Problem von Anonym - 15 Jahre

Tod meiner Schwester

Liebes Kummerkasten-team,

vor 3 jahren starb meine schwester bei einem autounfall. Das ganze ist jetzt schon einige zeit her aber ich habe es nie wirklich verkraftet. Damals als das ganze passiert ist war ich erst 12 aber ich hatte das gefühl ich müsse älter sein ich müsse die sein die meine familie auffängt und stüzt. Ich wollte stark sein. Wollte zeigen das sie noch eine tochter haben wegen der es einen sinn macht weiterzuleben. Ich wollte für sie da sein. Es war die schlimmste zeit in meinem Leben. ich hatte nicht die kraft mit jemanden darüber zu reden hab alles verdrängt. Abends im bett kam mir dann immer alles hoch hab kaum noch geschlafen hab fast jede nacht durchgeweint. Meine schwester war mein ein und alles ich hab mich von ihr so verstanden gefühlt und ausgerechnet dieser mensch wurde mir damals genommen...

ich hatte selbst keinen wirklichen lebenswillen mehr. aber ich wusste das ich leben musste..für meine eltern! ich war so verzweifelt. hab kaum noch jemanden an mich ran gelassen. wollte alles verdrängen..wollte die starke sein! ich bin damals kaum noch zur schule gegangen weil mich jeden morgen diese schrecklichen bauchschmerzen qälten. bis mich meine mutter zum doktor schleifte. er meinte das ich einen psychologen aufsuchen sollte, aber ich hatte einfach nicht die kraft mit jemanden darüber zu sprechen.

selbst heute noch allein wenn ich den namen meiner schwester höre kommen mir die tränen in die augen. wenn ich im fernseh sehe was für schlimme autounfälle täglich passieren das alles wecken die erinnerungen.

ich habe das ganze nie wirklich verkraftet und ich frage mich heute noch oft ob es nicht besser wäre zu meiner schwester zu kommen. an manchen tagen verliere ich meine ganzen lebenswillen, frage mich nach einem sinn...einem sinn meines lebens!?

Anwort von Sabine

Hallo!

Sicherlich ist es heftig, wenn man einen Menschen verliert, den man so sehr geliebt hat und sicherlich, es tut auch weh. Du hast damals geglaubt, dass Du Deinen Eltern alle Kraft geben bzw. schenken mußt, damit sie stark bleiben und auf gar keinen Fall so traurig sind. Super lieb von Dir und für ein 12jähriges Mädchen eine heftige Leistung. Deine Eltern werden sicherlich gespürt haben, dass Du all diese Energie hineinsteckst, aber dadurch, dass Du nie geredet hast, werden sie es nie so aufgefasst haben, wie Du es heute hier in Deiner Mail schreibst. Danke, dass Du es uns anvertraut hast und danke für Deine Mail.
Ob hier wirklich ein Psychologe erforderlich ist, damit man all das Verdrängte verarbeiten kann, dass weiß ich nicht. Soweit reicht auch mein Wissen nicht, aber Fakt ist, dass Du reden solltest. Deine Mail an uns heute, die wird Dir bestimmt schon einige Erleichterung gebracht haben. Du wirst gewiss gespürt haben, dass es gut tut sich solche Dinge von der Seele zu schreiben. In Deinem Fall und vielen anderen Fällen auch. Gut, dass Du uns davon erzählt hast und somit auch den ersten Schritt getan hast. Weißt Du, wem es bestimmt auch gut tun wird darüber zu sprechen? Deiner Mutter oder Deinen Eltern. Bestimmt haben auch sie versucht dieses Erlebnis zu verdrängen. Auch für Deine Mutter war es eine schlimme Zeit und vielleicht hat auch sie sich nur versteckt, so wie Du und es nur in sich hineingefressen. Gemeinsam könntet ihr es schon schaffen einen ersten Schritt zu tun aus diesem Versteck oder hinter dieser Maske herauszukommen.
Es passieren Dinge im Leben, die versteht man einfach nicht und man denkt manchmal, dass es das jetzt alles gewesen ist und es nicht und nie weitergehen kann. Blödsinn, denn es geht weiter. Denkst Du Deine Schwester hätte es gewollt, dass Du so traurig dreischaust und sogar mit dem Gedanken spielst nicht mehr leben zu wollen. Denkst Du, dass sie es gewollt hätte? Sie Dich unter diesen Umständen bei sich haben wollte da oben im Himmel? Bestimmt nicht. Sie wollte bestimmt ihre Schwester da unten glücklich sehen und wünscht ihr auch alles Gute. Sie hat nicht gewollt, was geschehen ist und Du auch nicht. Niemand hat es gewollt und dennoch ist es geschehen. Das Schicksal, gegen das wir uns nicht wehren können. Es sollte so sein und es hatte einen Grund warum es geschieht. Gründe, die wir nicht immer verstehen, aber lernen müssen damit zu leben. Für Dich meine Liebe, geht es aber weiter. Deine Schwester ist immer bei Dir. Du trägst sie in Deinem Herzen. Einen Platz, den ihr niemand nehmen kann und der nur euch beiden gehört. Vergiss diese Wärme, die sie Dir gelassen hat, nie und schließe mal die Augen schaue tief in Dich hinein. Sie ist gar nicht weit weg, wie Du denkst.
Danke, dass Du uns geschrieben hast und danke, dass Du Dich uns anvertraut hast.

Lieben Gruß
Sabine