Problem von Susann Stella - 17 Jahre

Ich kämpfe nur noch für meine Familie

hi liebes Kummerkastenteam,
ich bin nun seit mehr als 2 Jahren krank. Ich leide an AML (acute myeloische Leukämie). Mir geht es meistens schlecht vorallem mit der chemotherapie. Ich kämpfe schon lange nicht mehr für mich sondern nur noch für meine Familie. Einmal habe ich gesagt ich kann nicht mehr, und alle haben mich überedet weiterzumachen seitdem rede ich nicht mehr mit meinen Eltern über den Tod und über das aufgeben weil ich weiß das sie sagen werden das alles wieder gut wird. Meine chancen sind nur noch 40% und die krebszellen haben sich schon überall im Körper verteilt. MENSCH ICH KANN NICHT MEHR!! Meine Eltern verstehen es einfach nicht. Ich habe alles gegeben und viel über mich ergehen lassen.
Ich weiß nicht was ich tun soll.
BITTE HELFT MIR

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Susann Stella!

Der erste Satz, der mir beim Lesen Deiner Mail in den Kopf kam, war: "Es ist egal, für wen sie kämpft - Hauptsache ist, sie kämpft!"

Ich kann verstehen, dass Dich Kraft und Mut verlassen. Das ist der Punkt, an dem Menschen von anderen MEnschen Mut brauchen, an dem sie sich an anderen festhalten können und sollen. Und genau das passiert gerade bei Dir. Du hast Deine Familie, die für Dich mithoffen und die für Dich all ihre Kraft geben (würden). Und sie tun das gerne. Da bin ich mir sicher.

Ich habe lange Zeit in einer Arztpraxis gearbeiten und durfte (ich schreibe bewusst 'durfte') Menschen, die ein ähnliches Schicksal wie Du teilen, kennenlernen. Und ich war beeindruckt. Beeindruckt im wörtlichen Sinn. Nicht im rein positiven, sondern es hinterließ einen bleibenden Eindruck. Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine. Beeindruckt von all den Gefühlen, die sie ausstrahlten. Da kamen großer Lebensmut und unbändige Angst zusammen. Und auch diese Menschen hielten sich an ihrer Familie fest.
Da war eine meiner Lieblingspatientinnen, die von ihrem Ehemann so liebevoll umsorgt wurde. Ich habe davor und danach nie wieder eine solche Bindung zwischen zwei Menschen gesehen und gespürt.
Und da war eine Lehrerin, die den Kampf mutig gewonnen hat. Heute feiert sie im Jahr zwei Geburtstage. Den eigentlichen und den Tag, an dem der Arzt sagte: Wir haben gewonnen. Und genau das wünsche ich Dir auch von ganzen Herzen.

Und sie haben mit Dir gemeinsam, dass der Mut kleiner wurde, sie alle sagte im Laufe der Therapie: Ich kann nicht mehr, lasst mich doch gehen. Aber man ließ sie nicht gehen und sie blieben. Lange. Länger als sie in den tiefen, schwarzen Momenten je zu hoffen gewagt hätten.

Deine Chancen liegen bei 40 %. Du nennst es 'nur'. Kennst Du die Scheidungsrate in Deutschland? Die Chancen, dass eine Ehe hält, liegen statistisch gesehen nicht gut. Und dennoch treten jährlich viele, viele Paare vor dem Traualtar und wissen in dem Moment, dass sie für immer zusammen gehören. Ich weiß, der Vergleicht hinkt.

Du darfst dann und wann den Mut verlieren, Du darfst am Ende Deiner Kräfte sein. Und Du darfst Dich an den Menschen festhalten, die immer für Dich da sein werden, um neuen Lebensmut und neue Kraft zu schöpfen.

Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute!
Dana