Problem von Anonym - 30 Jahre

Austritt aus der Kirche

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

vor fünf Jahren bin ich aus der Kirche ausgetreten, direkt nach dem Auszug von zuhause. Vor vier Wochen hat meine Mutter in meinen Unterlagen gestöbert (!), und entdeckt, daß auf meiner Steuerkarte keine Kirchensteuer eingetragen ist. Seitdem ist Polen offen. Sie rief mich auf dem Handy an um zu fragen ob das wirklich so ist. Ich konnte es ja dann nur noch bejahen. Zu diesem Zeitpunkt war ich bei meinem Freund der 150 km entfernt wohnt. Als ich zwei Tage später wieder zurück kam bin ich natürlich zu ihr hin und habe die Angelegenheit klären wollen. Das einzige was ich zur Antwort bekam: Ich sollte besser wegziehen und sie will nichts mehr mit mir zu tun haben und mein Vater würde das genau so sehen. Mein Vater hat sich sehr schnell wieder eingekriegt und redet auch ganz normal mit mir. Heute, nach vier Wochen, habe ich einen Versuch gestartet wieder auf meine Mutter zuzugehen. Ich war bei ihr und hab ihr gesagt, daß das doch kein Zustand ist und ich sie zwar verstehen kann, aber wir doch wenigstens wieder normal miteinander reden könnten. Nachdem sie mir das dritte mal gesagt hatte, daß sie mich nicht wiedersehen will, weil für sie eine Welt zusammengebrochen ist, und sie nie wieder in meinem Leben mit mir ein Wort reden wird, bin ich gegangen.

Das ist doch krank, oder? Meine Mutter ist 65 und sehr katholisch. Zumindest so wie sie es sich auslegt. Was soll ich tun? Soll ich wieder in die Kirche eintreten? Nur um den Friedenswillen? Meine Gründe interessieren sie ja nicht. So etwas könnte man als Frau doch nicht tun. Wenn das irgendjemand erfahren würde, usw. Es ist vollkommen zwecklos normal mit ihr darüber zu reden. Aber so kann es doch nicht weitergehen. Ich kann doch nicht die Familie kaputt gehen lassen, nur weil ich aus der Kirche ausgetreten bin? Wie soll ich mich verhalten. Mein Vater ist eher der Typ, den nichts aus der Ruhe bringt und dem das alles mehr oder weniger egal ist. Ich kann aber doch jetzt nicht jede Woche hingehen und mir sagen lassen, daß sie nichts mehr mit mir zu tun haben will. Bitte gebt mir einen Tip, wie ich das wieder auf die Reihe bekommen kann. Vielen Dank.

Anwort von Sabine

Hallo!

Als Du vor fünf Jahren die Entscheidung getroffen hast aus der Kirche zu treten, warst Du 25 Jahre und somit hattest Du auch eigene Entscheidungsfreiheit. Deine Mutter ist sehr streng katholisch,wie Du sie beschreibst und ich denke mal,ganz ehrlich gesagt, ihre größte Sorge ist auch das Gerede der andere. Ihre Familie stand bisher komplett unter der Obhut der katholischen Kirche und jetzt fehlt ihr ein Glied in der Kette. Die Gründe sind ihr wahrscheinlich egal, da die kath. Kirche eine Gemeinde, eine Familie ist, aus der Du ausgetreten bist. Ich denke, dass ist so die größte Sorge, die Deine Mutter hat. Als Du vor fünf Jahren diese Entscheidung getroffen hast, hast Du sie alleine getroffen und nicht mit Deiner Mutter darüber gesprochen und ich denke mal, dass ist der zweite Punkt der sie belastet. Du hast es ihr damals bestimmt bewußt nicht erzählt, da Du genau gewußt hast, was sie sagen wird. Nur ich denke, wenn Du damals die Gründe vorgetragen hättest, die Du ihr heute gerne sagen möchtest, dann hätte sie diese auch angehört. Deine Mutter ist gekränkt und Du wirst vorerst wohl nicht an sie herankommen, so wie Du sie beschreibst. Gib ihr ruhig noch ein paar Tage, vielleicht auch Wochen um sich mit dem Gedanken auseinander zu setzen. In die Kirche kannst Du wieder eintreten, wenn es Deine freie Entscheidung ist und nicht weil Du es mußt. Der Beitritt ist freiwillig. Lass Deine Mutter ruhig noch ein wenig auf dem Gedanken herumkauen. Vielleicht findet sie sich ja doch noch damit ab. Im Laufe des Tages wird das Gespräch bestimmt zwischen ihr und Deinem Vater immer wieder hervorgeholt und diskutiert. Vielleicht kann sie es ja doch noch eines Tages akzeptieren. An Deiner Stelle würde ich mich ihr gegenüber genauso verhalten wie bisher. Das Thema Kirche vielleicht umgehen und ganz normale Dinge mit ihr besprechen. Zeige ihr vielleicht auf diese Weise, dass Du weiterhin für sie da bist.

Lieben Gruß.