Problem von Anonym - 19 Jahre

Selbstmordgedanken (Teil 3)

Hi Dana!

Es ist so komisch für mich Deine Antworten zu lesen, weil ich eigentlich genauso denke und wahrscheinlich jemanden anderes genau das selbe raten würde. Es ist nur schwer es selbst umzusetzen bzw. wirklich den ersten Schritt zu wagen!

Heute hatte ich seit langer Zeit mal wieder einen totalen Nervenzusammenbruch in der Schule. Keiner wusste was mit mir los war noch nicht einmal ich konnte mir das erklären! Von außen strahle ich wirklich die Starke, Selbstbewusste aus, die versucht jedem zu helfen wo es nur geht.
Seit mehreren Nächten bekomme ich kein Auge zu, sehe ständig diese Bilder vor mir... es tut so weh! Letzte Nacht war ich erst um 5.00 Uhr zu Hause. Ich bin noch etwas durch die Gegend gefahren. Um ehrlich zu sein, hatte ich eigentlich vor mir das Leben zu nehmen. Das Ding war nur, dass mir die Polizei dazwischenkam und mich nach meinem Führerschein gefragt hat und was ich so spät noch mache! Ich habe ihnen versucht irgendeine Geschichte áufzutischen, ob sie sie mir abgenommen haben das weiß ich nicht. Ist mir ehrlich gesagt auch relativ egal.

In diesen 3 Jahren wo ich mit meinem Freund zusammen war hatte ich kaum solche Momente, wo ich an meine Vergangenheit denken musste. Warum nicht? Mir war es egal, wenn ich die Leute getroffen habe, mich hat es einfach nicht gekümmert. Wieso bin ich auf einmal wieder so empfindlich und breche innerlich zusammen!?

Ich habe mit meiner Mutter gesprochen.. Sie hat abgewunken und gesagt, dass ich das doch so langsam mal verarbeitet haben muss, weils schon 3 Jahre her ist. Ich verstehe ihre Reaktion nicht, wie kann sie so etwas sagen wenn sie doch weiß und vorallem merkt das ich mich verändere!?

Auch damals verstand sie nicht, dass ich ausziehen wollte. Meine Schwester hatte mir angeboten, dass ich zu ihr ziehen konnte, aber meine Mutter war damit nicht einverstanden! Ich habs ihr versucht zu erklären warum ich weg wollte/will. Ich meine, der Tatort ist knapp 50 m von meinem Haus weg und jeden Morgen wenn ich meine Rollos aufmache, schaue ich auf die Stelle. Kannst Du Dir eigentlich vorstellen wie sehr das schmerzt!?
Mittlerweile wohnt das Schwein nur eine Straße weiter und meine damalige beste Freundin ebenfalls fast nebenan.
Es ist nicht gerade leicht für mich ständig daran erinnert zu werden und wie soll ich das verarbeiten können, wenn ich sozusagen jeden Tag von neuem daran erinnert werde!?

Ich versteh es einfach nicht, es heißt doch: "Gottes Mühlen mahlen und wenn nur ganz langsam!" Aber wo ist denn die Gerechtigkeit geblieben!?

Es gibt Tage an denen ich mich dafür hasse was passiert ist, weil ich mir die Schuld an allem gebe. Wäre ich nicht so dumm und naiv gewesen und hätte auch beim 2. Klingeln erneut aufgelegt, dann wäre ich niemals auf die dumme Idee gekommen zu der .... hinzugehen! Ich weiß das ich keine Schuld habe, auch wenn ich nackt gewesen wäre hätte er nicht das Recht dazu gehabt, aber trotzdem sind das Dinge die in meinem Kopf rumschwirren.
Ebenso wie ich die Bordsteinkante übersehen habe, wie hohl muss man sein darüber zu stolpern?! Ich bin jeden Tag über diese dumme Bordsteinkante gelaufen und in diesem Moment fall ich drüber?? Warum hat der "liebe" Gott denn sowas zulassen können? Ich versteh das nicht.. *kopfschüttel*

Ich habe schonmal bei so einer Telefonseelsorge angerufen, aber ich finde es echt scheiße, tut mir leid für diesen Ausdruck, mit denen am Telefon darüber zu sprechen!
Ich schreibe viel lieber alles auf, das habe ich schon damals gemacht, weil ich mich so besser ausdrücken kann! Hin und wieder schreibe ich einige Gedichte über meine Gefühle und Gedanken, wenn es mir richtig dreckig geht, wie gestern Nacht zum Beispiel:

... der Tag hat einmal so schön begonnen,
klarer Himmel, Sonnenschein
was ist los mit der Zeit?
Überall Streit, ohne Hoffnung auf Besserung
wo sind all die schönen Träume...
wo ist mein Leben?
Worin besteht der Sinn meines Daseins?
Wie ein dunkler Raum ,ganz ohne Licht,
ganz ohne Leben...
Ich möchte schreien... alles rauslassen
möchte wissen wer ich wirklich bin,
nachdenken und in der Vergangenheit wühlen
kann ich nicht mehr,es tut so weh.
Schon soviel ist passiert
und man stumpft nach aussen selber ab
mit der zeit,
dann wird der Tag nie mehr mit
Sonnenschein beginnen,
nie wieder werden Vögel für mich singen
kein blauer, klarer Himmel,
nur schwarze Wolken und Regen ...
wie ein Blitz, sticht der Schmerz
in meinem Herz an den Gedanken,
für immer mein lächeln zu verlieren...

Na ja.. das ist eins von vielen Gedichten.. Bin aber noch nicht ganz fertig.

Ich weiß nicht mehr weiter, es ist so eine verdammte Leere in mir das kann ich einfach nicht beschreiben! Ich will nicht so denken wie ich denke, ich hasse diese Gedanken, denn eigentlich bin ich ein Mensch der gerne lacht! :(

Ich glaube die Zeit ist gekommen, wo ich aufhöre zu kämpfen - ich kann einfach nicht mehr!

Liebe Grüße!!

Ps. Ich habe mir das (??) Feedback durchgelesen und ich muss sagen, dass es mich wirklich emotional bewegt hat, dass jemand auf mein Problem antwortet. Ich habe es zu erst nicht als schlimm empfunden, weil ich dachte es sei normal bzw. das jeder Mensch seine eigenen Probleme bzw. Aufgaben hat die er bewältigen muss! Diese Aufgabe wurde mir scheinbar in die Wiege gelegt, die meines erachtens zu schwer für mich ist.. ich komme damit einfach nicht mehr klar!
Heute wurde mir von einer gewissen Person mitgeteilt, dass ich ja immernoch lebe und nicht doch vorn Zug springen möchte! WIESO KANN MAN MICH NICHT EINFACH IN RUHE LASSEN!? WIESO NICHT.. NACH ALL DEN JAHREN!?!?

IHR HABT DOCH SCHON GESCHAFFT WAS IHR WOLLTET, WOLLT IHR MEIN LEBEN!? NEHMT ES EUCH, ICH SCHENK ES EUCH!!!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich muss Deiner Mutter widersprechen: Du musst es nicht verarbeitet haben! Egal, wieviel Zeit ins Land gegangen ist. Lass Dir nicht einreden, irgendwas stimmt nicht. Dir darf es schlecht gehen - aber Du darfst nicht aufgeben! Nimm den anderen die Macht - nehme professionelle Hilfe in Anspruch. Das ist wichtig.

Schaffst Du es, Deiner Mutter Deine Gedichte zum Lesen zu geben? Oder unseren Mailwechsel? Rüttel sie auf, so wie Du aufgerüttelt bist. Mache ganz, ganz deutlich, wie es Dir geht.

Du fragst, was sie denn noch wollen? Wollen sie Dein Leben? Das ist egal. Du musst es wollen! Es ist Deines! Lass es Dir nicht nehmen, kämpfe weiter. Nicht mehr allein, sondern mit einem großen Beistand.

Diese Mail von Dir macht mir richtig Angst. Ich habe Angst um Dich. Angst, die Worte nicht zu finden, die Dir Mut schenken. Angst, dass ich ab heute nie wieder etwas von Dir höre. Angst, dass mir zu spät einfällt, was ich hätte sagen und tun können.

Ich möchte Dir damit kein schlechtes Gewissen machen. Sondern eher zeigen, dass Du wichtig bist. Ich schreibe Dir heute zum dritten Male - und Du bist mir schon wichtig. Du bist auch anderen wichtig. Dir selbst musst Du auch wieder wichtig werden.

Tief in Dir kennst Du den Weg. Weißt, was richtig ist. Hole diesen Jemand öfter hervor; lasse ihn regieren.

Dich quälen die Fragen nach dem Warum. Auf die kann ich Dir keine Antworten geben. Viel wichtiger empfinde ich das 'Wie weiter'. Und dafür sehe ich gerade nur den einen Weg über die psychologische Hilfe.

Gehe zu einem Arzt, erzähle, was los ist. Oder zum psychologischen Notdienst. Den gibt es in jeder größeren Klinik. Lasse Dir helfen. Damit Du wieder fester im Leben stehen kannst und diese Gedanken hinter Dir lassen kannst.

Du möchtest doch leben. Du möchtest Glück finden. Du möchtest, dass es klarer zur Vergangenheit gehört und Dich im Heute und Morgen nicht mehr so belastet. Pack es an!

Alles Gute, viel Kraft!
Dana

PS: Lass von Dir hören!