Problem von Anonym - 30 Jahre

Baby verloren - Frau verloren

Hallo liebes Team,


Was geschehen ist:

meine Freundin (26) hat am 15. Dezember im zweiten Schwangerschaftsmonat unser Baby verloren. Ein Wunschkind. Von diesem Tage an, steckt sie in einem absoluten Gefühlschaos und "kann sich selbst nicht mehr fühlen". Das ist auch verständlich für mich. So weit.

In den vergangenen Wochen hat sie sich stätig weiter von mir entfernt. Mag nicht mehr angefasst werden. Ich habe mich die ganze Zeit über liebevoll und einfühlsam ihr gegenüber verhalten. Es gibt wenige lichte Momente, in denen ich an sie herankomme. Doch schottet sie sich sofort wieder zu. Sie ist kaum Zuhause, immer unterwegs. Oft nächtelang bis in den Vormittag. Gut, jeder hat seine Art zu verarbeiten. Soll sie machen.

Vor einer Woche dann der Dolchstoss. Sie sagt, dass sie unsere Partnerschaft nicht mehr aufrecht erhalten kann. Und hier wird es nun so schwierig:

1. Sie sagt mir, ich sei der beste Mann, den sie sich nur wünschen könnte. Will mich aber nicht mehr, da sie mir sowieso nur Schmerzen bereiten würde. Ich sei "zu gut" für sie. Kein Mensch hätte sie jemals so glücklich gemacht, wie ich es tat. Mit mir würde sie so gern eine Familie haben. Dennoch ...

2. Sie wünscht sich nichts mehr als das, was sie nie wirklich hatte. Eine Familie in Liebe, hätte diese aber nicht verdient. Ich solle mir eine neue Wohnung suchen.

3. Sie ist imstande, sich mit einem 20jährigen in ein Abenteuer zu stürzen. Zwar kann sie nichts für sich fühlen, ist aber der Überzeugung, sie hätte sich verliebt.

4. Ich sagte ihr, dass sie eine solche Verbindung bitte mal realistisch betrachten solle. Gerade im Hinblick auf ihren Wunsch, eine richtige Familie zu gründen. Die Antwort war kurz, hart und völlig daneben: "Was, wenn ich garnicht realistisch sein will?"

5. Sie weiss, dass sie momentan in einer Phase steckt. Ich bat sie, durch diesen Moment der Versuchung, der Prüfung nicht ihre Zukunft zerstören solle - zumal diese Phase vorbeigehen wird - und auch sie die Welt wieder mit ihren "echten" Augen sehen würde......


Unsere gemeinsame Zeit war, so sagte sie, die schönste und glücklichste Zeit, die sie im Leben je hatte. Ich sei der beste, den sie sich vorstellen könnte usw.... Ja, warum wirft sie alles weg? Wissentlich, dass sie einen Weg beschreitet, der auf lange Sicht falsch ist. Ich meine, der Junge ist grad mal 20 Jahre alt. Hat keine Ahnung vom Leben. Kann ihr keine Sicherheit geben...

Das ist alles so widersprüchlich. Sie will über alles geliebt werden! Sie will eine richtige Familie! Wir hatten das doch alles. Ich sei der Beste! Sie sei nicht gut genug für mich! Und ich, ich reiche ihr ständig meine Hand und stehe mit offenem Herzen vor ihr. Ich rede mit ihr, schreibe ihr meine Gedanken auf ... und versuche meine Lebensliebe zu retten. Ich hätte keine Fehler gemacht in der Beziehung. Nur sie hätte alles zerstört.

Und das könnte sie sich nicht verzeihen:

Ja, sie hat Fehler gemacht! Drei Stück. In unseren 6 Monaten der Liebe und absoluten Harmonie, hat sie mich einmal betrogen. An jenem Abend waren wir gemeinsam unterwegs. Sie war gnadenlos betrunken. Wenn sie einen gewissen Pegel erreicht hat, dann schaltet der Kopf aus. Spass!... und so stritten wir uns an jenem Abend. Ich ging - und sie kam erst am nächsten Tag heim. Diesen Fehler trug sie 3 Monate mit sich herum, ohne mir davon etwas zu sagen. Nun, sie ist ein Mensch, der einfach nicht lügen kann! Sie kann es nicht! Wir wurden g e z i e l t schwanger, sie verlor das Baby im 2. Monat, fiel in sich zusammen und gibt sich die Schuld am Verlieren des Kindes, weil sie mich betrogen hatte und diese Schuld sie aufgefressen hat.

Wir redeten über den Treuebruch ... und ich vergab ihr. Meine Liebe zu ihr ist grösser als der Schmerz war. Nüchtern ist sie die treueste Seele. Und weil sie mir versprochen hatte, nicht mehr so viel zu trinken (bis heute eingehalten) würde sowas auch nie wieder passieren. Sie würde diese plötzliche Unberechenbarkeit unter Alkoholeinfluss selbst stören. Und in der Vergangenheit, hat sie dadurch "immer wieder" alles um sie herum zerstört. Ich forderte sie zu diesem Versprechen auf. Und sie gab es mir. Hat es bis heute eingehalten. Sie ist nicht Schuld am Verlust des Babys! Das passiert einfach! Sicher schmerzt es, aber es ist meiner Meinung nach nicht ihre Schuld. Und das habe ich ihr immer wieder gesagt.

Ich versuche wirklich alles, um diese Partnerschaft zu retten. Sie hingegen zerstört erdolcht mich gerade bei jeder Gelegenheit. Ihr ist prinzipiell bewusst, dass sie mit diesem 20jährigen gerade einen schwerwiegenden Fehler macht. Will es aber einfach nicht realistisch betrachten. Sie flüchtet vor sich selbst. Sie sagt, sie bräuchte Zeit. Die will ich ihr ja geben: aber in dieser Situation muss ich doch aktiv werden?!

Bitte, was soll ich denn noch machen? Ich habe gerade erst mein Baby verloren - und kann jetzt nicht auch noch meine Frau verlieren.


Hilfe!

Anwort von Sabine

Hallo!

Oh ja, ich kann Deine Angst verstehen.
Für mich klingt es in Deiner Mail, als flüchte Deine Frau wirklich vor sich selber. Sie fühlt sich wahrscheinlich wirklich schuldig für das, was geschehen ist und wer weiß, vielleicht bestraft sie sich gerade selber. Der 20jährige Mann, ist wahrscheinlich nur ein Ball, gegen den sie gerade treten kann oder mit dem sie sich ablenkt. Ich kann mir - anhand Deiner Mail - nicht vorstellen, dass es vielmehr ist. Ehrlich gesagt tut er mir in seiner Nebenrolle leid.
Um wirklich eine Meinung zu dem zu schreiben, was Du berichtest, müßte man auch die Ansicht Deiner Frau gehört bzw. gelesen haben. Diese habe ich leider nicht und so kann ich nur zu dem Stellung nehmen, was Du schreibst.
Wie bereits gesagt, denke ich, genau wie Du auch, dass Dein Frau gerade einfach wegläuft. Ich könnte mir vorstellen, dass sie Dich immer noch liebt wie am ersten Tag, so wie Du sie liebst, aber dadurch, dass sie sich selber die Schuld an dem Geschehenen gibt, will sie sich vielleicht auch gerade selber bestrafen. Blödsinn, aber verstehe einer die Frauen. Wir sind halt manchmal so komisch. Erklären kann ich es auch nicht.
Fakt ist, dass Deine Frau nicht an dem Verlust des Kindes Schuld ist. Hier hat die Natur mehr ihre Hand im Spiel, als es uns lieb ist oder wir oftmals verstehen können. Wenn das Kind, welches da heranwächst irgendwie krank sein könnte oder Fehlbildungen hat, dann richtet es die Natur bzw. der Körper der Frau schon automatisch so ein, dass es abgestoßen wird und es dann zur Fehlgeburt kommen kann. Es ist schwer zu verstehen und es macht traurig und man versteht oftmals nicht warum, aber es ist das Beste, wenn man dann darüber nachdenkt, wie schwer es ein kleines Leben hätte, wenn es von Geburt an stark krank wäre und im Grund vielleicht so krank, dass es vom Leben doch gar nichts mitbekommen könnte. Sicherlich kann ein Kind auch gesund geboren werden und dann kommt es zu einem Unfall, aber wie gesagt, im Falle einer Schwangerschaft reagiert die Natur von ganz alleine und schützt damit den Menschen auch, selbst wenn es sich erst nicht so anfühlt. Wenn Deine Frau sich, wie Du auch, so sehr auf das Kind gefreut hat, dann ist es nach 8 Wochen Schwangerschaft ein Tiefschlag und wahrscheinlich will sie sich jetzt gerade selber bestrafen. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Du es bald gar nicht schaffen kannst sie hinter dieser Mauer oder aus diesem Loch ihrer eigenen Überzeugungne herausholen kannst. Es wird gewiss nicht leicht.
Das Du ihr Deine Gedanken aufschreibst, dass ist gut. Es ist auch gut, dass ihr darüber sprecht. Lass sie wissen (wenn es so ist), dass Du für sie da sein magst und sie halt noch so liebst, wie Du es oben in Deiner Mail beschrieben hast. Die Idee eines Briefes finde ich gut, da sie so die Briefe immer mal wieder lesen kann und sich an Deine Worte erinnern kann.
Ich wünsche, dass sie wieder zur Besinnung kommt und ihre Liebe zu Dir wieder erkennt, wenn noch welche da sein sollte.
Alles Gute und

lieben Gruß
Sabine