Problem von Anna - 26 Jahre

Gedanken lassen mich nicht los

Liebes Kummerkastenteam!
Ich möchte mich jetzt schon für den langen Text entschuldigen,aber
ihr seit glaube ich die einzigen die helfen können.
Mein Name ist Anna , ich bin 26 Jahre alt und komme aus einer
kleinen Gemeinde in der Nähe von Ansbach(Bayern).Mein Problem ist
relativ schwer zu beschreiben,aber ich werde es mal versuchen, so gut
wie es mir möglich ist.
Eigentlich ist das Problem mein Freund,mit dem ich seit 4 Jahren
eigentlich sehr sehr glücklich bin,denn er kann mich nicht so
richtig verstehen.Ich hatte vor zwei Jahren einen schweren Verlust
zu ertragen.Meine Pflegemutter ist plötzlich und ohne irgendwelche
Krankheit verstorben.Wir hatten ein sehr inniges Verhältnis .Seit ihrem Tod denke ich ständig an sie
und verschließe mich immer mehr von den Menschen um mich herum.Sie
war 70 Jahre alt,aber war äußerst attraktiv,sehr
sportlich,sympathisch,immer für mich da und hat mich sehr
unterstützt.
Ich habe seit meinem neunten Lebensjahr bei ihr gelebt,da meine
Eltern noch sehr jung waren.Sie ist die Tante meiner Mutter und auch
meine Mutter ist größtenteils bei ihr aufgewachsen,da auch meine Oma
sehr jung und naiv war.Meine Pflegemutter war 12 Jahre älter als
meine Großmutter ,hatte sehr viel Geld und hat sich deswegen um die
Kinder ihrer Schwester und auch später um mich gekümmert.Meine
Eltern waren Nachbarn von uns ,aber haben sich kaum um mich
gekümmert.Meine Pflegemutter hatte das Sorgerecht und hat mich
erzogen und ich hab bei ihr gelebt.Als Kind hat mir nichts gefehlt
.Ich habe sehr viel Liebe und Zuwendung von ihr bekommen,obwohl ich
sehr, sehr streng und konsequent erzogen wurde.Einen Vater habe ich
nie gehabt,da mein Pflegevater schon gestorben war.Wir wohnten(und
ich wohne heute noch hier)in einer kleinen 500 Seelen Gemeinde in
der jeder jeden kennt.Meine Pflegemutter war sehr angesehen und war
sehr beliebt ,obwohl sie für ihr vieles Geld beneidet wurde.Ich
hatte in der Schule das beste Gewand und unser Haus war sehr groß
und wunderschön.Ich bin auch erst mit fast 22 zu meinem jetzigen
Freund gezogen.Das Problem begann dadurch,dass meine Pflegemutter
seine Eltern gehasst hat,da diese ihrer Meinung nach Gesindel
waren.Meine Pflegemutter war Inhaberin eines Geschäfts, indem die
Eltern meines Freundes arbeiteten,also waren wir (bzw. Sie) von der
Schicht her angesehener.Mein Freund wollte nie verstehen, wieso ich
so viel Respekt vor meiner Pflegemutter habe und warum ich erst mit
22 auszog.Seiner Meinung nach war sie, als Mutter unfähig, und viel zu
streng.Das stimmte jedoch nicht,denn sie hatte damals schon vier
erwachsene Kinder.Diese hatten alle einen verantwortungsvollen Job
und waren ihr genauso wie auch ich heute sehr dankbar.Er meint,dass
sie eine ganz konservative Meinung hatte,da sie schon 55 war, als ich
mit neun Jahren zu ihr kam.Auch meint er,dass sie oft übertrieben
hat,da sie mich auch mit 19 noch geschlagen und bestraft hat,wo ich
eigentlich schon ein Recht auf freie Meinung hatte.Ich geb ja
zu,dass sie mich bevormundet hat und Wiederspruch gab es sowieso
nicht,aber trotzdem hat sie mir sehr viel gegeben und war stets für
mich da.Für mich war es also ein sehr großer Schock und Verlust, als
sie plötzlich gestorben ist.Gott sei Dank konnte ich bei ihr
sein,obwohl es ganz unerwartet kam.Es war genau Heiligabend vor zwei
Jahren ,sie hat über starke Kopfschmerzen geklagt und hat sich
hingelegt.Mich hat es sehr gewundert ,dass sie Heiligabend nicht in
die Kirche ging,da wir sehr gläubig waren.Das war das erste mal
gewesen,da ihr der Glaube und die Kirche ungeheuer wichtig waren.Ich
wollte noch bei ihr bleiben, da ich mir Sorgen machte ,aber sie
meinte,dass wäre nicht nötig.
Als ich aus der Kirche kam, lebte sie nur noch zwei Stunden.
Als hätte Gott gewollt,dass wir uns mal ordentlich aussprachen.
Sie spürte,dass sie sterben würde ,aber ich hab es nicht so richtig
ernst genommen,da sie eine sehr starke und gesunde Frau war.Wir
haben ganze zwei Stunden miteinander geredet,über alles was
geschehen ist, und langsam ist sie in den ewigen Schlaf gesunken.Ich
gönne es ihr,denn sie hatte einen sehr "schönen" Tod und hat nicht
gelitten.Aber wie kann es sein?
Sie war so energisch und hat sich super gehalten.Keiner hätte vom
Aussehen und Auftreten geglaubt,dass sie schon 70 ist.Grade deshalb
ist es für mich so schwer es zu verdauen und verkraften.Zu meinen
leiblichen Eltern ist das Verhältnis mehr als schlecht,da beide nur
getrunken und Geld verschwendelt haben.Auch heute, wo beide über 40
sind, ist es nicht besser geworden.Mein Bruder ist der
einzige der mich halbwegs versteht,aber er hat eine furchtbare
Kindheit bei meinen Eltern gehabt und hat schwere Traumen davon
getragen.Meine Kindheit war hingegen sehr schön und immer liebevoll
,obwohl ich auch von meiner Pflegemutter manchmal geschlagen worden
bin.Aber nie ohne vernüftigen Grund,hingegen musste mein Bruder bei
meinen leiblichen Eltern schlimme Qualen erleiden.Er ist heute noch
in Therapie und versucht all das schlimme zu vergessen.Mein Freund
und ich haben ein schönes Leben,aber ich trauere um meine
Pflegemutter immer noch sehr stark.Heiligabend,Namenstag,ihr
Geburstag,all das stimmt mich sehr traurig.Ich weiß ja,dass der Tod
ganz natürlich ist,aber bei geliebten Menschen tut es so
weh.Wieso versteht mein Freund mich nicht?
Wieso kann er den Hass den er gegen sie hat nicht vergessen und
meine Trauer verstehen?Ich fühle ich mich so traurig und leer.
Ich wäre auch sehr dankbar,wenn ihr mir paar Tipps geben könntet was
ich tun kann .Mir ist alles Recht ,egal ob Therapie,Psychologe oder was auch
immer.
Liebe Grüße
Anna

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Anna!

Der Tod hinterlässt eine klaffende Lücke. Und oft können wir es nicht allein verarbeiten und bewältigen. Gespräche über den geliebten Menschen und darüber, wie es Dir heute geht, sind sehr wichtig. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es nicht funktioniert, wenn man allein mit sich im Inneren abschließen und verkraften möchte.

Ob Du psychologische Hilfe in Anspruch nehmen möchtest, bleibt Deine Entscheidung. Schau hin, wie es Dir geht und ob Du diesen Weg für Dich als richtig erkennst. Du kannst Dich jederzeit an Deinen Arzt wenden, der dann ggf. alles weitere in die Wege leiten wird.

Deinem Freund solltest Du einmal sehr deutlich sagen, dass er Deine Trauer akzeptieren muss. Das sollten keine bösen, aber dennoch deutlich Worte sein. "Du bist nicht traurig über ihren Tod, Du mochtest sie nie - aber ich habe sie geliebt. Sie war immer für mich da, hat mich immer unterstützt. Mir fehlt sie. Und wenn Du es nicht verstehen willst, dann akzeptiere es und sei mehr für mich da."

Alles Gute!
Dana