Problem von anonym - 30 Jahre

Bald ist es zehn Jahre her

Hallo!
Ich weiß mittlerweile nicht mehr weiter. Es wird immer schlimmer und ich kann nichts mehr dagegen tun. Hilfe finde ich auch nicht. Vielleicht hier.
Vor fast zehn Jahren bin ich mit einem Menschen (heute 33)zusammengekommen, der mir alles bedeutet hat. Und mir heute immernoch genauso viel bedeutet. Wir waren zwar nur zwei Jahre zusammen, aber es war die schönste Zeit in meinem Leben. Vielleicht die einzige Zeit, in der ich wirklich "gelebt" habe. Leider war ich dann an der Trennung schuld. Nennen wir es jugendlichen Übermut oder einfach Dummheit. Auf jeden Fall dachte ich, dass es mit jeden anderen genauso sein würde. Aber das war es nicht. Niemand war jemals mehr so kreativ, aufmerksam, einfühlsam, motivierend, gefühlsbetont, verständnisvoll, aktiv, unternehmungslustig, kultiviert, humorvoll, zärtlich, wortgewand....ach, diese Liste könnte ich unendlich fortsetzen. Wir waren 2 Jahre später nochmal für 3 Monate zusammen, aber da war es auf einmal etwas stressiger. Wir wohnten in unterschiedlichen Städten und obwohl ich es nicht wollte, trennten wir uns im Guten. Da mir jede Begegnung mit ihm jedoch das Herz zu zerreissen drohte, stellte ich nach und nach den Kontakt ein. Als eine Art Eigenschutz. Vor drei Jahren bin ich dann in eine hundert Kilometer entfernte Stadt gezogen, beruflich. Ich dachte, es würde mich ablenken und in Anspruch nehmen. Ich hatte auch andere Partner und seit zwei Jahren habe ich überhaupt keinen Kontakt mehr zu den alten Bekannten. Ich habe es mir verboten. Doch es vergeht kein Tag, an dem ich mich nicht frage, was er macht oder wie es ihm geht. Jeden Tag wünsche ich mir, dass er bei mir wäre, jeden Tag wünsche ich mir, doch nur noch einen Tag mit ihm verbringen zu können. Dafür würde ich den Rest meines Lebens geben. Überhaupt denke ich, dass mein Leben nicht mehr besonders wertvoll ist. Ich versuche mich selbst zu überlisten, indem ich mir sage, dass ich nur durchhalten muss und uns dass Schicksal - sei es auch erst in 30 Jahren - irgendwann wieder zusammenführt und uns ein paar letzte glückliche Tage schenkt. Alleine für diesen Gedanken lohnt es sich, abzuwarten, auszuhalten. Doch dieser Schmerz, diese endlose Leere, die ich jeden Tag spüre, wenn ich an ihn denke, der ist so tief, dass ich ihn nicht mehr los werde. Nicht mal im Alltag. Vor drei Jahren wurden bei mir Depressionen festgestellt. Zur Zeit nehme ich Antidepressiva, finde aber keinen Therapeuten, der eine freie Stelle hat. Nur so halte ich mich irgendwie über Wasser. Wenn ich die Tabletten nicht nehme, vegetiere ich so vor mich hin und kann mich zu nichts aufraffen. Ich wäre sogar dazu bereit, in einen andere Stadt zu fahren, wenn mir nur endlich jemand helfen könnte. Warum kann mich nicht einfach jemand diese Erinnerungen nehmen? Warum muss ich immerzu an ihn denken? Warum immer diese Schmerzen? Diese Leere?
Ich weiss nícht mehr weiter und habe vor zwei Wochen versucht, mich umzubringen. Mein derzeitiger Freund hat das mitbekommen, ist aber jemand, der gerne Sachen übersieht. Dieses Wochenende war er nicht da und da mich die Sehnsucht gequält hat, habe ich alle Liebesbriefe und Fotos hervorgeholt und angesehen und gelesen. Das hat mich wieder etwas aufgebaut. Ich fühlte mich in diese Zeit zurückversetzt und konnte noch einmal diese Verliebtheit und das Glück, die Liebe und die Sicherheit spüren, die damals in mir wohnte. Oft habe ich auch Träume von ihm, meiner großen Liebe. Dann wache ich auf und bin so traurig, dass er nicht da sein kann. Aber der Traum war so schön. Manchmal versuche ich dann wieder einzuschlafen um eventuell den Traum fortsetzen zu können, was jedoch meist nicht gelingt. Schade...
Einerseits möchte ich bei ihm sein, andererseits bin ich klar genug, wissen zu können, dass mein Leben ohne ihn weiter gehen muss. Allein schaffe ich das jedoch nicht. Wie gesagt, wenn mir jemand einfach die Erinnerung nehmen könnte, wäre es für mich besser. Allerdings sind diese Erinnerungen für mich auch immer der Beweis, dass es Männer gibt, die wunderbar sind und sich nicht nur für Fußball und Bier interessieren ;-)
Ich werde damit einfach nicht fertig. Ich kann die Sache nicht abhaken oder mich auf jemand anderen konzentrieren. Zumal niemand mit ihm mithalten kann bzw. es komischerweise auch noch keinem Mann aufgefallen ist, dass ich ihn gar nicht wirklich liebe und eine Beziehung (jedenfalls in meinen Augen) anders gelebt werden sollte. Seltsam.
Gibt es jemanden, dem es ähnlich geht? Weiß jemand, was ich machen kann? Lange halte ich es nicht mehr aus. Ist es möglich, dass man an gebrochenem Herzen stirbt? Ich habe das Gefühl, meine Seele hat schon aufgegeben, weil das Pendent fehlt. Mein Herz, meine Seele....ich fühle mich leer ohne sie.
Aber ich muss sagen, dass es das erste Mal ist, dass ich so drastisch und ohne Umschweife darüber rede/schreibe. Es ist einfach nur die Wahrheit. So, wie es mir geht. Vielleicht kann ich ja einfach nur mit jemandem darüber reden.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich weiß nicht, ob ich Dir helfen kann - Erinnerungen nehmen kann ich nicht. Ich fürchte, das kann niemand. Man kann eine Zeit im Leben nicht einfach wieder auslöschen. Und würdest Du wirklich diese Zeit mit ihm hergeben wollen?

Wenn eine Liebe nach so langer Zeit noch immer so intensiv schmerzt und täglich ihren Raum fordert - frag ich mich oft, ob es wirklich die Liebe zu dem Menschen ist. Oder ist es die Liebe zu der Zeit? Möchte man zurück dahin? Möchte man dieses Glück zurück oder den Menschen? Die einen werden sagen, da besteht kein Unterschied. Ich jedoch sehe ich deutlich und kenne ihn auch aus meinem eigenen Leben.

10 Jahre sind eine lange Zeit - wie lang sie sein können, weißt Du sehr gut. Er wird sich verändert haben - genau wie Du Dich verändert hast. Was gibt Dir dieses Wissen, dass es immer noch passen würde? Ihr habt es schon einmal noch mal zusammen versucht - und es ging nicht, es war nicht mehr vom gleichen Zauber behaftet. Manchmal sind Dinge vorbei und es gibt nichts, was uns bleibt - außer der Erinnerung.

Nicht die Erinnerung ist das Negative, sondern das Zurückwollen. Ist es nicht das Jetzt, was zählt? "Lass ihn los" ist leicht gesagt, ich weiß. Aber Erinnerungen sind ein dünner Strohhalm. Sollte das Glück nicht in Deinem Jetzt Einzug halten? Kümmer Dich um Dich, um das Leben jetzt - mit allen schönen Erinnerungen, die Du bis heute sammeln konntest und auch durftest.

Es ist mehr als schade, dass Du bis jetzt keinen Therapieplatz gefunden hast. Doch es ist gut, dass Du die Hilfe suchst und für Dich erkannt hast, dass Du sie brauchst. Der erste Schritt ist getan. Selbstmordversuch? Weiß Dein Arzt davon? Wenn nicht, hole es nach, ihm davon zu erzählen. So zweispältig es ist, aus dieser Verzweifelung einen Nutzen zu schlagen - aber dieser Versuch könnte Dir eine Tür zu einer Therapie öffnen. Ich möchte damit niemanden -weder Dir noch einem anderen Leser- sagen, dass es DER Weg ist, einen Therapieplatz zu bekommen; aber es macht die Dringlichkeit sehr deutlich.

Alles Gute und viel Kraft!
Dana