Problem von Anonym - 34 Jahre

Wie sag ich es meinem Kind?

Hallo und liebe Grüße!

Folgendes Problem quält mich schon seit langer Zeit und wird immer intensiver:

Ich bin alleinerziehende Mutti. Mein Kind ist jetzt 12 Jahre alt. Seit 8 Jahren bin ich von dem Kindesvater getrennt. Es gibt kaum Kontakt, keine Unterhaltszahlungen, nichts, gar nichts. Darüber bin ich eigentlich ganz froh, denn nichts wäre mir lieber als ihn jemals vergessen können. Aber das geht nicht. Denn einerseits ist ja mein Kind die ständige Erinnerung an ihn und anderseits tritt ein neues Problem auf. Mein Kind fragt immer häufiger nach dem Vater! Wer er ist, wie er ist, wo er ist, warum wir uns getrennt haben ...??? Seinen Vornamen habe ich gesagt, wie er aussieht habe ich gesagt, und auch warum wir uns getrennt haben. Letzteres allerdings in einer sehr abgeschwächten und humanen Darstellung.

Ihr werdet euch jetzt sicher fragen: Warum?

Die Beziehung hielt mit allem Drum und Dran insgesamt 8 Jahre. Für uns beide war es die 1. Beziehung überhaupt. Die erste Zeit war schön. Dann kam er auf den Geschmack anderer Mädchen. Erst heimlich, dann schärfte sich mein Instinkt, dann machte er es offensichtlich. Was tut man nicht alles für die Liebe? Man verzeiht! Ich aber einige Male zu oft. (Im Nachhinein ist man ja immer schlauer!)

Aber es kommt noch schlimmer.

Er wurde straffällig!!! Bei mir entwickelte sich ein Helfersyndrom! Ich wollte ihn "Daraus" helfen! Ich schlug alle Warnungen in den Wind! Als er das 1. Mal aus dem Knast kam, war ich für ihn da, und auch beim 2. Mal. Nach dem 3. Mal holte ich ihn am Knasttor schon mit meinem Kind im Arm ab. Es half alles nichts, er wanderte irgendwann wieder ab. (Immer wieder Diebstahl, Raub, Körperverletzung ...!)

Ich weiß nicht mehr so richtig wie, aber ich habe irgendwann tatsächlich den Absprung geschafft! Ich bin selbstständig geworden und hab mein Leben im Griff. Ich habe ein gesundes Kind, das wächst und im wahrsten Sinne des Wortes gedeiht. Ich gehe arbeiten, hab meinen Führerschein gemacht und und und.

Ich habe anfangs erwähnt, dass es kaum Kontakt gibt. Persönlichen Kontakt gibt es gar keinen. Aber schriftlichen, seinerseits. So 1 mal jährlich. Soll ich sagen warum und woher? Warum? Um mir Angst zu machen. Er droht mir, sein Umgangsrecht mit dem Kind einzuklagen. Das er alle Mittel einsetzen wird um seine Rechte durchzusetzten!!! Was sind alle Mittel? Und Woher? Woher wohl! Aus dem Knast!!!

Wie sag ich es meinem Kind???

Soll ich sagen, dass der Vater die Mutti belogen und betrogen hat? Soll ich ihr sagen, dass er im Knast sitzt? Das er fast sein halbes Leben im Knast verbracht hat? Und warum er dort war und ist?

Was mache ich, wenn er aus dem Knast entlassen wird? Er weiß unsere Adresse. was ist , wenn er versuchen wird mein Kind alleine zu treffen? Z. B. auf dem Weg zur oder von der Schule? Oder wenn sich mein Kind im Frühjahr wieder draußen mit Freunden trifft?

Soll ich meinem Kind die ganze Wahrheit sagen? Mit allem Drum und Dran? Ohne zu verharmlosen oder zu dramatisieren?

Ist es besser, mein Kind weiß es und ist besser auf eine mögliche Konfrontation vorbereitet?

Oder soll ich lieber hoffen, dass er, wenn er wieder draußen ist, was anderes zu tun hat, als sich mit uns zu beschäftigen? Was er ja sonst auch nicht gemacht hat!

Ehrlich gesagt, wäre es mir lieber alles auszusprechen. Dann ist es endlich raus und es gibt keine Heimlichkeit bzw. Verschwiegenheit mehr. Und es würde mich unheimlich entlasten und mich von diesem Druck befreien.

Aber belaste ich damit mein Kind zu sehr?

Oder entlaste ich mein Kind damit von dem Druck der Neugierde und der Ungewissheit?

Hat jemand Erfahrung damit? Kann mir jemand sagen, wie ich damit umgehen soll? Wie ich es richtig mache. Ich möchte auch keinen dunklen Schatten über unser ansonsten harmonisches Leben bringen.

Ist die Wahrheit das Beste für uns?

Vielen Dank für das geduldige Zuhören/Lesen meines Briefes. Es tat mir gut.

Liebe Grüße von Mutti-mit-Kind!

Anwort von Sabine

Hallo Mutti-mit-Kind!

Ich möchte Dir raten Dich anwaltlich gut beraten zu lassen oder Dich mit einem Jugendamt in Verbindung zu setzen und denen auch die von Dir gestellten Fragen weiter zu leiten, damit Du fachlichen guten Rat bekommen kannst.
Ich weiß nicht, wie das Umgangsrecht für ihn aussieht. Ich weiß nicht, ob er auch als Vater gemeldet ist und diesbzgl. Rechte hat oder ob ihr verheirtet gewesen seid oder nicht. Ich meine, dass sind alles sehr wichtig Punkte um richtig raten zu können und von daher möchte ich Dir raten mit einem Anwalt darüber zu sprechen und Dich genau aufklären zu lassen, was sein kann und welche Rechte und Pflichten es gibt. Bist Du nur geringfügig einkommend, kannst Du einen Antrag auf Beratungshilfe stellen. Auch hierüber kann Dich ein Anwalt aufklären, was das ist und was das bedeutet. Mit einer guten Beratung bist Du immer auf der sicheren Seite.

Die Neugierde Deines Kindes kann ich verstehen und Deine Ängste natürlich auch. Sicherlich hat Dein Kind ein Recht etwas über den Vater zu erfahren, aber ich finde, dass es vorerst nur soviel erfahren sollte, wie es auch verkraften kann. Wie hoch da die Grenze liegt, dass weiß ich auch nicht. Vielleicht können da welche vom Jugendamt weiterhelfen und vielleicht Beratungsstellen nennen, wo man Hilfe bekommt. Das wäre der Weg, den ich gehen würde um Informationen zu bekommen. Bis Du dann mehr erfahren hast, solltest Du Dein Kind vielleicht erst mal nur soviel wissen lassen, wie Du denkst, dass es wissen darf oder sollte.
Du hast definitiv einen Hass auf diesen Menschen, aber eurer Kind hat diese Sache, die hier ausgemacht hat, nicht mitgemacht und für sie ist es erst einmal nur der Papa über den sie mehr erfahren möchte. Ihr Bild wird sich eurer Kind selber machen müssen, nur wie weit Du was dazu sagen solltest - wie gesagt - würde ich mit einem Fachberater oder sogar einem Psychologen klären. Ich kann es Dir auch nicht sagen.

Lieben Gruß