Problem von Nele - 15 Jahre

Ich denke über den Tod nach

Hallo liebes Kuka- Team.
Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich euch schreiben soll. Denn irgendwie schäme ich mich für das Problem, was ich habe.
Es ist so, dass ich nun seit einem halben Jahr immer wieder verstärkt an Suizid denke. Ich habe mir die unterschiedlichsten Methoden vorgestellt z.B. ob ich von der Brücke springen soll, ob ich mir die Pulsader aufschneiden soll oder ob ich das Problem mit Tabletten lösen soll.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Alles stürzt derzeit über mich ein. Ich fühl mich in die Ecke gedrängt und total fertig.
Ich bin nun in der zehnten Klasse und damit geht nun erst recht der Stress los. Meine Noten haben sich verschlechtert und ich habe Angst, dass ich die Qualifikation für die Oberstufe nicht kriege. Und das wäre für mich die Qual. Durch meine beiden älteren Brüder (21 und 18), die beide ein gutes Abitur hingelegt haben, wird es nun auch von mir verlangt. Denn sonst bin ich doch eine Blamage für die gesamte Familie.
Und zum anderen fühl ich mich auch von meinen Freunden allein gelassen. Sie sind eine Clique und ich bin nur aussen vor. Sie sind eine Gemeinschaft und ich hab keinen mit dem ich offen über solche Probleme reden kann.

Deswegen musste ich einfach mit einer fremden Person darüber reden mit der ich nicht jeden Tag was zu tun habe. Denn sonst würde ich mich sehr befangen fühlen und ich kann nicht wirklich gut über meine echten gefühle reden.

Bitte gibt mir einen Rat.

Anwort von Sabine

Hallo Nele!

Danke für Deine Mail und Dein Vertrauen. So richtig schreibst Du in Deiner Mail jedoch nicht, warum Du darüber nachdenkst Dein so wertvolles Leben zu beenden. Du schreibst nicht wirklich was Dich bedrückt. Du erwähnst Schwächen in der Schule, die doch durch irgendwas ausgelöst werden. Du beschreibst das Gefühl, dass Du zu Deiner Clique nicht richtig dazu gehörst, aber Du erwähnst nicht warum es dazu gekommen ist, oder ob irgendwas vorgefallen ist.
Oftmals ist es so (gerade im pupertierenden Alter), dass man selber noch gar nicht so richtig weiß, in welche Richtung man gehen soll. Man spürt, dass man so langsam von den Eltern loslässt und sie einen auch anfangen loszulassen und sich dann oftmals alleine zu orientieren, ist nicht immer einfach und bei vielen Teenagern kommt dann das Gefühl, dass man irgendwie nicht weiter weiß und darüber nachdenkt, ob man das doch so wertvolle Leben beenden soll. Vielleicht hängt es bei Dir auch ein wenig damit zusammen.
Nele, ich war damals gerade 18, als sich meine erste große Liebe von mir trennte und bald erfuhr ich, dass er verstorben ist. Er starb einfach so und niemand (auch er nicht), konnte erkennen, dass er krank war. Plötzlich war er weg und ich dachte auch, dass es mein Ende ist und das mein Leben auch zuende ist. Ich hatte nicht geglaubt, dass danach noch irgendwas kommt, was mich noch irgendwie glücklich machen könnte. Doch heute (ich bin inzw. 36 Jahre) weiß ich, dass das Leben noch viele Überraschungen für mich hatte, woran ich damals nie geglaubt hätte. Meine Kinder, meine Ehe, meine Erlebnisse. Dazu gehören positive und negative Dinge. Vielleicht lag es damals daran, dass ich selber noch nicht an mich glauben konnte. Wie konnte ich es dann von anderen erwarten, dass sie an mich glauben. Erst nachdem ich meine Ausbildung hinter mir hatte, wußte ich, was ich wollte und natürlich änderte sich auch mal immer was, aber ich arbeite an jedem Ziel, welches ich mir vor Augen hielt. Ich lernte zu wissen, was ich will.
Vielleicht ist es bei Dir ähnlich und Du weißt irgendwie noch gar nicht was Du willst und was Du bist. Denke einmal darüber nach, was Du eigentlich je eirreichen möchtest. Wo Deine Wünsche, Träume und Ziele liegen. Halte daran fest und erinnere Dich daran. Arbeite auch daran. Das sind Dinge, die Dir jeden Morgen nach dem Aufstehen ein Lächeln in Dein Gesicht zaubern. So, wie Deine Familie, wenn sie Dir morgens nach dem Aufstehen über den Weg läuft und Dir einen guten Morgen wünscht. Es ist nicht nur so gesagt, es kommt von Herzen. Da sie es seit 15 Jahren machen, verliert man jedoch oftmals den Wert zu schätzen. Jeder sollte für jeden Tag dankbar sein, wo er seinen Zielen immer näher kommt.
Wenn Du weißt, was Du willst und stets daran arbeitest und auch daran denkst, dann können Dich die anderen auch akzeptieren. Du wirst Deinen Weg finden und Du wirst auch glücklich sein. Nur, Du mußt auch anfangen daran zu glauben. Glück legt Dir niemand in den Schoß. Es kommt und geht. Bei den einen mehr und bei den anderen weniger. Das Leben schenkt einem jeden Tag neue Erlebnisse. Mal super schöne und mal nicht so schöne, aber all das gehört zum Leben dazu. Es ist gut, dass wir nicht wissen, was der Tag bringt. Das macht den Tag (das Leben) so interessant. Ein wenig hat man es in der Hand und ein wenig sind es tägliche Überraschungen.
Über Gefühle zu reden ist sehr wichtig. Das Laster eines guten Freundes ist, dass er sich oftmals anhören muß, wie es dem Freund geht. Das ist normal und gehört dazu. Einige können es und andere nicht. Wenn Du reden magst, dann rede. Es ist gut und wichtig. Bedrückende Dinge befreien durch die Aussprache und wenn man glückliche Dinge erlebt hat, dann freut man sich, dass man sie weitererzählen oder gar weitergeben kann.
Freunde kommen und gehen. Nicht viele haben das Glück einen Freund ein lebenlang begleiten zu können. Wichtig ist, dass Du weißt, was Du willst und das Du an Dich glaubst.

Lieben Gruß
Sabine