Problem von Manuela - 30 Jahre

Zukunftsängste

Hallo
Ich bin seit 16 Monaten Mutter einer süssen Tochter.Als ich schwanger wurde, sagte mir der Kindsvater er würde zu mir halten, wir würden zusammenziehen u.s.w..Eigentlich wollte ich kein Kind, da mir der Beruf und meine Freizeit sehr wichtig waren.Ich selber habe vor 5 Jahren meine Mutter verloren, mein Vater ist in Kolumbien und mit meinem Bruder habe ich auch keinen Kontakt.Habe also Angst gehabt allein vor allem zu stehen und das traf dann leider auch ein.Der Kindsvater hat nichts von dem eingehalten, was er gesagt hat.Musste meinen erziehungsurlaub verlängern, da ich keinen Betreuungsplatz für meine Tochter bekommen habe, ich soll wieder im Schichtdienst arbeiten.Auf der Arbeit nehmen sie keine Rücksicht darauf, dass ich niemanden abends fürs Kind habe.Der Betreuungsplatz den wir bekommen sollen kostet schon 200 Euro.Also kann ich mir nicht noch zusätzlich einen Babysitter organisieren.Ich bekomme zur Zeit Hartz IV.Ganz bitter.Zu sehen dass der Kindsvater immer auf Tour geht die schönsten Klamotten anhat,seine sozialen Kontakte und mein Leben sich so heftig verändert hat, bereitet mir manchmal so grosse Probleme, dass ich mich frage ob es für mich und für meine Tochter besser wäre dass sie in einer Pflegefamilie aufwächst? Ich habe angst ihr nichts bieten zu können, keinen Halt und durch den Geldmangel auch keine schöne Freizeit.Sie ist sehr auf mich fixiert.Weint manchmal wenn ich nur die Jacke anziehe.Ich fühle mich in der Rolle als alleinerziehende Mutter geistig unterfordert und seelisch überfordert.Mache mir Gedanken um die Zukunft, weiss dass ich für uns beide sorgen muss und breche damit zusammen.Habe mich einer Gruppe alleinerziehender angeschlossen...reisst mich nur mehr runter.Ich habe manchmal das Gefühl meine Tochter steht mir im Weg, ich bin so enttäuscht, dass der Kindsvater mich im Stich gelassen hat.Ich komme mit mir selber einfach nicht mehr klar.Seit 4 Monaten habe ich mein Lachen verloren, bin nur noch ernst.gehe ab und zu noch zum sport aber weiss mittlerweile einfach nicht mehr worüber ich reden soll..irgendwie erlebe ich nur noch KIND,meine sozialen Kontakte werden immer weniger.ich weiss nicht mehr weiter..bitte helft mir mit einem Rat

Anwort von Michaela

Hallo Manuela,

sorry, dass die Antwort erst jetzt kommt.

Du beschreibst die "normalen" Gefühle einer Mutter, die ihr Kind alleine aufzieht - so geht es vielen Frauen ohne Mann. Aber auch die Mütter, die "glücklich" verheiratet sind, beschreiben diese Leere, die du nennst. Klar, wie soll man ausgefüllt sein, wenn man, wie du beschreibst, geistig unterfordert ist? Zudem bekommst du keine Anerkennung für das, was du tust, obwohl es ein knochenharter Job ist (ich spreche aus Erfahrung). Im Gegensatz zur landläufigen Meinung kann das Lächeln des eigenen Kindes nach einem Jahr nicht mehr für alles entschädigen, zumal du es als Alleinerziehende schwerer hast. Es fehlt die Anerkennung und die Sicherheit.

Trotzdem solltest du dir klar machen, dass deine Tochter es bei dir am besten hat, und nicht bei einer Pflegefamilie. Klar, manchmal denkst du, dass sie dir im Weg steht, wenn du endlcih mal was für dich machen willst, und wenn du dich ausgebrannt fühlst, oder wenn die Kollegen meckern, dass du nicht Schicht arbeiten kannst. Das ist die offensichtliche Intoleranz, unter der besonders die Mütter in Deutschland leiden, und gegen die sie schon eine ganze Weile angehen. Um nicht in Gejammer zu versinken, hilft es zu fragen, was sich ändern lässt, und das ist eine ganze Menge:

Z. B. hast du das moralische Recht, auch mal was für dich zu machen. Hast du Freunde, die hin und wieder mal auf deine Tochter aufpassen? Sie ist zwar sehr auf dich fixiert, aber wenn du sie langsam entwöhnst und auch mal zu Bekannten gibst, wird sich mit der Zeit legen. Es tut weh, wenn die Kleinen weinen, aber das tun sie alle, und sie lernen recht schnell, dass die Mama wieder zurück kommt. SChwieriger ist es, das "schlechte Gewissen", das Mütter haben, zu akzeptieren (Ich gebe mein Kind weg, darf ich das überhaupt? Dieses schlechte Gewissen ist übrigens nur in Deutschland so weit verbreitet, in anderen Ländern der EU kennen das die Mütter in diesen Ausmaßen gar nicht.). DAs haben selbst Mütter aus sog. intakten Familien. Du darfst und MUSST sogar egoistisch sein, wenn es dir UND deiner Tochter gut gehen soll.

Das ist der nächste Punkt: Deine Tochter reagiert auf deine Stimmung. Kinder sind kleine Spiegel ihrer Eltern. Wenn du mies drauf bist, ist sie es auch, denn Kinder lernen durch Nachahmung. Wenn sie weint, möchtest du es vielleicht selbst, aber kannst es vor ihr nicht zulassen? Chronische Fröhlichkeit hingegen ist auch nicht okay, da sie gespielt wirkt - und nicht funktioniert. Sei du selbst. Du darfst auch mal sauer sein, oder traurig, oder müde. Aber auch fröhlich, ausgelassen, ein Kind!

Hartz IV: Wenn es jemand verdient hat, dann du. Du bist alleinerziehend, hast einen 24-h-Job, und arbeitest für die Zukunft. Leider sehen das die meisten nicht, aber ganz im Vertrauen: Du nimmst der Gesellschaft damit einen Haufen Arbeit ab. Und viele sind froh, wenn sie diese Verantwortung nicht tragen müssen, bleiben also lieber kinderlos. Hast du das schon mal jemandem gesagt, wenn er sich über Mütter mit Kindern aufgeregt hat? (Wenn hier Platz wäre, könnte ich Schwänke aus der ERziehungszeit erzählen...!) So gesehen hättest du natürlich mehr Geld verdient, aber da sind sich die Politiker ja noch nicht so einig. Vielleicht gibt es etwas, eine Idee, wie du mit Kind Geld verdienen kannst? Ich denke, dass es da auch Möglichkeiten in deinem Rahmen gibt, die auch für dich Zukunft haben. Ich kenne viele Mütter, die sich selbstständig machen, weil sie sonst keine Chance mehr auf dem ARbeitsmarkt haben. So können sie sich ihre Zeit freier einteilen und trotzdem überleben.

Was deine Enttäuschung über den Vater deiner Tochter angeht, können dir das sicher sehr viele nachfühlen. ABer es hat nicht viel Sinn, auf ihn zu schimpfen und zu weinen. Das Leben geht weiter. Klar wollen die Männer oft nur Frauen ohne Kind, aber die Erfahrung zeigt, dass sie die Kinder auch gerne nehmen, wenn sie die Frau lieben. Es ist natürlich etwas "unbequemer" - aber daran hat sich schon mancher "Mr. Right" gezeigt. Manchmal fährt man auch ohne Mann besser, und es gibt etliche alleinerziehende Frauen, die sich arrangiert haben. (Und im Alter kann man auch noch jemanden kennen lernen...)

Ich weiß nicht, ob dir das weiterhilft, würde mich aber über ein Feedback freuen!

Viele Grüße,

Michaela