Problem von Anonym - 21 Jahre

Mein Papa muss sterben

Ich weiß nicht ganz wie ich anfangen soll. Es hat alles letztes Jahr erst angefangen. Mein Papa 47 Jahre hatte andauernd schmerzen und wollt
absulut nicht zum Artzt gehen. Doch die Schmerzen wurden immer schlimmer
und dann ist er doch zum Artzt.Wurde in verschiedenen Krankenhäusern
behandelt.An Silvester2006 wurde es immer schlimmer und als er mir dann
mein ganzes Bad mit blut vollgespieben hatte,wusste Ich das da was nicht stimmt. Und dann vor 5 Tagen dann die schreckliche Diagnose Lungenkrebs
im ersten Stadium. Der Artzt hatte noch gesagt das der Tumor so winzig wär
das man ihn heilen kann. Doch leider hat mein Vater uns belogen. Denn am Sonntag in der Früh kam ein Anruf meiner Mama das mein Papa keine Luft bekommen würde und das Sie schon auf den Weg ins Krankenhaus sein. Und dann haben wir die bittere Wahrheit erfahren das sein ganzer Körper schon voll mit Metastasen sind und er sterben muss. Und jetzt sitzen wir jeden Tag an seinem Bett und warten darauf das er von uns gehen darf. Ich weiß einfach nicht wie Ich damit umgehen soll es tut so unendlich weh! Und das allerschlimmste ist er wusste es schon ein Jahr. Ich habe große Angst wie es wird wenn er nicht mehr da ist.Ich hab Ihn doch so lieb. Es ist einfach so unbeschreiblich schwer los zu lassen und Ihn gehen zu lassen. Ich hoffe Ihr könnt mir einen Rat geben wie Ich damit fertig werden soll. Ich nehme schon Tabletten damit ich das alles einigermaßen verkrafte. Doch Ich kann nicht mehr!!!

Anwort von Michaela

Hallo,

ich fühle mit dir - und ich hoffe, dass meine Worte dir helfen können. Loslassen, schreibst du, fällt dir so unendlich schwer. *seufz* Ja, das ist schwer. Es tut weh. Und es scheint, als ob es gar nicht vorbei gehen will.

Viele Menschen fragen sich, wie sie den Verlust eines Menschen verkraften sollen, den sie lieben, den sie ihr ganzes Leben lang um sich hatten. Dein Vater hat dich und deine Familie geschont, hat nichts gesagt von seiner Krankheit, wollte vielleicht auch einfach gehen, ohne dass ihr es merkt... Vielleicht ist damit die Zeit, die ihr gehabt hättet, um euch auf seinen Tod vorzubereiten, einfach verstrichen - oder sie beginnt jetzt erst. Somit hattet ihr die Zeit, bevor ihr von der Diagnose wusstet, und die Zeit nach der Diagnose. (Es ist schwierig auszudrücken, was ich dir schreiben will, ich versuche, mich klar auszudrücken.) Natürlich war es ein Schock, die Diagnose zu erfahren. Aber vielleicht wollte dein Papa dir noch ein wenig von der unbeschwerten Zeit schenken - sorgenfrei(er), leichter, damit du ihn so in Erinnerung behältst, wie du ihn kennst...? Damit die Zeit "danach", nach seinem Tod, für dich und deine Familie leichter zu ertragen ist?

Im Englischen gibt es den Ausdruck "to pass away", den ich viel schöner finde als einfach nur "sterben". Es klingt wie - hm, ja, fortgehen, wo anders hingehen, aber nicht einfach weg sein. Weggehen im Sinne von: Noch erreichbar sein. In deinen Gedanken. In deinen Erinnerungen. Auch wenn dir anfangs noch Tränen kommen. In deinem Kopf, in deinem Herzen ist er da, und er wird dort auch bleiben, wenn du das willst. Welches Bild möchtest du von ihm aufbewahren - und es hervorholen, wenn du Sehnsucht nach ihm hast? Das ist die Möglichkeit, die sich dir bietet. Die du selbst in die Hand nehmen kannst.

Was ist mit deiner Familie? Deiner Mutter, deinen Geschwister? Ihr alle seid jetzt in der Phase der Ablösung. Das tut verdammt weh. Man kann´s gar nicht mit Worten beschreiben. - Aber es geht vorbei. Ja, es dauert. Es kann sehr lange dauern, vielleicht auch Jahre... Was in unserer schnelllebigen Gesellschaft schon fast unvorstellbar geworden ist. Aber wir sind Menschen, kein Lifestile kann unser Wesen von jetzt auf gleich so verändern, dass wir Plastikwesen werden. Und das ist auch gut so. Denn stell dir vor, wenn der Kummer weg ist - einfach so - dann bedeutet das auch, dass all die anderen Dinge wie Freude, Liebe, ebenso schnell verschwinden. Und auch wenn du jetzt weinst um deinen Papa, so gibt es bestimmt ganz viele Dinge, an die du dich mit Wärme, mit Liebe erinnerst. Trösten sie dich? Dann nimm sie dir. Du hast ein Recht darauf.

Was kannst du tun, um wieder zu Kraft für dein eigenes Leben zu kommen? Du schreibst, dass du schon Tabletten nimmst. Sie dämpfen den Schmerz, lassen dich schlafen, was du brauchst, um selbst gesund zu bleiben. Es heißt: Zeit heilt alle Wunden. Das ist hier auch der Fall. Warten fällt schwer, ist aber der einzige Weg, um das alles zu integrieren. Lass dir diese Zeit, um dir auch darüber bewusst zu werden, wer du bist - wie du auf eigenen Füßen stehst, und auch, dass dein Vater bestimmt stolz auf dich ist, wenn er sieht, dass du diese Sache beginnst zu begreifen, ERWACHSEN zu werden. Es ist auch ein Abschied von deiner Kindheit, vom Behütetsein.

Hier noch ein Link auf ein Forum, wo du dich mit anderen Menschen austauschen kannst:

http://www.allesistanders.de/de/index.html

Kurzfristig kann auch der Hausarzt oder ein anderer Spezialist mit Gesprächen weiterhelfen, wenn du das in Anspruch nehmen willst - Adressen dazu findest du im Telefonbuch.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft!

Viele Grüße,

Michaela