Problem von Anni - 18 Jahre

Die große Liebe - und dann ist Schluss

das mit meinem freund (23) und mir (18) war eigentlich eine unbeschreibliche romanze. ich lernte ihn hier in meiner stadt auf einem fést kennen, stellte mich bei strömendem regen zu ihm und er lächelte mich an. danach vergingen viele wochen bis wir uns wieder sahen. er bekam irgendwann meine nummer und ich seine. plötzlich überkam mir das gefühl, jedes mal wenn ich ihn sah, mich verstecken zu wollen, da ich eher eine person war, die, wenn es drauf ankommt, dann doch den schwanz einzieht. es hat also noch einige hin und hers gegeben, bis wir uns irgendwann geküsst haben. ich habe ehrlich gesagt damals nichts gefühlt. ich habe mich dann zwei wochen bei ihm nicht gemeldet. und dann aufeinmal, war es irgendwie wie ein schlag. wir trafen uns, redeten, saßen alleine am strand. danach ging alles ziehmlich schnell. er wurde für mich mein bester freund, und meine große liebe. wir haben, obwohl er nur am wochenende und in seinen ferien kam, alles zusammen gemacht. wir waren wie zwei freunde, was ich so tolll fand an der ganzen sache. ich fing schon sehr früh an, mich zu sehr zu verlieben. jeden tag mehr. heute denke ich, dass es falsch war. aber dafür konnte ich nichts.
es vergingen wunderbare monate. winter, frühling, sommer und der herbst, der unser letzte sein sollte. wie beide begegneten uns mit einem wahnsinnigen respekt. er war der netteste und zuvorkommenste mensch den ich mir vorstellen konnte. wir teilten alles, von essen bis klamotten, von sympathie zu anderen menschen bis abneigung. es war wie die faust aufs auge. wir teilten die selben vorstellungen vom leben, waren beide noch sehr kind geblieben, lebten in den tag hinein. ich war in die familie dermaßen integriert, dass ich als familienmitglied angesehen wurde. wir haben uns nie gestritten. es waren bloß die fehler, die ich zuließ. ich konnte es nicht ertragen, ihn am ende des wochenendes, bzw. der zeit die wir zusammen waren, wieder gehen zu lassen, fing sogar manchmal schon am freitag an zu weinen, aus angst dass er am sonntag wieder los muss. wir telefonierten und schríeben uns jeden tag. fuhren wenn wir beide frei hatten einfach los, ohne zu wissen wohin, packten einfach unsere sachen und verschwanden. auch brauchten wir uns nie gedanken über irgendeine planung machen. uns reichte es, einfach beieinander zu sein, einfach fern zu sehen oder mit dem auto zu einem stillen platz zu fahren.
ich wusste,, dass es belastend für ihn ist, dass es mir immer schlechter ging, wenn er wieder gegangen war. aber er war die person von uns beiden, die immer gesagt hat, wir schaffen das, weil wir uns lieben.
dann aufeinmal, (jetzt kommen gerade wieder ein paar tränen gekullert) war es gekommen. das ende. und ich kann garnicht sagen, wie und ob ichs nicht verhindert hätte können.
an dem tag habe ich noch eine große klausur geschrieben. es war ein freitag, an dem er immer gegen achtzehn uhr kam. ich war so froh die woche überstanden zu haben, ging nach hause mit einem lächeln, duschte mich und schaute fernsehen, bis er kommen würde. so wie jeden freitag. dann kam eine nachricht, um 17.42 . er schrieb, dass er dieses wochenende nicht kommen würde. nichts mehr. ich, so wie ich bin, bekam sofort wieder herzrasen und atemnot, musste mich erstmal hinsetzten, ohne eigentlich schon zu wissen was los war. aber vielleicht ist sowas intuition.
ich rief ihn auf das festnetztelefon an, sein handy hatte er ausgeschaltet. er ging ran, mit leiser, tiefer stimme. das erste, was ich an ihm nicht kannte. er sagte dass ich "recht hatte, mit dem was ich sagte". ich sagte ihm nämlich an unserem letzten sonntag der beziehung, und dem letzten tag, an dem ich ihn noch kannte, dass ich nicht weiß wie lange das noch so weiter geht, weil ich mich immer so fertig mache. ich weinte, er sagte mir dass er mich liebte und fuhr los. am telefon sagte er auch worte wie vorbei, schluss und nein, nein, nein. dann legte er nach zwei oder drei minuten auf. und dann stand ich da. barfuß auf den kalten fliesen. meine mutter im hintergrund fragte was los sei, ob was schlimmes passiert sei. ich nickte und sagte, stefan kommt nicht.
es war abendbrotszeit, ich bekam nichts runter, wollte nur zu ihm fahren und das, was er sagte, von ihm hören. ich glaubte nicht, dass er es war. ich wollte den alten. ich wollte mit dem auto losfahren (es war bereits kurz vor neun) aber meine eltern ließen mich nicht.(dafür bin ich auch dankbar). schließlich fuhr mein vater mich, aus tochterliebe, nichts weiter, 150km ins ungewisse. auf der fahrt gingen mir millionen dinge durch den kopf, aber eigentlich war er noch nie so leer wie zu diesem zeitpunkt. ich dachte an dinge, wie er mich in die arme schließen würde und sagen würde, was machst du den hier, mich küssen würde und alles wäre gut. auch dachte ich daran, dass er garnicht zuhause wäre, ich also vor der türe stehen würde.
ich stand vor der tür. es machte niemand auf. er war aber nicht weg. ich sah das fernsehlicht im wohnzimmer. klingelte und wurde ein hysterischer sturmklingler. ich saß etwa, ich weiß nicht wie lange, es kam mir wie stunden vor, vor seiner tür. es kamen nicht mal tränen. ich fühlte mich irgenwie krank aber auch wie in einem traum. dann machte er auf. in seiner hellen jeans und dem gestreiften pullover, die haare locking und kraus, so, wie er ging eine woche zuvor. er sagte, was machst du hier. ich glaube, ich lächelte in der situation, aber von da an tat ich eh dinge, die ich nicht verstand. ich sagte, ich habe dir doch gesagt, wenn du nicht zu mir kommst komme ich zu dir.
er zog sich seine jacke an, schloss die tür hinter sich. das licht im flur ließ er an. wir gingen schweigend einige hunderte meter, bis wir uns auf eine bank setzten und weiter schwiegen. dann wurde es brutal. er fragte in einer stimmlage, einem ton und einem wortgefüge, dass ich nicht kannte, was ich denn hier wolle. und dann kamen noch irgendwelche worte, ich weiß nicht mehr. eigentlich kamen genau dieselben leeren worte wie am telefon. vorbei, schluss. aber warum. er sagte immer es ginge nicht mehr, es ginge nicht mehr. dann kam die geschichte mit der entfernung. ich musste lachen. dann, später, als er mich notgedrungen in seine wohnung lassen musste, sagte er er hätte jemanden kennegelernt. also hatte ich die ganze palette an beziehungsbeendungsgründen. und doch war ich nicht schlau. das licht im flur war übrigens aus als wir kamen. das mädchen schlich sich wohl raus währrend er einen umweg mit mir ging. und ich habs nicht gemerkt.
das war es eigentlich. da es gegen ein uhr war musste ich bei ihm schlafen. er hatte bereits alle fotos entfernt. ich legte mich einfach nur hin ins bett. er ging. zu dem mädchen. dann fragte ich, ob ich etwa nicht geplant wäre. er zog seine mundwinkel nach unten und nickte. er sagte, er würde auf der couch schlafen, wenn er wieder kommen würde er müsse "noch was klären". er kam die ganze nacht nicht. ich schaute jede stunde um die ecke. schließ keine minute. mir war schlecht und wahnsinnig kalt. ich glaube, mir war nicht mal im kältesten winter so kalt. ich hatte ihn also verloren, meinen stefan. er war, so wie er da stand mit den händen in den taschen, ein framder. er kam dann morgens um halb zehn, weckte mich und dachte, ich würde schlafen. du musst los, sagte er nur. er hatte ein belegtes brötchen mitgebracht. das war der den ich kannte. und dann brachte er mcih zum zug. ich weiß auch nicht wieso aber ich versuchte so langsam wie möglich zu gehen um den zug zu verpassen. er nahm mich an die hand. für die leute sahen wir also wie ein paar aus. in der u-bahn legte er seinen arm um meinen kopf, küsste meine stirn. dann schob er mich in den zug. ich schaute ein letztes mal in sein engelsgesicht. er küsste mich kurz auf den mund bis die türen sich schlossen. dieses bild verfolgte mich unzählige träume. das war es. meine mutter rief an. ich musste ihr sagen, dass es vorbei ist. sie hatte ihren stefan verloren. ich meinen. und mit ihm alles, wie ich die nächsten tage erkannte. ich ging an jenem abend noch zu seiner mutter um tschüs zu sagen, diese sagte, er hätte von einer pause geredet am telefon und ich soll mich nicht hängen lassen. das war das letzte mal, dass sie mich in den arm nahm, wie sehr oft. ich wollte erst eine woche oder ein paar tage nicht zur schule gehen, nirgendswo hin. bin dann aber gegangen, habe gekämpft, da aufgeben nicht möglich war, weil ich fünf arbeiten die woche hatte. es hat alles besser als zuvor geklappt, obwohl manche lehrer gesagt haben, ich solle doch lieber zu hause bleiben. jene woche nahm ich etwa drei bis vier kilo ab. ich aß absolut garnichts, rauchte bis zu zwanzig zigaretten und verkroch mich in meinem zimmer und hoffte, dass der tag vorbei geht. jeden abend hoffte ich auf einen anruf, auf ein zeichen. irgendwas.
heute sind genau sieben wochen vergangen. seit zwei wochen lebe ich mein neues, altes leben. in dieser zeit war ich oft kurz davor abzuhauen, irgendwohin, wo mich keiner kennt, um ein neues leben anzufangen. mir wurde in der zeit bewusst, wie krank eine liebe machen kann.doch kann ich mich nicht dafür entschuldigen, jemals so geliebt zu haben. ich habe ihm in den wochen noch zwei briefe geschrieben, der letzte war ein drei seiten langes gedicht. ich habe lange überlegt es abzuschicken aber es sagte alles, was ich dachte. er sagte mal, ich könnte mich so gut ausdrücken. was zurück kam war eine email, in der er schrieb "jetzt sieht es aus als wärst du eine stalkerin". dieser abend war der allerletzte an dem ich geweint habe. ich wusste irgedwie, dass ich zwar alles verloren hatte, aber auch weisheit gewonnen hatte. ich will die zeit nicht vergessen. es war die wunderbarste die ich hatte. das sagte er mir auch sehr oft und ich hoffe dass es ihm gut geht. es ist jedoch so, dass diese sache mich mein ganzes leben begleiten wird, da ich jedes mal, wenn mir etwas ähnliches passiert daran zurückdenke. er sagte, ich werde immer seine anni bleiben. und das behalte ich, egal ob er mich jetzt hasst oder nicht, aber wenn, dann weiß ich dass es wirklich nicht das richitge war. diese zeit war die schwerste meines lebens. ich litt vier wochen unter starken depressionen, nahm aber keine professionelle hilfe an. irgendwann kam ich raus aus dem loch, ging wieder regelmäßig zur schule, sogar mit einem lächeln. was mich heute nur manchmal traurig noch macht ist die sache, dass alles anders hätte laufen können. er sagte mal, wir würden freunde bleiben, für immer. und jetzt sitze ich hier und habe eigentlich nichts mehr. aber es geht mir gut. ich bin stark geworden, werde aber aus rüksicht orte meiden, wo er anzutreffen ist, obwohl ich das nicht machen muss. aber ich möchte es schaffen mein eigenes leben zu leben. vielleicht haben sie meine geschichte aufmerksam gelesen. es ist nicht leicht aber vielleicht könne sie mir ratschläge oder tipps geben oder einfach nur einen kommentar geben. ich würde mich sehr freuen auf eine antwort.
mit freundlichen grüßen, anni

Alexandra Anwort von Alexandra

Liebe Anni,

deine Geschichte liest sich sehr schön, es ist toll wie du deine Gefühle beschreiben kannst. Vielleicht war es ja genau das, was dir durch die Krise geholfen hat: Du erkennst deine Gefühle und nimmst sie an - auch wenn es manchmal unendlich schwer ist, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen und zu akzeptieren, dass man sie nicht ändern kann. Du hast deine Krise gemeistert, mit Bravour wie ich finde. Es ist richtig zu trauern, es ist auch okay, sich mal zurückzuziehen, nachzudenken, zu weinen. Solange es ein Ende gibt.

Du sagst, du hast es überwunden, seit zwei Wochen geht es dir wieder besser. Du hast es geschafft. Und du bist gestärkt aus der Krise herausgekommen, du bist daran gewachsen. Das macht dir für zukünftige Krisen (denn die werden uns unser Leben lang - mal mehr, mal weniger - begleiten) stärker. Sag nicht, dass du "nichts" mehr hast. Ich lese aus deinen Zeilen, dass du eine liebe Familie hast, deine schulische Umgebung scheint auch sehr verständnisvoll zu sein. Du kannst dich glücklich schätzen, in so einem Backround zu leben. Und du kannst dich glücklich schätzen, dass du so ein starker und gleichzeitig so ein "schwacher" (nämlich liebender) Mensch bist.

Ich wünsche dir alles, alles Gute - du kommst darüber hinweg - und: ja, natürlich wirst du immer an deine erste große Liebe zurückdenken. Tu es mit Freude, es war ja scheinbar auch eine sehr schöne Beziehung, diese Erinnerung kann dir niemand nehmen. Also halte sie im Herzen fest.
Deine Alexandra