinsehen können.
Du hast jetzt eine Schwester, die 15 Jahre jünger sein wird. Ich persönlich sehe darin kein Problem. Du selber (vermute ich mal) lebst bei Deiner Mutter und der Kontakt zu Deiner Halbschwester wird von daher vielleicht eh nicht so groß sein. Es sei denn, dass Du es willst und Dir doch etwas daran liegt. Deine Halbschwester ist nicht gefragt worden, ob sie Dich als Halbbruder möchte und dennoch bin ich mir sicher, dass sie Dich als Halbbruder akzeptieren wird und auch stolz auf Dich sein wird. Du bist 15 Jahre und gehst mit großen Schritten auf Dein eigenes Leben zu. Bald kommt die Zeit, wo Du alleine Entscheidungen treffen wirst. Dein Leben leben wirst. So, wie Deine Eltern ihr eigenes Leben leben. Niemand fragt mehr nach Entscheidungen, die man trifft. Als Dein Vater sich dazu entschied nochmals Vater zu werden, war es für ihn und seine Frau die beste Entscheidung und Du warst gewiss eine Probestück. Du bist aus den gleichen Gründen und aus den gleichen Gefühlen damals auf die Welt gekommen.

Lieben Gruß
Sabine