Problem von Anonym - 17 Jahre

ads - borderline?

hallo liebes kuka-team!
ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, aber am besten erzähle ich erst ein mal ein wenig von mir. vlt könnt ihr mir ja ein wenig weiter helfen und mir mut geben.
seit der 4. klasse werde ich von meinen mitschülern gemobbt. erst dachte ich, das liegt an meinem äusseren, aber irgendwann wurde mir dann klar, dass ich aus einem anderen grund irgendwie "anders" bin. in der 9. klasse ging das dann soweit, dass ich zusammenbrach und daraufhin eine therapie anfing. schnell war klar, dass ich die schule wechseln musste. auf der neuen schule ging es dann eine zeit lang besser, aber mittlerweile habe ich doch wieder einige probleme.
im laufe der therapie wurde bei mir ADS (aufmerksamkeits-defizit-syndrom) diagnostiziert, was mich dann in eine kriese gestürzt hat. ich habe sehr viel darüber gelesen und mich in so vielen punkten wieder erkannt, was mich irgendwie sehr fertig gemacht hat (und auch noch macht).
Vor einigen monaten wurde dann bei meiner aller aller besten freundin Borderline diagnostiziert. mittlerweile ist sie in einer klinik und lässt sich behandeln. bei ihr war das genauso, wie bei mir, die diagnose hat sie in ein tiefes schwarzel loch gestoßen und das auch noch zur gleichen zeit wie bei mir. wir haben sehr viel über unsere probleme gesprochen und uns irgendwie dabei noch hochgeschaukelt.
weil ich genau wissen wollte, woran meine freundin erkrankt ist, hab ich mich auch darüber informiert und musste feststellen, dass zwischen ads und borderline sehr viele paralelen in den symptomen sind. auch die probleme meiner freundins sind in vielen punkten mit meinen identisch. da ich eigentlich keine eindeutige diagnose für ads habe (die aber gerade von einem facharzt überprüfen lasse) und die symtome des borderlines auch total auf mich zutreffen frage ich mich, ob ich vlt gar kein ads, sondern auch borderline habe, zumahl dies bei meiner freundin durch mobbing ausgelöst wurde. ich traue mich aber nicht, mit irgendwem darüber zu reden, weil ich mir irgendwie lächerlich dabei vorkomme, ich habe angst, das die denken, ich würde mir das nur einreden oder so. die borderline tests, die ich im internet gefunden haben haben mir alle gesagt, dass ich borderline habe, aber darauf verlass ich mich doch nicht, so eine diagnose kann nur ein arzt machen und selbst dann würd ich mir das noch einmal von einem anderen arzt bestätigen lassen.
mein problem ist also, dass ich angst vor dieser krankheit habe, aber mich nicht traue, meine ängste anzusprechen. (ich merke gerade, dass es mir schon hilft euch einfach alles zu schreiben)

ich hoffe, dass ihr mir helfen könnt und warte auf einen guten rat.

Anwort von Michaela

Hallo,

erst einmal möchte ich dir einen Text von unserer Selbsthilfe ans Herz legen:

http://mein-kummerkasten.de/Soforthilfe/Existenzielle-Fragen/

Der Text wurde von einer Borderlinerin verfasst, somit also "aus dem Auge des Vulkans", wenn du so willst.

Dann zu den Diagnosen: Du hast Recht, eine richtige Diagnose kann nur ein oder mehrere Ärzte wirklich verlässlich stellen. Du schreibst, dass du gerade dabei bist, das herauszukriegen, vielleicht hast du ja schon ein Ergebnis?

Allerdings möchte ich dir dringend raten, dich nicht auf diese Diagnose zu versteifen. Ja, es ist blöd, Borderline oder ADS zu haben, aber es gibt noch ein Leben "neben" diesen Symptomen. Man kann trotz Borderline oder ADS weiterleben, und wie sich immer mehr herausstellt, sogar ganz gut, da man aufgrund dieser Symptome andere Fähigkeiten entwickelt als "normale" Menschen. Ich kenne z. B. einige Borderliner, die geniale Künstler sind, oder hochbegabt. Das wäre vielleicht mit einem "normalen" Bild von einem selbst gar nicht möglich, weil man diesen Schritt aus sich heraus gar nicht tun könnte.
Das Gleiche gilt für ADS. Warum ist jemand so hibbelig oder so tranig, dass es schon nicht mehr normal ist? Weil es a) einen guten Grund dafür gibt, den der Betroffene b) für sich nutzbar machen kann. Letztend Endes zielt jede Therapie darauf, die vorhandenen Möglichkeiten eines jeden so einzusetzen, dass er leben kann, und das wird dir bei deiner Therapie, wenn du noch eine machen solltest, auch der Fall sein. Reduziere dich nicht auf diese Diagnose, sie ist nur ein winzig kleiner Teil von dir selbst.

Konkret kannst du z. B. in Internet-Foren deine Kenntnisse, die du über deine Krankheit gewonnen hast, anderen zur Verfügung stellen - gleichzeitig helfen und auch selbst Hilfe bekommen. Denn gerade ADS ist noch so wenig erforscht, dass die wenigsten wissen, wie sie damit umgehen sollen. Ebenso das Borderlinesyndrom: Es ist furchtbar, aber man kann es in den Griff kriegen. Versuch, dich zu orientieren, zu vernetzen, deine Kenntnisse einzubringen. Das ist wesentlich effizienter als sich hinzusetzen und darüber zu weinen. Das mag sich hart lesen, aber so ist es: Nur mit Eigeninitiative kommst du da wieder raus, und den ersten Schritt hast du ja schon vor langer Zeit getan, als du deine erste Therapie gemacht hast. Du bist also auf dem richtigen Weg :-)

Viele Grüße, und schreib uns, wenn du noch Fragen oder Anregungen hast!

Michaela