Zeitpunkt zu Hause auszuziehen/böse Gedanken
Hallo Kummerkasten-Team!
Mein Name ist Timo, bin 32 Jahre und wohne zu Hause bei meinen Eltern. Das Verhältnis zu meinen Eltern ist sehr gut!
Trotzdem finde ich, war es ein Fehler von mir, nicht schon etwa im Alter von 20 Jahren ausgezogen zu sein. Denn jetzt fällt mir ein Auszug total schwer und ich schiebe es immer nach hinten auf. Auch meinen Eltern würde es total schwer fallen, das spüre ich irgendwie. Wäre ich mit 20 ausgezogen, wäre es für alle Beteiligten leichter gewesen. Aber ich habe mich zu dieser Zeit nie ernsthaft damit auseinandergesetzt.
Uns geht es gut, wir sind alle den Umständen entsprechend gesund. Ich rede mir jetzt ein, daß sich das ändern würde, wenn ich ausziehe. Obwohl das eine ja mit dem anderen nichts zu tun hat. Aber was ist, wenn nach meinem Auszug wirklich was passieren würde? Was ist, wenn drei Tage nach meinem Auszug, ein Elternteil stirbt. Dann bin ich ausgezogen, und lasse das andere Elternteil alleine in dem Haus zurück. Ich würde mir schwere Vorwürfe machen, und mir einreden, wäre ich zu Hause geblieben, wäre das nicht passiert. Aber das ganze kann ja auch noch zehn Jahre und länger gutgehen. Muss ja irgendwann auch mal lernen auf eigenen Füßen zu stehen und nicht mit 40 Jahren immer noch zu Hause wohnen Nur, irgendwie rede ich mir ein, daß, wenn ich ausziehe, ein Unheil passiert. Und, wenn tatsächlich was passiert, würde ich mir für immer schwere Schuldgefühle machen. Eben deshalb, weil es bis jetzt immer alles gutgegangen ist. Schuldgefühle sind für viele, auch für mich, nur schwer zu verarbeiten. Ich muss immer sehr lange in meinen Beruf arbeiten, und ziehe mich zu Hause sehr gerne zurück. Aber trotzdem finde ich, es tut gut, wenn noch jemand im Haus ist. Erst recht, wenn nur noch ein Elternteil im Haus alleine wohnt. Deshalb zögere ich den Auszug hinaus. Aber ich kann doch nicht warten bis was passiert.
Ich merke, auf der Arbeit und bei meinen Freunden, daß diese neidisch sind, daß ich noch zu Hause wohne.
Trotz meines sehr guten Verhältnis zu meinen Eltern hatte ich früher oft gegen Sie, aber auch gegen Personen die mich kritisiert oder dumme Sprüche gesagt haben, unbegründet sehr böse Gedanken. Das ging soweit, daß ich Ihnen eine schlimme Krankheit oder sogar den Tod gewünscht habe. Das ist nicht in Ordnung und ich schäme mich dafür. Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, daß aus diesen bösen Gedanken nie böse Worte ( die ich jemanden an den Kopf geschmissen habe ) und auch nicht böse Taten geworden sind. Ich habe mich da im Griff und verfüge über eine sehr gute Selbstbeherrschung. So, wie andere meinen, sich bei einem Streit prügeln zu müssen oder jemanden mit bösen Worten/ Ausdrücken zu verletzten, so waren es bei mir böse Gedanken. Aber auch, wenn diese Gedanken sehr böse sind, habe ich direkt keinen damit verletzt, nur mich selbst. Ich bin zierlich gebaut und bin auch eher einer von der ruhigeren Sorte. Hab nicht so eine Klappe, vielleicht auf der einen Seite auch ganz gut so :-). Ich habe oft zum lieben Gott gebetet, und Ihm gesagt, daß ich mich für meine bösen Gedanken schäme und er mir doch bitte gute und schöne Gedanken schenken solle. Diese Gebete haben mir sehr geholfen, und mit meinen bösen Gedanken ist es schon wesentlich besser geworden. Trotzdem habe ich Angst davor, daß Sie im falschen Moment zurückkehren, zum Beispiel auf der Beerdigung. Soll ich meinen Eltern von meinen oft grundlos bösen Gedanken erzählen, oder lieber kein Problem daraus machen, was ja eigentlich auch keins ist. Ich habe keine Kontrolle über diese Gedanken, manchmal kommen Sie grundlos in meinen Kopf. Aber, es ist schon wesentlich besser geworden. Ich habe nur Angst, daß mich meine Eltern dafür hassen, gerade weil ich es bei Ihnen so gut habe.
Ich wünsche Euch nur das allerbeste für das Jahr 2007!
Viele Grüße
Timo
Hallo Timo!
Gedanken sind frei und Du brauchst Dich keineswegs für Deine Gedanken zu schämen. Wenn man mal böse ist auf etwas oder auf jemanden, dann hat man wohl mal diese Gedanken. Man wünscht einen vielleicht nicht gerade den Tod, aber Benehmen ist auch, wenn man weiß mit seinen Gedanken umzugehen. Man sollte nicht immer sagen, was man denkt. Glaube mir, damit bist Du nicht alleine auf dieser Welt.
Was den Auszug bei Deinen Eltern betrifft, frage ich mich, ob Du es überhaupt wirklich willst. Willst Du es denn? Der Gedanke, dass etwas schlimmes passieren könnte, den würde ich an Deiner Stelle wegschieben. Vergiss es einfach. Ich weiß, es ist leicht gesagt, aber wenn Du so durch das Leben gehst, dann frage Dich auch, was ist, wenn ich nicht ausziehe? Verpasse ich dann neue Erfahrungen? Was unvorhergesehen passiert, ist Schicksal und da kann man nichts dran machen. Du brauchst Dir auch keine Vorwürfe zu machen, wenn Deinen Eltern etwas passiert oder sie vielleicht altersbedingt oder gesundheitsbedingt versterben sollten. Daran bist nicht Du schuld. Selbst, wenn Du eine eigene Wohnung hättest, könntest Du z.B. jeden Abend nach Feierabend vorbeischauen und vielleicht gemeinsam mit ihnen zu Abend essen und vom Tag berichten oder Du könntest an den Wochenenden vorbeifahren. Es ist nicht egoistisch, wenn Du an Dich denkst und Dein Leben lebst. Deine Eltern wissen, dass Du ein eigenes Leben hast. Deine Eltern lieben Dich, ob mit oder ohne eigener Wohnung. Genau, wie Du sie liebst. Zu lieben bedeutet nicht tagtäglich aufeinander zu hocken und nichts mehr alleine zu machen. Für Dich - finde ich zumindest - ist es auch wichtig, dass Du mit gleichaltrigen ausgehst oder Sport betreibst. Es ist auch für Dich wichtig unter Leute zu kommen.
Klar, ist Hotel Mama am schönsten und auch einige Mütter lieben es, aber denkst Du nicht auch, selbst wenn Du zuhause wohnen bleiben würdest, dass dann auch was passieren könnte. Wer ist dann daran Schuld? Ich mag es Dir sagen: es ist genau der gleiche Grund bzw. es its genau die gleiche Ursache wie, als wenn Du in einer eigenen Wohnung wohnen würdest.
Vielleicht sprichst Du mal mit Deinen Eltern über eine eigene Wohnung und begründest es so, wie Du es empfindest, wenn Du es wirklich willst.
Lieben Gruß