Problem von Anonym - 30 Jahre

verletzendes Verhalten

Hallo liebes Team,

ich habe eure Seite beim surfen entdeckt und mir vieles durchgelesen.
Ich habe mich mit meinen Freunden sehr viel über mein Problem unterhalten und würde sehr gern etwas von jemandem hören, der uns nicht kennt und die Situation von außen betrachtet.

Vor ca. 6 Jahren bin ich mit ihr zusammen gekommen. Ich hatte mich sehr in sie verliebt und sie zog nach einiger Zeit von ihren Eltern zu mir. Ich bin ein paar Jahre älter wie sie und stand schon auf eigenen Beinen. Es dauerte nicht lange und ich bekam heraus, dass sie mich angelogen hatte. Ich zweifelte sehr an ihrem Grund und an ihrer Erklärung.Wenn es stimmt was sie sagte, dann war es nur ein belangloser Fehler, der doch das Vertrauen einen knix verpasst hat, von ihr mich anzulügen. Sie hatte in der Zeit davor die Schule nicht wirklich ernst genommen und wollte es auf der Berufsschule besser machen. Das war mir auch sehr wichtig. Ich musste zu der Zeit immer früher wie sie aus dem Haus und hatte das Gefühl, sie steckte immer noch in ihrem trott und nahm die Schule nicht ernst und blieb einfach oft zuhause. Davon hab ich nichts gehalten. Ich hab sie auch darauf angesprochen, aber meine Vermutungen seien nicht richtig. Es vergingen zwei Jahre. In der Zeit haben sich meine Gefühle von ihr etwas gelöst und ich habe mich mit Sicherheit oft verletzend und ungerecht Verhalten.
Dann passierte ein Ereignis, das mich in ein tiefes Loch fallen ließ und ich beschloss für mich die Heimatstadt zu verlassen und nach Berlin zugehen. Sie war bitterlich traurig und weinte als wir darüber sprachen und bat mich sie mitzunehmen. Die erste Zeit war ich mit Zweifel entschlossen alleine zugehen, weil ich irgendwie das Gefühl hatte das diese Beziehung und diese Frau nicht das ist, was ich möchte. Ich dachte auch das diese Frau mir einfach zu langweilig ist. Es hatte sich schon ein gewisser Alltag eingeschlichen. Heute leider erst weiß ich, dass ich mindestens gleichviel Schuld daran habe. Wir haben uns leider vielzuwenig Unterhalten. Als der Umzug immer näher kam beschloss ich sie mitzunehmen. Sie hat eine große und überaus nette Familie, die sie über alles liebt. Ich hab erst viel später begriffen was sie da auf sich nimmt mit mir mitzugehen und all das für mich aufzugeben. Als wir in Berlin ankamen lief natürlich nicht alles reibungslos und ich hatte wieder mal das Gefühl das sie einfach nicht genug Biss hatte. Jetzt weiß ich, dass es einfach nicht leicht für sie war. Ich habe ihr leider oft die Hölle auf Erden geholt, anstatt ihr, wie ein guter Freund, zur Seite zustehen und sie zu unterstützen, wie es sich in einer Beziehung gehört. Ich komme mir vor als hätte ich jahrelang eine Augenbinde getragen und denke, dass ich mich für mein Verhalten schämen muss. Ich guckte dauernt anderen Frauen hinterher und erzählte überall rum wie unzufrieden ich war. Ich hab es unteranderem an einem kleinem Busen fest gemacht. Heute ist mir klar, dass das ein Denken von einem sechzehnjährigem ist und das ich meinen Part von einem Freund in keinster Weise nachgekommen bin.
Ich beschloss nach einem gutem Jahr mich räumlich von ihr zu trennen. Wir suchten uns beide eine Wohnung und zogen um. Wenn ich mir heute vorstelle das ich sie vom ersten Tag an alleine in ihrer neuen, ersten ungemachten Wohnung gelassen habe tut mir das ganz doll weh. Ich habe wirklich die ganze Zeit nur an mich gedacht und ihre Angst und den ganzen Schmerz nicht gesehen. Mir fallen gerade noch vielmehr Dinge ein die ich ihr zwischenzeitlich angetan habe. Nach kurzer Zeit fühlte ich nicht mehr viel für sie und habe mit ihr darüber gesprochen, dass ich die Beziehung aufgeben möchte. Ich kann heute noch ihr Gesicht sehen, wie sie anfing zuweinen. Ich glaube es vergingen nur zwei Wochen bis ich jemand neues kennen lernte. Ich ging mit ihr eine Beziehung ein und zog mit ihr zusammen, obwohl ich mir eigentlich Zeit für mich nehmen wollte. Ich weiß noch wie sie mich fragte ob ich mir mal Zeit für sie nehmen würde. Doch so wie ich drauf war hab ich nur an mich gedacht. Gerade sie ist ein Mensch die all das nicht verdient hat und ich frage mich wie ich mich nur so verhalten konnte? In meiner neuen Beziehung war es erst als hätten wir uns gefunden. Doch das änderte sich schnell und es wurde zum größten Beziehungsstress meines bisherigen Lebens. Und IMMER wenn ich was auf dem Herzen hatte ging ich zu meiner Exfreundin und heulte mich aus. Ich hatte ihr geglaubt das sie mit uns abgeschlossen hatte und machte mir kaum Gedanken über ihre Gefühle. Sie hat mir wirklich sehr oft zur Seite gestanden und ich habe in der Zeit nicht eine Träne bei ihr fließen sehen. Ich habe sie schon immer für stark gehalten, aber wo sie die ganze Kraft hergenommen hat weiß ich nicht. Als die neue Beziehung vorbei war sagte sie gleich zu mir, dass das mit uns auch nichts mehr wird. Ich gründete eine WG und das nächste dreiviertel Jahr war meine Exfreundin an meiner Seite, sie schlief oft bei mir und wir hatten Sex. Ich muss zugeben der Sex war oft egoistisch. Ich bemühte mich in der Zeit auf verschiedenen Wegen um eine neue Beziehung. Meine Exfreundin auch. Jetzt ist sie seit ein paar Wochen mit einem Bekannten zusammen und ich habe völliges Gefühlscaos. Mein Herz ist tagelang verkrampft gewesen und ich habe bitterlich geweint. Ich habe viel mit ihr über die neue Situation gesprochen. Sie hat mir erklärt das es ihr nicht richtig ernst mit ihm ist, aber in ihrem Verhalten habe ich was anderes gesehen. Fest steht auf jedenfall für sie das sie keine gemeinsame ewige Zukunft haben werden aus verschiedenen Gründen. Er ist viel älter, lebt in Scheidung und hat Kinder. Meine Exfreudin will mal eigene Kinder haben. Durch diese Situation haben sich meine Gefühle zu ihr verändert oder sind aufgeweckt worden. Ich weiß nicht was mit mir passiert. Wie ich das deuten soll. Erst hab ich geglaubt das ich mit ihr keine neue Beziehung anfangen kann und habe viel nachgedacht und geweint. Nach einiger Zeit lag mir im Bauch ihr sagen zu wollen das ich sie liebe, was ich leider Jahre nicht gemacht habe. Jetzt bin ich unbeschreiblich unzufrieden mit mir und meinem Verhalten. Stück für Stück erscheinen mir verschiedene Situationen klar vor Augen. Ich merke das ich mit mir nicht im reinen bin und alles andere als ausgeglichen.

Ich bin nicht so stark wie sie und kann das alles nicht ertragen wenn ich sie sehe. Deswegen habe ich sie gebeten sich nicht mehr bei mir zumelden. Es war für uns beide so ein Caos in den letzten Tagen. Wir sind beide nicht mehr zur Ruhe gekommen. Damit bin ich sehr unzufrieden. Ich vermisse sie sehr und wünsche sie mir zurück an meiner Seite. Ich habe begriffen das sie einzigartig und unerzätzlich ist. Ich sehe wie toll sie sich entwickelt hat und weiß das sie ein Mensch ist mit dem ich durch Leben gehen kann. Leider alles erst jetzt. Ich möchte an mir arbeiten. Den Menschen anders begegnen. Ich habe die ganze Zeit über immer wieder Drogen konsomiert. Seit zwei Wochen fühl ich mich dazu nicht mehr in der Lage. Ich sehe das es mir nur im Weg gestanden hat und das ich mich so nicht weiterentwickeln werde. Ich bin fest entschlossen das sein zulassen.

Ich freue mich sehr auf eure Worte, die mir helfen werden, egal in welche Richtung sie gehen.

Anwort von Michaela

Hallo,

du bist bisher zur Einsicht gelangt, dass in den letzten Jahren einiges schief gelaufen ist, um es mal milde auszudrücken. Damit bist du schon wesentlich weiter als jemand, der sich noch fragt, warum alles so gekommen ist! Und das ist eine gute Basis.
Denn jetzt kannst du dir überlegen, wie das Leben mit deiner Ex-Freundin aussähe - und ohne sie. Nimm dir ein paar Tage, vielleicht auch Wochen Zeit. Überlege, was du anders machen möchtest, was dir gefallen hat, und was du bereit bist zu GEBEN. Wenn du dir ganz sicher bist, rede mit deiner Exfreundin. Du kannst dir vorher auch aufschreiben, was du sagen willst, um es schwarz auf weiß zu haben und es notfalls hervorzuziehen, wenn du merkst, dass du abdriftest oder sich andere GEdanken einschleichen. Du musst dir aber im Klaren darüber sein, dass deine Exfreundin vielleicht genau das Gegenteil von dem will, was du möchtest.

Auf jeden FAll solltet ihr die Zukunft, ob mit oder ohne einander, richtig planen. Das ist nicht unbedingt romantisch, gibt aber auf jeden fall Sicherheit - man kann immer wieder nachschauen, was man sich eigentlich vorgenommen hat. Eine Beziehung, wie auch immer sie geartet ist, besteht zu 50 % aus Organisation! Und die darf man nicht scheuen, wenn man etwas erreichen möchte.

Weiterhin möchte ich dir noch ans Herz legen, dir etwas wegen deines - vergangenen - Drogenkonsums zu überlegen. Ich bin eher skeptisch, wenn ich mir überlege, ob eine neue Beziehugn mit deiner Exfreundin dich vor einem Rückfall bewahrt. Suche dir auf jeden Fall professionelle Hilfe (Drogenberatung, Hausarzt etc.) und lass dich beraten! Somit kannst du noch ein bisschen mehr Stabilität für dich, dein Leben, und evtl. auch für ein Leben mit deiner Exfreundin gewinnen.

Ich hoffe, ich konnte dir einen richtigen Impuls geben?

Viele Grüße,

Michaela