Problem von Milli - 16 Jahre

Eine Krise nach der anderen

Hallo, ich weiß, ihr habt viel zu tun. Einerseits denke ich mir, dass es sicherlich nicht notwendig ist euch zu schreiben, andererseits hab ich ein großes Bedürfnis danach, mir mal alles von der Seele zu reden.

Also momentan bin ich irgendwie jeden Tag schlecht drauf. Zuhause wenn ich mich abreagiert habe geht es einigermaßen, aber in der Schule habe ich einfach überhaupt keine Lust auf irgendwas bzw. irgendwen. In den Pausen sitze ich still neben meinen Freunden und will am liebsten überhaupt nicht angesprochen werden.
Allein will ich aber auch nicht sein. Ich weiß auch nicht, wie ich es beschreiben soll. Ich fühle mich manchmal zu müde zum Reden und will einfach nur meine Ruhe.

Meine Freunde nerven mich dann direkt mit "Was ist denn? Was hast du denn?" Ich weiß es doch nicht! Diese Fragen alleine regen mich schon wieder auf. Kann denn keiner akzeptieren, dass ich auch mal traurig sein will/muss? Okay, in letzter Zeit bin ich, zugegeben, sehr oft depri, aber das ist halt so. Ich kann nicht jeden Tag einen auf happy machen.

Normalerweise bin ich eigentlich in der Schule ziemlich aufgedreht und lache über eine Sache nach der anderen. Und jetzt hab ich einfach kein Bock zum Lachen. Ich bin von so vielem genervt. Früher ging es mir manchmal auch scheiße, aber ich hab es mehr oder weniger verborgen. Heute zeig ich es halt auch.

Mich regen so viele Dinge auf. Mathe zum Beispiel. Ich hasse Mathe! Ich konnte es noch nie. Ich verstehe diesen ganzen Mist nicht, hatte schon viele Nachhilfelehrer die nichts gebracht haben... mich regen meine Eltern auf. Meine Mutter ist physisch krank und damit komm ich manchmal einfach nicht klar.

Es ist jedes Mal dasselbe. In der Schule freue ich mich total auf Zuhause. Und wenn ich dann Zuhause bin, gibt es kaum einen Tag, an dem ich nicht ausraste. Mein Vater nervt mich dann mit Fragen wie "Wie war dein Tag?" und meine Mutter macht mich wahnsinnig, wenn sie zum Beispiel abermals eine Sache kocht, bei der ich ihr hundertmal sage, das ich es hasse.

Wenn sie ein Brot kauft obwohl es sich keiner gewünscht hat und all solche Sachen. Ihr mögt jetzt denken "Na und?! Ist doch nur ein Brot!" aber diese ganzen Kleinigkeiten machen mich noch verrückt. Es ist eine Kleinigkeit nach der anderen, die am Schluss eine Rießensache ist. Kaum ein Tag vergeht, an dem ich nicht mit meinem Vater diskutiere.

Er sieht alles total übertrieben positiv. Vielleicht sehe ich alles übertrieben negativ. Deshalb prallen wir auch jedes Mal aneinander. Mit meiner Mum kann man nicht normal reden, weil sie sowieso nichts mitkriegt, was sie nicht mitkriegen will.

Schule, Familie, Freunde. Hier gibt es Streit, da gibt es Zoff. Mir ist einfach alles zuviel! Ich will nicht mehr. Ich hasse meinen Leben manchmal einfach so unglaublich. Es gibt Tage, an denen es mir eigentlich richtig gut geht, aber die können einfach nichts daran ändern, dass es mir zurzeit nur noch scheiße geht.

Ich sitze nachmittags alleine in meinem Zimmer. Einerseits will ich nicht alleine sein und andererseits habe ich keine Lust auf Menschen. Ich war schon immer ein Einzelgänger. Ich bin schon sehr oft umgezogen und musste daher immer wieder neue Freunde finden. Ich bin einfach nicht der Beziehungstyp, der locker auf einen zugeht.

Ich unternehme schon gerne was, aber mir fehlt einfach eine Person, die so denkt wie ich. Ich hab das Gefühl, dass ich noch wahnsinnig werde. Ich fühl mich einfach überfordert. Ich hab keine Kraft dafür, mich jeden Tag mit meinen Eltern zu zoffen. Aber es ist immer dasselbe: Ich nehme mir vor, nicht auszurasten und tue es dann doch. Bei meinem Vater kann ich mich einfach nicht zurückhalten. Ich muss immer das letzte Wort haben, weil er mich einfach aufregt mit seiner Alles-ist-super-Art.

Tut mir Leid, wenn ich hier rumheule, aber ich weiß einfach nicht was ich tun soll...

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Milli!

Womit bist Du eigentlich unzufrieden? Okay, wenn Kleinigkeiten sich häufen, explodiert man irgendwann. Aber eben irgendwann und nicht bei jeder Kleinigkeit. Kann es sein, dass es bei Dir so ist, weil der Schuh ganz woanders drückt? Reagierst Du auf die Kleinigkeiten, weil sie das Fass zum Überlaufen bringen? Gefüllt hat es aber etwas anderes?

Du bist genervt, wenn Freunde fragen, was mit Dir los ist. Ich glaube nicht, dass Du zufrieden wärst, wenn keiner sich kümmert und nachfragt, oder? Egal, was die anderen machen - es ist falsch und Du willst es nicht. Du möchtest Deine Ruhe, aber nicht allein sein. Ich denke, irgendwo schlummert ein Problem, eine Sache, die das macht. Also, wo liegt das Problem? Was ist es, was Dich so mürrisch, traurig, trotzig, unzufrieden macht?

Manchmal ist man einfach traurig. Auch das kann passieren. Aber ich glaube nicht, dass sich das über Wochen hinziehen kann. Schau genauer hin, schieb die Kleinigkeiten weg und guck, was es ist. Vielleicht kannst Du diesen Punkt allein lösen, vielleicht magst Du dann noch einmal schreiben.

Wenn Du wegen einer Kleinigkeit an die Decke gehst, atme einmal durch und frage Dich selbst, ob es das gerade wert ist? Ist die Wut, die da aufsteigt, wirklich gerechtfertigt? Hinterfrage die eigenen Gefühle und dringe so zum Kern vor.

Z.B. ist ein Brot, das sich niemand gewünscht hat, das letzte, worüber ich mich aufregen würde. Wen stört es? Warum nervt Dich das so? Und kann es sein, das Deine Mutter dieses Brot einfach mal probieren wollte oder es selbst gern isst?

Dein Vater sieht alles übertrieben positiv? Das nervt. Er ist vielleicht genervt davon, dass Du im Moment alles so negativ siehst. Da rasselt man aneinander. Vielleicht schaffst Du es, ihm einfach mal in Ruhe Deine Gefühlswelt zu erklären?

Alles Gute!
Dana